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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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das Messer sahen. Rapp feuerte aus der Hüfte. Zwei Schüsse in weniger als einer Sekunde. Der Mann auf dem Sessel wurde mitten in die Stirn getroffen. Der andere bekam die Kugel direkt unter die rechte Augenbraue. Er machte einen Schritt vor, ehe seine Beine unter ihm nachzugeben begannen. Rapp eilte rasch zu ihm hin, um ihn aufzufangen. Mit dem Messer in der rechten Hand streckte er den Arm nach ihm aus, damit der Mann nicht allzu hart auf dem Boden landete. Der Bodyguard sank auf die Knie und fiel dann zur Seite. Rapp jagte jedem der beiden noch eine Kugel in den Kopf und steckte das Messer wieder ein.
    »Los, gehen wir«, forderte er Speyer auf, packte ihn am Mantel und zog ihn über den Flur.
    Sie erreichten das große Wohnzimmer und wandten sich nach links. Alles war genau so, wie Speyer es ihm beschrieben hatte. Die Doppeltür zur Bibliothek lag genau geradeaus. Er schob Speyer weiter, damit er den Mann vor sich hatte und ihn sehen konnte. Sie traten durch die Tür, und Rapp schob Speyer nach rechts, während er selbst geradeaus weiterging, damit er freie Schusslinie hatte. So war er zwar völlig ungeschützt, aber er wollte vermeiden, dass Speyer ihn mit einer unvorhergesehenen Bewegung an einem gezielten Schuss hinderte.
    Gordievsky stand am anderen Ende des Billardtisches und wollte sich gerade mit dem Stock vorbeugen. Sein kahler Schädel glänzte im Licht der Deckenbeleuchtung, und seine Lippen bewegten sich, um etwas zu sagen, doch es kam kein Ton mehr heraus. Die Kugel traf ihn in die Stirn und hinterließ einen deutlich sichtbaren roten Punkt. Gordievskys Knie gaben unter ihm nach, und sein Kinn krachte gegen die Tischkante. Im nächsten Augenblick war er verschwunden. Green stand am anderen Ende des Tisches, beide Hände am Billardstock, die Spitze vor seinem Kinn. Das Gewicht war nach hinten verlagert, die Haltung leicht gebeugt. Hier stand ein Mann, der andere dafür bezahlte, dass sie die Drecksarbeit für ihn erledigten.
    Green sah Rapp an und sagte, ohne mit der Wimper zu zucken: »Was immer sie Ihnen zahlen – ich zahle Ihnen das Doppelte.«
    Rapp lachte. »Ich bin nicht zu kaufen. Ich bin hier im Namen der amerikanischen Regierung, du Scheißkerl.« Rapp drückte ab. Die Kugel traf Green mitten zwischen die Augen, und der Milliardär sank mit dem Billardstock in der Hand zu Boden. Rapp ging zu ihm und jagte ihm noch drei Kugeln in die Brust.
    Danach drückte er den Sendeknopf seines Funkgeräts. »Hier oben ist alles in Ordnung. Ich schicke den Aufzug runter. Nicht vergessen, der Müll muss in spätestens einer Stunde draußen sein.«
    Das Gesicht des Bankers war kreidebleich, und er zitterte am ganzen Körper. Rapp ging zu ihm und sagte: »Lassen Sie sich das eine Lehre sein, Joseph. Solange Sie ehrlich zu mir sind und nichts tun, was mir oder meinem Land schadet, wird Ihnen das hier sicher nicht passieren. Aber so wahr mir Gott helfe, wenn Sie irgendwelche krummen Tricks versuchen, nur ein einziges Mal, dann enden Sie genauso wie diese beiden gierigen Drecksäcke hier.«

54
Im Weißen Haus, Washington D. C.
    Irene Kennedy hielt ihre Handtasche in der einen Hand und den täglichen Bericht für den Präsidenten in der anderen. Sie wusste längst nicht mehr, wie oft sie dieses PDB, das President’s Daily Brief, an Präsident Hayes abgeliefert hatte, aber es war in der Regel viermal die Woche gewesen, und das über zwei Jahre hinweg. Das PDB war so etwas wie ein streng geheimes Journal, die vom Office of Current Production and Analytical Support der CIA zusammengestellt wurde. Präsident Hayes las das Dokument jeden Morgen, so wie andere Zeitungen.
    Kennedy blieb vor dem privaten Esszimmer des Präsidenten stehen und lächelte dem Secret-Service-Agenten zu, der draußen Wache stand. Die Direktorin der CIA hatte nicht gut geschlafen, was jedoch nichts mit Rapp zu tun hatte. Als sie zu Bett gegangen war, hatte er sich gerade am Flughafen auf seinen Flug vorbereitet. Greens Penthouse war gesäubert und die Leichen entfernt worden. Dennoch war noch längst nicht alles erledigt. Es musste jetzt alles perfekt klappen, sonst würde die ohnehin schon prekäre Situation noch schlimmer werden. Das Schwierigste daran war, dass sie bei dem, was sie vorhatte, bestimmte Personen ins Vertrauen ziehen musste. Personen, die einen Eid darauf geschworen hatten, die Gesetze und die Verfassung zu schützen. Gewiss, sie konnte mit dem Verständnis dieser Leute rechnen – zumal die Alternative gewesen wäre, an die

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