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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vater wohnte, sein Pflegevater?«

»In späterer Zeit Wasserstraße Nummer Elf.«
    »Verdammt und abermals verdammt! Hatte der Junge irgend ein Kennzeichen bei sich?«
    »Eine Kette mit einem goldenen Herzchen.«
    »Die haben Sie mit in das Findelhaus gegeben?«
    »Ja.«
    »Sie dreifacher Esel und zehnfacher Dummkopf!«
    »Hm! Ich wollte, ich wäre damals noch hundertmal dümmer gewesen und hätte mich mit der ganzen Geschichte gar nicht eingelassen. Sie sind mein Teufel gewesen.«
    »Dieser Robert Bertram kann mir noch heute die ganze Baronie abnehmen.«
    »Das kann er allerdings, wenn ich auftrete!«
    »Das werden Sie aber wohl bleiben lassen!«
    »Wenn Sie morgen zahlen, schweige ich!«
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich bezahlen werde.«
    »Sie machten zwei Bedingungen. Die erste habe ich jetzt erfüllt; nun sagen Sie mir die zweite!«
    »Die läuft auf Ihre Sicherheit hinaus.«
    »Wirklich? Das wäre sehr schön von Ihnen!«
    Das klang geradezu höhnisch. Der Baron kehrte sich nicht daran. Er fuhr fort: »Wo wollen Sie bleiben bis morgen?«
    »Jetzt weiß ich es noch nicht.«
    »Sie befinden sich überall in Gefahr.«
    »Allerdings, doch hoffe ich schon, für so kurze Zeit ein heimliches Plätzchen zu finden.«
    »Es ist schon gefunden.«
    »Ah! Wo denn?«
    »Bei mir.«
    »Danke sehr, Herr Baron!«
    »Wie? Sie schlagen es aus?«
    »Wie Sie hören.«
    »Warum?«
    »Ich habe meine guten Gründe.«
    »Aber gerade das ist die zweite Bedingung, die ich stelle. Sie holen jetzt Ihren Sohn hierher!«
    Der Schmied stieß ein eigenthümlich höhnisches Kichern aus, daß der Fürst im Stillen wünschte, sein Gesicht zu sehen.
    »Und ich erwarte Sie unten an einer geheimen Thür,« fuhr der Baron fort.
    »Schön! Befehlen Sie weiter!«
    »Ich beherberge Sie bis morgen Nacht. Da zahle ich Ihnen das Geld aus, gebe Ihnen gute Pässe und eine ebenso vortreffliche Verkleidung und bringe Sie dann mit meinem eigenen Geschirr nach einem entlegenen Bahnhofe, von welchem aus Sie Ihre Reise mit größter Sicherheit antreten können.«
    »Das alles wollen Sie thun?«
    »Ja.«
    »Welch’ ein gutes Herz Sie haben!«
    »Sie haben mir treu gedient!«
    »Dafür wollen Sie uns erkenntlich sein!«
    »Ja, gewiß!«
    »Und wir sind doch so undankbar!«
    »Wieso?«
    »Wir nehmen Ihren menschenfreundlichen Vorschlag leider Gottes nicht an, Herr Baron.«
    »Nicht? Warum nicht?«
    »Aus keinem als dem einzigen Grunde, daß wir zwei verteufelt vorsichtige Kerle sind.«
    »Was soll das heißen? Ich hoffe doch nicht – – –«
    »Was hoffen Sie nicht?«
    »Das Sie mir mißtrauen.«
    »Ja, gerade das thun wir.«
    »Alle Teufel!«
    »Hm, und doch! Da helfen selbst alle Teufel nichts. Wir bekämen bei Ihnen ein Asyl, welches unser letztes, unser allerletztes sein würde. Davon bin ich überzeugt.«
    »Wolf!« brauste der Baron auf.
    »Pah! Sie haben für Ihren Cousin ein Rasirmesser und für den Hauptmann von Hellenbach eine Kugel gehabt. Den kleinen Robert sollte ich in Ihrem Auftrage ermorden – – das Alles, weil Ihnen diese Personen im Wege waren. Jetzt sind wir Beide Ihnen im Wege, ganz sackermentisch im Wege. Ich danke für das Asyl, welches Sie uns bieten. Sie haben als Waldkönig und als Hauptmann kein Gewissen gehabt; jetzt ist Ihre Frau verschwunden, wie ich gehört habe. – Donnerwetter! Ich will auswandern, aber verschwinden will ich nicht.«
    Da trat der Baron einen Schritt auf ihn zu und sagte mit vor Zorn zischender Stimme: »Mensch, das wagst Du mir zu sagen, mir, Deinem Herrn und Meister?«
    »Oh, mit der Herr-und Meisterschaft hat es ein Ende!«
    »Ich kann Dich zermalmen!«
    »Das geht nicht so schnell! Hier stehe ich. Fassen Sie mich einmal an! Noch sind meine Schmiedefäuste von Eisen. Und wenn Sie zu anderen Waffen greifen, so habe ich hier diesen geladenen Revolver. Er hat seinem Besitzer, dem erstochenen Actuar, keinen Nutzen gebracht, zu meinem Schutze aber würde er mehr als ausreichen!«
    »Pah! Es giebt andere Mittel!«
    »Etwa Gift, Säure oder Gas? Ich sage Ihnen: Jetzt ist es an Ihrer Uhr dreiviertel auf Elf. Bin ich um Elf noch nicht bei meinem Sohne, so geht er auf die Polizei und läßt Sie arretiren. So haben wir es besprochen, und so wird es gemacht. Darauf verlassen Sie sich!«
    »O, er wird sich hüten, sich selbst in’s unvermeidliche Verderben zu stürzen.«
    »Sie wären so ein Feigling; er aber ist ein Wolf; er ist mein Sohn.
    Er fürchtet den Tod nicht. Ich warne Sie! Lassen Sie keine Minute zuviel

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