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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rohe Weise aber wirst Du gar nichts erreichen!«
    »Wollen das abwarten!«
    »Du kannst das Kind nicht ableugnen!«
    »Das Kind nicht, aber meine Vaterschaft.«
    »Du hast Dich in hundert Briefen als Vater gefühlt!«
    »Das beweist nicht, daß ich derselbe auch wirklich bin.«
    »Wie nun, wenn ich mit diesem Kinde und mit diesen Briefen einst vor Deine Braut träte?«
    »Ich würde Dich fortzubringen wissen.«
    »Deine Braut würde auf mich hören. Du treibst mich mit Deiner Härte zum Widerspruch. Ich bin gegenwärtig mittellos. Selbst wenn ich engagirt werde, bedarf ich einer Summe für die erste Zeit. Ich bin bereit, Dir alle meine Ansprüche zu verkaufen.«
    »Ich kaufe nichts, was ich auch ohne Geld haben kann!«
    »Unmensch!«
    »Gieb Dir keine Mühe! Du änderst die Ansicht doch nicht, welche ich jetzt von Dir habe. Du weißt also nun, was ich denke und was ich wünsche. Wir kennen einander nicht, und wir legen einander nichts in den Weg. Versuchst Du dennoch, das Letztere zu thun, so sorge ich dafür, daß man Dich einen Spaziergang nach dem Zuchthause unternehmen läßt. Lebewohl, und füge Dich darein.« –Mit dem Morgenzuge, welcher den Juden Salomon Levi nach Rollenburg gebracht hatte, war noch ein Anderer aus der Residenz gekommen, nämlich – der Baron Franz von Helfenstein.
    Er war seit dem Verschwinden seiner Frau sehr oft nach Rollenburg gekommen, um anzufragen, welche Erfolge die polizeilichen Recherchen und Nachuntersuchungen gehabt hatten. Die Antwort war stets dieselbe gewesen. Man hatte nicht die geringste Spur gefunden. Es gab nicht den mindesten Anhalt, dieses räthselhafte Verschwinden zu erklären.
    Er hatte seine Schritte natürlich nach der Anstalt des Directors Doctor Mars gelenkt, den er beim ersten Frühstück traf. Mars empfing ihn höflich und fragte: »Doch wieder in Sorge um die Verschwundene?«
    »Natürlich, lieber Doctor!«
    »Setzen Sie sich, Herr Baron!«
    »Hat man keinen Erfolg gehabt?«
    »Leider noch gar keinen.«
    »Welch’ eine Polizei!«
    »Sie ist nicht allwissend.«
    »Das braucht sie nicht zu sein. Sie soll nur scharf beobachten und dann gut combiniren.«
    »Wo und wie soll man beobachten, wenn man kein Object dazu findet?«
    »Das Object ist eben meine Frau.«
    »Sie ist ja nicht da. Nein, das Object der Beobachtung könnte eben nur meine Anstalt sein, und da hat sich eben nicht das kleinste Zeichen der Entführung finden lassen.«
    »Hm,« machte der Baron, indem er einen eigenthümlich forschenden Blick auf den Irrenarzt warf.
    »Was meinen Sie?« fragte dieser, als er diesen Blick, der ihm auffallen mußte, bemerkte.
    »Ich habe einen Gedanken, der mich nicht wieder verlassen will, seit er mir gekommen ist.«
    »Darf ich ihn erfahren?«
    »Ich weiß doch nicht!«
    »Ich meine, Herr Baron, daß wir nur dann Erfolg haben können, wenn wir Hand in Hand gehen. Und da ist vor allen Dingen die unumwundenste Aufrichtigkeit nöthig.«
    »Eigentlich.«
    »Also, bitte, aufrichtig zu sein!«
    »Und Sie werden mir es nicht übel nehmen?«
    »Ich bin mir keiner Schuld oder auch nur Nachlässigkeit bewußt; also kann von einem Uebelnehmen gar nicht die Rede sein.«
    »Nun wohl! Erinnern Sie sich noch unseres Gespräches bei meiner letzten Anwesenheit, ehe meine Frau verschwand?«
    »Ja.«
    »Es war da von einer Gratification die Rede?«
    »Glaube ich.«
    »Auch davon, daß der Tod besser sei als ein unheilbarer Wahnsinn. Besinnen Sie sich?«
    »Sehr gut.«
    »Ich gab Ihnen den Auftrag, eine Anweisung auszufertigen und zur Unterschrift einzusenden?«
    »Sie waren so gütig.«
    »Warum haben Sie das nicht gethan.«
    »Weil ich diese Gratification bis heute noch nicht verdient habe. Ihre Frau Gemahlin ist weder gestorben noch geheilt worden.«
    »Aber sie ist – – fort?«
    »Wollen Sie mich etwa dafür belohnen?«
    »Wenn Sie es verdienen!«
    »Ach, jetzt errathe ich! Herr Baron, ich glaube gar, Sie meinen, daß das Verschwinden Ihrer Frau mein Werk sei!«
    »Ich gebe zu, daß ich diesen Gedanken habe.«
    »Dann sind Sie freilich auf einem höchst bedeutenden Irrwege. Die Frau Baronin konnte entweder hergestellt werden oder sterben, Eins von Beiden.«
    »Oder verschwinden.«
    »Das lag außer aller Berechnung. Ein Abhandenkommen hat nicht die rechtlichen Folgen des Sterbens. Daran konnte Ihnen gar nichts liegen. Sie sehen, daß ich aufrichtig spreche.«
    »Aber zum Donnerwetter, wer kann denn ein Interesse daran haben, daß sie verschwinde!«
    »Das weiß der

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