Der verlorne Sohn
Alles gestehen.«
»Wie? Sie ist bei Dir?«
»Ja. Es steht den Gästen, welche ich geladen habe, eine sehr große Ueberraschung bevor.«
»Was Du Alles thust und wagst!«
»Als Fürst von Befour darf ich es.«
Da legte sie ihr Händchen auf seinen Arm und sagte:
»Darf ich einmal recht neugierig sein, lieber Gustav?«
»Frage nur immer zu!«
»Ist Befour ein stingirter Name?«
»Nein.«
»Es giebt also wirklich ein Befour?«
»Ja.«
»Wo liegt es?«
»Es ist eine Landschaft auf der Insel Madagaskar.«
»Ah, dort! Und giebt es auch einen Fürsten dort?«
»Ja freilich.«
»Aber Du, Du bist er nicht?«
»Wer sonst, meine liebe Alma?«
»Wirklich, wirklich?«
»Ja. Ich richtete nämlich meine Flucht nicht nach Amerika, wie die meisten mit dem Gesetze Zerfallenen es thun, sondern nach dem indischen Archipel. Ich war drei Jahre lang auf der Insel Borneo – –«
»Mein Gott! Unter den Wilden! Es soll dort sogar Menschenfresser geben!«
»Das ist allerdings wahr; aber ich bin mit ihnen gut verkommen. Ich war Diamantengräber und freute mich einer so reichen Ausbeute, daß ich sehr bald reich wurde. Da aber kamen die Engländer, und nun konnte ich mich nicht mehr wohl fühlen. Dieses Krämervolk besitzt kein Herz, sondern an dessen Stelle einen Klumpen Egoismus. Es gründet Colonieen, nur um sie auszubeuten. Es achtet keine Menschenrechte. Es schafft die Sclaverei der Neger ab, um desto besser die Bewohner seiner Colonieen in Fesseln zu schmieden. Ein unheilbares Zerwürfniß mit diesen Krämern trieb mich fort.«
»Wohin?«
»Ich hatte mir im Diamantensuchen eine wirkliche Geschicklichkeit angeeignet; dabei besaß ich vieles Glück. Ich beschloß also, dahin zu gehen, wo es Diamanten gab. Das Cap der Guten Hoffnung? Brasilien? An diesen Orten waren die dortigen Diamantenfelder mehr als gut bevölkert. Ich ging also nach Madagaskar, wo ich keine Concurrenz hatte, obgleich die edelsten der Steine in unvergleichlicher Größe und Schönheit gefunden wurden.«
»Und Du warst wieder glücklich?«
»Ja. Nach abermals einigen Jahren hatte ich mir unter den Eingeborenen eine solche Achtung und Sympathie erworben, daß ich es wagen konnte, die Landschaft von Befour für mich zu erwerben. Dort residirte ich. Mein Name drang nach Indien. Ich war zuweilen dort, um meine Steine den dortigen Großhändlern zu verkaufen. Es wurde mir bald zur anderen Heimath. Ich war ein Gegner der Engländer; aus diesem Grunde sympathisirte ich mit den Franzosen, obgleich sie mir sonst nicht sympathisch sind. Ihre Gouverneurs achteten meinen Rath, meine Ansichten. Sie befolgten dieselben zum Besten ihrer Colonieen. Die Kunde davon drang in’s Mutterland. Der Kaiser ließ mich auffordern, Druckschriften über meine indischen Besitzungen einzureichen. Ich that es; er zog Nutzen daraus und belohnte mich – allerdings in einer Weise, die ihm nichts kostete. Eines Tages erhielt ich meine Erhebung zum Prince de Befour. Ich war Fürst von Befour.«
»Und dieser Titel, dieser Rang ist nicht anzufechten?«
»Nein.«
»Ah! Ein Polizist, ein Försterssohn und – Fürst!«
»Sogar unser König erkennt diesen Titel an.«
»Du verkehrst am Hofe?«
»Sehr viel, aber nicht öffentlich.«
»Der König hat keine Ahnung, wer Du bist?«
»Sagen dürfte ich es nicht; aber er weiß es.«
»So ist er überzeugt, daß Du unschuldig bist?«
»Ja. Er war zur Zeit meiner Verurtheilung Kronprinz und hat ganz die Ansicht seines Vaters, des damaligen Königs, gehegt – Justizmord.«
»Ich erinnere mich noch sehr genau der Art und Weise, in welcher ich damals von der Majestät behandelt wurde, als ich –«
Sie stockte.
»Nun, als Du –«
»Als ich zu dem Könige ging und um Gnade für Dich bat.«
»Ich habe davon gehört. Es ist das gleich nach der Verhandlung und der Fällung des Urtheils gewesen.«
»Ja. Der König machte mir die bittersten Vorwürfe. Mein Gott, was waren sie gegen diejenigen, welche ich nur selbst dann machte. Aber, lieber Gustav, ich denke, man wartet auf uns.«
»So werden wir wohl gehen müssen.«
»Läßt Du Dich so sehen, wie jetzt hier.?«
»Nein. Die Maske wird wieder angelegt.«
»Sie ist vortrefflich. Ich habe nicht geglaubt, daß man sich so verändern kann.«
»Ich lernte diese Kunst von indischen Gauklern. Hoffentlich, mein süßer Sonnenstrahl, werde ich Dich nun öfters hier sehen, da Du einmal weißt, wer ich bin.«
»Gewiß, ganz gewiß! Und Du mußt auch zu mir kommen! Aber weißt Du, Gustav,
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