Der verlorne Sohn
passende Leute.«
»Wie wollen sie in die Zimmer kommen?«
»Das wäre das Leichteste.«
»Mir aber würde man doch wohl nichts davon geben!«
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht mit geholfen habe.«
»O, Sie haben freilich mit zu helfen!«
»Wieso?«
»Das kann auf mehrerlei Weise geschehen. Vor allen Dingen hätten Sie die Zeit anzugeben, wann es paßt, also zum Beispiel, wenn Ihre Herrin ausgeht.«
»Nur das? Weiter nichts?«
»Weiter nichts, guten Falls.«
»Wem hätte ich das zu sagen?«
»Einem fremden Herrn, welcher im Hotel wohnen würde.«
»Ach so! Ich beginne zu begreifen. Es würden wohl mehrere fremde Herren da wohnen?«
»Natürlich.«
»Diese Herren gehören zu Ihren Leuten?«
»Hm! Davon spricht man nicht.«
»O, davon spricht man im Gegentheile sehr! Ich müßte doch wissen, von wem ich meinen Antheil zu bekommen hätte.«
»Von mir natürlich.«
»Wer garantirt mir dafür?«
»Ich! Mißtrauen Sie mir etwa?«
»Nein, gar nicht, obgleich ich nicht wüßte, wo ich Sie zu treffen hätte.«
»Hier, wo Sie mich heute gefunden haben.«
»Schön! Es läßt sich wenigstens über die Sache sprechen.«
»Das denke ich auch. Es können für Sie zehntausend Gulden abfallen, und vielleicht noch mehr.«
»Herr meines Lebens!«
»So viel ganz gewiß!«
»Wann würde ich sie bekommen?«
»Gleich denselben Abend noch.«
»Und der Coup würde am Tage geschehen?«
»Ja.«
»Wäre das nicht zu gefährlich?«
»Gar nicht. Am Tage operirt man sicherer, als des Nachts.«
»Wenn Jemand dazu käme!«
»Das wird leicht zu verhüten sein. Vier fremde Reisende treffen ein. Zwei operiren und Zwei halten das Personal ab, sich um die Sache zu bekümmern. Wollen Sie mitmachen?«
»Sapperment! Es sticht mir in die Augen; aber es kommt mir wirklich zu – zu – es überrumpelt mich!«
»Na, es ist auch nur so ein Vorschlag, ein Gedanke, so eine Idee. Ob ich es thun würde, das ist sehr die Frage. Man hat andere Engagements.«
»Aber Geld bringt es ein, horrentes Geld!« sagte Adolf, indem er sich ganz begeistert stellte.
»Natürlich! Das ist wahr.«
»Und ich wäre gerettet!«
»Sie hätten sogar noch Tausende übrig.«
»Das ist wahr; das stimmt!«
»Sie brauchten nicht mehr zu dienen. Sie könnten sich eine Restauration oder ein kleines Hotel pachten.«
»Himmeldonnerwetter! Dieser Gedanke ist gar nicht so übel! Wenn es nur auch so einträfe!«
»Sie haben es in der Hand!«
»Ja. Wenn man nur gewiß wüßte, daß man nicht dabei in neues Unglück käme!«
»Ich habe es Ihnen ja gesagt und erklärt, daß auf Sie gar kein Verdacht fallen kann. Sie geben nur den betreffenden Wink, daß es passend ist. Dann ziehen Sie sich zurück. Das Uebrige ist dann unsere Sache.«
»Sie machen mir es wirklich wie Honigkuchen vor.«
»Es ist auch wirklich nicht anders. Sie werden im Handumdrehen ein reicher Mann, ohne alles Risico, ohne alle Gefahr. Wollen Sie? Schlagen Sie ein!«
Er hielt ihm die Hand entgegen. Adolf that, als ob er einschlagen wolle, zog aber die Hand wieder zurück und sagte: »Hm! Es ist doch ein eigenthümliches Gefühl, welches Einem dabei über die Haut läuft. Wenn ich es mir wenigstens vorher noch einmal überlegen könnte!«
»Warum? Wer schnell handelt, der handelt gut!«
»Schnell, aber nicht vorschnell!«
»Wie lange wollen Sie denn überlegen?«
»Nur bis morgen.«
»Bedenken Sie, wie nothwendig Sie Geld brauchen!«
»Das weiß ich eben, sonst fiel es mir gar nicht ein, an so Etwas zu denken!«
»Also bis morgen Abend?«
»Ja.«
»Zwölf Uhr?«
»Wie Sie befehlen. Sind Sie wieder hier?«
»Ich werde Sie erwarten. Aber ich sage Ihnen Eins: Von Dem, was wir hier besprochen haben, darf nicht ein einziges Wort über Ihre Lippen kommen!«
»Das versteht sich von selbst. Es würde ja mein eigener Schade sein. Schweigen kann ich.«
»Ich hoffe es. Gute Nacht!«
»Gute Nacht!«
Sie trennten sich. Der Hauptmann murmelte vor sich hin.
»Die Angel ist gut; der Fisch beißt an. Ich bin überzeugt, daß er mir morgen Abend mit Freuden seine Zustimmung geben wird. Alle Teufel! Heute räumen wir beim Fürsten auf und sodann bei der Tänzerin! Ich bin eigentlich ein Esel, mir solche Sorgen zu machen!«
Der Fürst hatte mit Anton wohl gegen eine Stunde in dem Versteck gesessen und sich leise mit ihm unterhalten, ohne daß sie etwas Ungewöhnliches bemerkten. Das Heulen des Windes drang bis herab zu ihnen, so daß es schwer war, die leisen Schritte eines Mannes zu
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