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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vielleicht ist bei Mehnert etwas zu erfahren.«
    »Schwerlich. Dieser Mensch gefällt mir auch nicht. Er weiß übrigens, daß wir Polizisten sind, und wird sich nicht sehr mit uns einlassen.«
    Trotzdem aber traten sie in seinen Laden, um sich die Trauringe auszusuchen. Sie ließen sie natürlich noch bei ihm, um Datum und Namen eingraviren zu lassen. Dann betrachteten sie sich auch die anderen vorhandenen Ringe, mehr in der Absicht, den Ladenbesitzer auszuforschen, als in Wirklichkeit etwas zu kaufen.
    Es kam ihnen auch nichts sehr Verlockendes vor die Augen. Was ihnen gefiel, war zu theuer, und das Billige fand ihren Beifall nicht. Zuletzt sahen sie noch, ganz bei Seite geschoben, eine kleine, einfache Pappschachtel, in welcher sich auf gewöhnlicher Watte zwei Ringe befanden.
    »Donnerwetter?« sagte Anton. »Die sind echt!«
    »Echt?« lachte Mehnert. »Würde ich echte Steine so in dieser Weise aufbewahren?«
    »Nicht echt? Ich möchte Gift darauf nehmen, daß es Diamanten sind!«
    »Gute, allerdings sehr gute Nachahmungen, weiter nichts.«
    »Wie ist der Preis?«
    »Zehn Gulden pro Stück.«
    »Was? Zehn Gulden? So billig? Da behalte ich einen.«
    »Ich auch,« meinte Adolf.
    »Aber ich wiederhole, daß es nur Imitation ist. Wenn die Herren sie wirklich behalten wollen, so –«
    »Nun was? Wir behalten sie.«
    »So möchte ich fast um eine Bescheinigung bitten, daß ich sie Ihnen als Imitation verkauft habe; es ist einfaches Alenconer Bergkrystall.«
    »Diese Bescheinigung sollen Sie haben. Jetzt können wir fast dicke thun. Kein Mensch wird uns beweisen können, daß diese Ringe unecht sind.«
    Als sie bezahlt hatten und seelenvergnügt den Laden verließen, lachte Mehnert höhnisch hinter ihnen her: »In die Falle gegangen! Jetzt ist mir Hulda sicher. Das ist mir außerordentlich leicht geworden, leichter, als ich dachte. Um dieses reizende Mädchen zur Frau zu bekommen, würde man noch ganz andere Dinge thun. Erstens ist sie schön und zweitens nun auch wohlhabend. Das Geschmeide repräsentirt zwar keinen Reichthum, ist aber doch soviel werth, wie ich selbst besitze. Wird sie meine Frau, so verdoppelt sich also mein Vermögen. Wie freue ich mich auf heute Abend!«
    Er brauchte nicht bis zum Abend zu warten, denn noch im Laufe des Nachmittags hatte er die freudige Ueberraschung, die Geliebte bei sich eintreten zu sehen. Als er sie nach der Ursache dieses unerwarteten Besuches fragte, antwortete sie: »Ich hatte doch nicht daran gedacht, daß diese Jette heute ihre Hälfte abholen werde.«
    »War sie bei Ihnen?«
    »Ja; aber ich habe mich verleugnen lassen. Ich konnte ihr doch nichts geben. Ich komme jetzt, um mir etwas von Ihnen zu holen, natürlich etwas Unechtes. Sie will gegen Abend wiederkommen; da gebe ich es ihr.«
    »Was soll es denn sein?«
    »Das ist gleichgiltig. Viel soll es nicht kosten. Die Bezahlung habe ich gleich mitgebracht.«
    »O bitte, das ist doch nicht nöthig!«
    »Warum nicht? Geschäft ist Geschäft. Daß Sie es mit mir abschließen, das ändert nichts an der Sache. Wie viel ist wohl hier dieses Armband werth?«
    Sie zog den genannten Gegenstand hervor, den er prüfend betrachtete. Er antwortete:
    »Ah, von den Sachen der Baronin von Helfenstein!«
    »Natürlich! Würden Sie es als Zahlung annehmen?«
    »Von Ihnen, ja, von einem Anderen aber nicht. Es mag über hundert Gulden gekostet haben, aber in Folge der Art und Weise, wie es in Ihren Besitz gekommen ist, verliert es bedeutend an Werth. Man muß den Stein herausnehmen und das Metall dann einschmelzen, der Sicherheit wegen. Ich kann wirklich nicht mehr als fünfzig Gulden bieten.«
    »Das genügt. Geben Sie mir für diese fünfzig Gulden andere Schmucksachen, die ich dann dieser Jette geben werde.«
    »Schön! Was aber werden Sie mit den übrigen Geschmeidegegenständen anfangen?«
    »Die erhalten Sie, natürlich als meine Aussteuer. Sie werden das Gold einschmelzen und die Steine beliebig verwerthen. Sobald diese beiden Spione in Strafe genommen sind, bin ich die Ihrige, und dann erhalten Sie die Sachen. Sind die Zwei vielleicht bereits hier gewesen?«
    »Ja.«
    »Wirklich? Haben Sie die Ringe verkauft?«
    »Gewiß. Es ist Alles ganz gut von statten gegangen.«
    »So wird unser Plan gelingen. Hoffentlich dauert es nicht lange, bis sie die Ringe ihren Mädchen geben.«
    »Das wird noch heute geschehen, wie ich aus ihren Reden zu errathen vermochte.«
    »Gut. Suchen wir also jetzt aus!«
    Er gab ihr für fünfzig Gulden

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