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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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minderwerthige Sachen. Sie hatte nichts dagegen, daß er sie dabei mit Zärtlichkeiten überschüttete. Beim Scheiden dann meinte er: »Es hat mich natürlich gefreut, Sie bei mir zu sehen, eigentlich aber wäre es mir lieber gewesen, wenn Sie nicht gekommen wären.«
    »Warum?«
    »Ich sollte Sie doch heute Abend aufsuchen, um Ihnen zu berichten, ob es mir gelungen ist, die beiden Ringe an den Mann zu bringen. Nun wünschen Sie vielleicht, daß dieser Besuch in Wegfall kommt. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut.«
    »Nun, ich will nicht grausam sein. Kommen Sie also!«
    Sie war kaum zu Hause angelangt, als die dicke Tochter des Apothekers wiederkam und nun ihre Schmucksachen erhielt. Jette war keineswegs sehr scharfsinnig; sie steckte die Gegenstände zu sich und dachte nicht daran, daß es möglich sei, übervortheilt zu sein.
    Der Paukenschläger Hauck hatte den ganzen Tag ohne Besinnung gelegen.
    Erst am Abend meldete die Wärterin, welche ihn zu beobachten hatte, dem Arzte, daß er die Augen geöffnet habe.
    »Hat er gesprochen?«
    »Nein, kein Wort. Sein Blick ist blöde und verständnißlos. Das Selbstbewußtsein scheint zu fehlen.«
    »Hoffentlich wird es bald wiederkehren. Ich werde gleich einmal zu ihm gehen.«
    Es stand doch besser, als die Wärterin gemeint hatte. Als der Arzt zu dem Patienten kam, saß dieser aufrecht im Bette und hielt die Hand an diejenige Stelle des Kopfes, an welche er den Schlag erhalten hatte. Sein Blick war nicht mehr blöde wie vorher und erwiderte den Gruß des Arztes.
    »Wo befinde ich mich denn?« fragte er dann.
    »Im Stadtkrankenhause.«
    »Warum denn? Wie bin ich denn hierher gekommen?«
    »Man hat Sie, besinnungslos auf der Straße liegend, gefunden.«
    »Besinnungslos? Mein Kopf thut weh.«
    »Sie müssen einen Hieb erhalten haben, der Sie sofort niedergeworfen hat.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Sind Sie nicht mit Jemand in Streit gerathen?«
    »Nein. Ich weiß überhaupt gar nicht, wo ich gewesen bin.«
    »Das wäre doch eigenthümlich! Sie können sich nicht mehr auf den Ort besinnen?«
    »Nein. Seit wann bin ich hier?«
    »Seit vergangener Nacht.«
    »Welcher Tag ist heute?«
    »Dienstag.«
    »So muß ich doch gestern im Tivoli gewesen sein, um mit Musik zu machen.«
    »Das ist allerdings der Fall. Man hat natürlich von Seiten der Polizei nachgeforscht. Sie sind im Tivoli gewesen, haben sich aber entfernt und sind nicht wieder gekommen.«
    »Das wäre sonderbar!«
    »Sie wissen also nicht, warum Sie fortgegangen sind?«
    »Nein.«
    »Aber doch, wo Sie gewesen sind?«
    »Auch nicht. Ich weiß nur, wer ich bin und daß ich mich hier befinde.«
    »Das ist ein Fall höchst interessanter Gedächtnißstörung, natürlich in Folge des Hiebes, den Sie erhalten haben. Ich hoffe, daß die Erinnerung zurückkehren wird, sobald sich die Anschwellung gesetzt haben wird.«
    »Bin ich verwundet?«
    »Eigentlich verwundet nicht, auch ist der Knochen nicht entzwei. Jedenfalls aber ist eine Blutansammlung vorhanden. Ist dieses Blut absorbirt, so sind Sie geheilt. So besinnen Sie sich also auf gar nichts, betreffs des gestrigen Abends?«
    »Nicht auf das Geringste.«
    »Sie sollen einmal getanzt haben.«
    »Getanzt? Das wäre fast ein Wunder. Ich pflege nicht zu tanzen. Wer soll denn meine Tänzerin gewesen sein?«
    »Das hat man noch nicht erfahren können. Man hat die betreffenden Erkundigungen bei Ihrem Musikdirector eingezogen. Dieser hat das Mädchen nicht gekannt.«
    »Ich muß mich doch wenigstens von ihm beurlaubt haben.«
    »Nein, das haben Sie nicht gethan. Sie haben sich einen Walzer bestellt, welcher auch gespielt worden ist, als Sie tanzten. Dann sind Sie nach Ihrem Platze zurückgekehrt, um denselben plötzlich wieder zu verlassen. Sie sind aus dem Saale fortgegangen, ohne wieder zu kommen.«
    »Das ist sonderbar! Wo mag ich gewesen sein?«
    »Das eben möchte man gern wissen. Vielleicht sind Sie auf der Straße mit irgend einem rohen Menschen in Streit gerathen, der Sie dann niederschlug.«
    »Fällt mir nicht ein. Erstens verkehre ich nicht mit rohen Menschen, zweitens streite ich mich mit keinem Anderen, wenigstens in der Weise, daß eine Prügelei entstehen könnte, und drittens bin ich stark und kräftig genug, es in einer Balgerei mit Zweien aufnehmen zu können. Hätte es auf der Straße so etwas gegeben, so müßten doch die Nachtwächter den Lärm gehört haben.«
    »Die haben freilich gar nichts gehört. Der Wächter, in dessen Reviere Sie gefunden worden

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