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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Fürst Niu erhob sich und nickte seinem obersten Gefolgsmann Okita zu, der an seine Seite kam. Dann flüsterte Niu ihm etwas ins Ohr. Okita lauschte, nickte und verließ das Gemach. Midori fragte sich, was vor sich ging. Sie betete, ihr Vater möge seine Meinung über Hirata ändern.
    »Liebst du diesen Mann?«, fragte Fürst Niu.
    Midori glaubte, ihr Vater würde sich erweichen lassen. Hatte er Okita zu Hiratas Vater geschickt, ihn um Verzeihung gebeten und einen neuen miai vorgeschlagen, damit die Heiratsverhandlungen wieder aufgenommen werden konnten?
    »Ja, ich liebe Hirata- san «, antwortete Midori, zwischen Angst und Freude hin- und hergerissen.
    Ein leichtes Stirnrunzeln verfinsterte Fürst Nius Miene. Sein rechtes Auge drehte sich langsam. »Ich erlaube dir zu heiraten, und ich wünsche, dass du eine gute Partie machst. Aber ich verbiete dir, Hirata zu heiraten.«
    Von Enttäuschung überwältigt, riss Midori den Mund auf.
    »Auch wenn er gute Verbindungen hat – ich traue weder ihm noch seinem Vater«, sagte Fürst Niu. »Eine Ehe ist keine Garantie, dass Hirata und sein Klan sich mir gegenüber friedfertig und freundschaftlich zeigen. Sie würden mir sofort nach der Hochzeit die Kehle durchschneiden und meine Provinz in Schutt und Asche legen. Du wirst einen Verbündeten heiraten, dem ich vertrauen kann. Nein, ich werde einen geeigneten Ehemann für dich suchen, so schnell es geht.«
    Midori wollte weder ein uneheliches Kind zur Welt bringen noch wollte sie dieses Kind in der Ehe mit einem Fremden großziehen. »Bitte, Vater, ich möchte keinen anderen Mann als Hirata- san heiraten!« Verzweifelt warf sie sich Fürst Niu zu Füßen. »Er liebt mich ebenso wie ich ihn. Wir müssen zusammen sein!«
    »Halt den Mund!«, herrschte Fürst Niu sie an. »Du wirst tun, was ich sage!«
    »Wenn ich Hirata- san nicht heiraten kann, will ich sterben!« Midori fing an zu weinen.
    »Ich befehle dir, dich von ihm loszusagen.«
    »Nein. Bitte, Vater …«
    »Entweder du sagst dich von ihm los oder ich töte dich.«
    Fürst Niu zog Midoris Kopf an den Haaren nach hinten und hielt ihr den Dolch an die Kehle. Midori schrie vor Angst und Entsetzen. Sie wollte nicht nachgeben, doch als sie den kalten Stahl an der Kehle spürte, wusste sie, dass es ihrem Vater ernst war. Sie hätte sich eher töten lassen, als Hirata aufzugeben, doch sie musste ihr ungeborenes Kind beschützen.
    »Gut!«, rief sie. »Ich gebe Hirata- san auf. Aber ich bitte dich, tu mir nichts!«
    »So ist es schon besser.« Fürst Niu ließ lächelnd von ihr ab und stand auf. Midori brach zusammen. »Du wirst mir jetzt versprechen, dass du den Gemahl akzeptierst, den ich für dich auswähle, oder du heiratest den ersten Mann, der an meinem Tor vorübergeht.«
    »Nein!« Neuerliche Angst weckte erneut Midoris Trotz.
    Fürst Niu neigte den Kopf zur Seite und lauschte den Schritten auf dem Gang. »Ah! Da ist er ja!«
    Okita betrat in Begleitung eines Mannes den Raum. Der Mann hatte zerzaustes Haar, ihm fehlten Zähne, und er war in verdreckte Lumpen gehüllt. In der Hand trug er die Schale eines Bettlers, in der ein paar Münzen lagen. Okita schob den Bettler, der demütig den Blick senkte, zu Fürst Niu hin.
    »Ich grüße Euch!«, sagte Fürst Niu, als wäre der Bettler ein Würdenträger, der ihm einen offiziellen Besuch abstattete. »Und ich danke für Euer Kommen.«
    »Es … es ist mir eine Ehre«, stammelte der Bettler, der sich sichtlich wunderte, vom daimyō empfangen und wie ein hoher Herr behandelt zu werden.
    Fürst Niu zog Midori zu dem Bettler hin. Sie musste würgen, als ihr der Gestank des Mannes in die Nase stieg.
    »Das ist meine Tochter«, sagte Fürst Niu. »Würde es Euch gefallen, sie zu heiraten?«
    Der Bettler stutzte über das unerwartete Glück. »Das würde mir sehr gut gefallen, Herr, wenn es Euer Wunsch ist.«
    Fürst Niu starrte Midori wütend an. »Versprichst du es?«
    Die Hoffnung starb, und ihr Widerstand erlahmte. »Ich verspreche es«, flüsterte sie.

23.

D as Tagebuch der Kurtisane Wisterie:
     
    Während ich an meinem Fenster sitze und schreibe, schaue ich hinunter auf die Straße, auf der sich ausgelassene Menschen tummeln. Die Kirschbäume in den Kübeln tragen rosa Blüten, deren Blätter wie Schnee zu Boden fallen. Wie vergänglich ihre Schönheit doch ist! Und wie vergänglich war das Glück, von dem ich hoffte, es würde ewig währen.
    Vor vier Jahren stand ich neben Sano -san im Gesellschaftszimmer des ageya . Er

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