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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Auseinandersetzung vermied, die ihre beiden unmittelbaren Vorgesetzten – den Shōgun und den Kammerherrn – in ihren Privatkrieg hineingezogen hätte.
    »Ich ziehe es vor, mir meine Informationen selbst zu beschaffen, anstatt sie von Euch zu erfragen«, erwiderte Sano mit ruhiger, aber frostiger Stimme und blickte seinem Widersacher fest in die Augen.
    Hirata und die Sonderermittler scharten sich um Sano, während die Polizisten sich um Hoshina drängten. Drückende Stille breitete sich aus. Der Wind frischte auf, und eine Böe trug das Geräusch zorniger Stimmen heran, die irgendwo im weitläufigen Vergnügungsviertel derbe Flüche riefen. Plötzlich kicherte Hoshina, als wäre seine Aufsässigkeit bloß ein Scherz gewesen. Er trat zur Seite und gab Sano und seinen Leuten den Weg zur Tür frei, folgte ihnen jedoch, als sie das ageya betraten. Sie durchquerten den Eingangsbereich, gingen an einem Podium vorbei, auf dem ein Wachmann kniete, und schritten einen Gang hinunter. Zu beiden Seiten befanden sich Gemächer, die mittels beweglicher Trennwände aus papierbespannten Holzgittern voneinander abgeteilt waren. Schließlich gelangte Sano in das große Gesellschaftszimmer, in dem eine Laterne weiches, gelbes Licht verströmte; hier saßen zwei hübsche Kurtisanen, acht mürrisch blickende Samurai, mehrere schlicht gekleidete Frauen, bei denen es sich offenbar um Dienerinnen handelte, sowie ein gedrungener älterer Mann in einem grauen Umhang. Sie alle blickten auf und musterten Sano und Hirata mit angespannten, wachsamen Blicken. Dann erhob sich der ältere Mann, eilte zu Sano und kniete vor ihm nieder.
    »Erlaubt mir, Herr, dass ich mich vorstelle«, sagte er beflissen und verbeugte sich tief. »Ich bin Eigoro, der Besitzer des Owariya. Was für ein schrecklicher Tag für mich, Herr! Noch nie ist in meinem Haus etwas so Furchtbares geschehen!« Eigoro zitterte am ganzen Körper; offenbar befürchtete er, der sōsakan-sama könne ihn für den Mord an Fürst Mitsuyoshi verantwortlich machen. »Ihr müsst mir glauben, dass niemand aus meinem Haus diese schreckliche Tat begangen hat!«
    »Beruhigt Euch«, sagte Sano. »Niemand gibt Euch irgendeine Schuld.« Aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit: Jeder, der sich zum Zeitpunkt des Mordes in Yoshiwara aufgehalten hatte – auch Eigoro, seine Kurtisanen und die Dienerschaft –, zählte bis zum Beweis seiner Unschuld zu den Verdächtigen. »Zeigt mir, wo Fürst Mitsuyoshi ermordet wurde.«
    »Gewiss, Herr, gewiss!« Eigoro stemmte sich hoch.
    »Ihr braucht die Hilfe dieses Mannes nicht«, meldete Hoshina sich zu Wort. »Ich kann Euch den Tatort zeigen.«
    Sano erwog kurz, Hoshina des Hauses zu verweisen, beschloss dann aber, so zu tun, als hätte er ihn gar nicht gehört. Es wäre zu gefährlich gewesen, den Geliebten des Kammerherrn Yanagisawa gegen sich aufzubringen. Außerdem benötigte Sano den Polizeikommandeur nicht, um an Informationen zu gelangen. Hoshina hätte ohnehin nur versucht, ihn auf eine falsche Fährte zu locken.
    Sano ließ den Blick über die Personen im Gesellschaftszimmer schweifen – vier Samurai, in denen er Gefolgsleute von Fürst Mitsuyoshi erkannte, vier weitere Samurai, die Kurtisanen sowie mehrere Dienerinnen –, dann wandte er sich an den Bordellbesitzer. »Waren alle diese Leute gestern Abend schon bei Euch?«
    »Ja, Herr«, sagte Eigoro.
    Sano befahl Hirata und seinen Ermittlern, die Anwesenden zu vernehmen, während er selbst sich vom Bordellbesitzer ins Obergeschoss und in ein Gemach im vorderen, zur Straße gelegenen Teil des Hauses führen ließ. Sanos Blick fiel auf einen vergoldeten Wandschirm, flackernde Laternen und kunstvolle Landschaftsgemälde an den Wänden. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Männer, die sich im Gemach aufhielten. Zwei Soldaten beugten sich über eine Gestalt, die auf einem Futon lag, in ein Leichentuch gewickelt, um sie auf eine Trage zu heben. Ein Polizeioffizier im Range eines yoriki durchwühlte Kleidungsstücke, die auf dem Tatami-Fußboden lagen; ein zweiter yoriki durchsuchte die Schubladen eines Wandschranks. Sano erkannte die beiden Männer auf Anhieb, und Zorn stieg in ihm auf.
    »Hayashi- san ! Yamaga- san !«, rief er. Wie konnten sie es wagen, ohne seine Erlaubnis den Tatort zu durchsuchen? Wie konnten sie den Soldaten erlauben, die Leiche fortzubringen, bevor er, Sano, das Zimmer und den Toten in Augenschein genommen hatte?
    »Rührt nichts an!«, befahl er den beiden yoriki

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