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Fünf Brüder wie wir

Fünf Brüder wie wir

Titel: Fünf Brüder wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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„Jungs“, sagte Mama, „alle mal herhören! Ich habe euch eine frohe Botschaft zu verkünden.“
    Es war an einem Abend im Jahr 1967 und nicht mehr lange bis Weihnachten. Papa war noch nicht zu Hause und wir waren alle in der Küche, Abendessen vorbereiten.
    Normalerweise mag ich diese Zeit am Tag sehr gern: Es riecht gut, es ist schön warm, das Fenster ist beschlagen und während ich Mama helfe, kann ich mich mit ihr unterhalten. Aber diesmal wimmelte es in der Küche von den Kleinen, alle stritten laut und Mama wurde immer nervöser, keine Ahnung, warum.
    „Eine frohe Botschaft?“, fragte Jean Eins. „Super! Heißt das, es gibt heute Pommes frites?“
    Jean Drei prustete los. Wir pulten nämlich gerade Erbsen aus. Mama schwört auf gedämpftes Gemüse, Kräutersuppe und gesunde Rohkostteller voller Vitamine.
    Was ich bei den Erbsen ein bisschen komisch finde, ist, wie man sie öffnet: Man schlitzt die Schote mit dem Fingernagel auf, drinnen ist dann eine weiche Hülle und in ihr sitzen die grünen Erbsen aufgereiht, rund und glänzend wie Pistolenkugeln.
    Jean Drei hat sich davon gleich ein paar in die Nasenlöcher gesteckt. Wir mussten ihn an den Füßen hochheben und kräftig schütteln, damit sie wieder rausfielen. Da hat Mama sich etwas aufgeregt.

    „Gleich setzt’s was!“, sagte sie. „Wenn ich euch ein Mal bitte, mir zu helfen.“
    Danach hat Jean Fünf den Teller umgeschmissen und wir sind auf allen vieren auf dem Fliesenboden in der Küche hin und her gekrabbelt, um die herumkullernden Erbsen einzusammeln. Es war wie Murmeln spielen, nur mit viel mehr Murmeln. Wir haben uns kringelig gelacht, und dann hat es die erste Ohrfeige gesetzt und es war überhaupt nicht mehr komisch.
    „Wie ihr wollt“, sagte Mama. „Dann alle raus hier, ins Wohnzimmer, und zwar dalli, dalli.“
    So läuft das immer, wenn wir ihr alle gleichzeitig helfen wollen. Wegen einer winzigen Kleinigkeit wird Mama auf einmal wütend: Solche Kinder wie uns habe sie ja noch nie gesehen! Als würden wir das extra machen, um sie zu ärgern.
    „Wie ihr wollt“, sagte sie noch einmal. „Wenn ihr euch nicht benehmen könnt, werdet ihr auch nicht die frohe Botschaft erfahren.“
    „Kriegen wir ein neues Auto?“, fragte Jean Drei.
    „Viel besser“, sagte Mama.
    „Kaufen wir einen Fernseher?“, fragte Jean Eins.
    „Noch viel besser. Kommt denn keiner drauf?“
    Wir schauten uns wortlos an. Was konnte besser als ein Fernseher sein?
    Jean Eins, der die Dinge zielstrebig anpackt, hatte uns ein paar Tage vorher klargemacht, dass wir es mit ihm zu tun bekommen würden, wenn einer von uns es wagte, sich zu Weihnachten etwas anderes als einen Fernseher zu wünschen. Keine elektrische Eisenbahn, kein Cowboykostüm oder Spielzeuggewehr. Schluss mit Plüschtieren und Süßigkeiten. Wenn wir alle nur diesen einen Wunsch hätten, würden Papa und Mama schließlich nachgeben.
    Er hat sogar den Kleinen, die noch nicht schreiben können, die Hand geführt:
    Lieber Weihnachtsmann,
    wir waren das ganze Jahr über brav. Als Geschenk wünschen wir uns einen Fernseher, sonst nichts, bitte, bitte.
    Unterzeichnet: Jean Vier und Jean Fünf
    PS: Wir haben keinen Kamin, aber durchs Wohnzimmerfenster passt er auch gut.
    „Und was ist mit meinem Zorro-Schwert?“, hatte Jean Drei protestiert. „Ich will es trotzdem haben.“
    „Nichts da“, sagte Jean Eins. „Ein Fernseher oder der Tod.“
    Man muss dazu sagen, dass Jean Eins der Älteste ist. Weil er eine Brille hat, hält er sich für den Boss, so wie Joe Dalton. Vor allem wenn wir wie an diesem Abend in unseren gestreiften Schlafanzügen im Halbkreis auf dem Wohnzimmerteppich stehen. Die Hosentaschen unserer Schlafanzüge haben wir mit Erbsen vollgestopft, mit denen wir später die Schildkröte und das Meerschweinchen füttern wollen.
    Das mit Jean Eins, Jean Zwei, Jean Drei, Jean Vier und Jean Fünf war Papas Idee.
    Papa hatte noch nie ein gutes Gedächtnis. Einmal musste er bei der Auskunft anrufen, weil er unsere Telefonnummer vergessen hatte. Als wir dann auf die Welt gekommen sind, fand er es am praktischsten, uns alle Jean zu nennen, nach unserem Opa Jean. Weil er sich das so besser merken kann, sagt er. Mama hat dann wohl durchgesetzt, dass wir alle noch einen zweiten Vornamen bekommen haben, in alphabetischer Reihenfolge, weil sie sehr auf Ordnung hält. Aber Doppelnamen mögen wir nicht so sehr, vor allem nicht, wenn man den zweiten Vornamen abkürzt.
    Fünf Jungs, das kommt schon

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