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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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nicht erst auf mich gewartet«, stellte Rapp fest.
    Kennedy schrieb noch eine Notiz zu Ende und schloss dann die Akte. »José hat gemeint, wir müssten die Sache sehr geschickt einfädeln.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    Kennedy wollte sich nicht mit ihm streiten. »Es hat sich eine Gelegenheit geboten.«
    »Das sehe ich. Ein Herzinfarkt im Oval Office. Verdammt, wer das durchgezogen hat, der muss schon eine Menge Mumm haben.«
    Kennedy nahm die Lesebrille ab und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
    »Was habt ihr mit ihm gemacht – vergiftet?«
    Sie nickte.
    »José mag solche raffinierten Sachen. Ich habe im Radio gehört, dass er Herzprobleme hatte, so wie mehrere Mitglieder seiner Familie.«
    »Ja. Ein Journalist hat es im Wahlkampf herausgefunden, aber ich wusste es schon vorher.«
    »Woher?«
    »Als er sich nach dem College hier bewarb, wollte er in die Operationsabteilung.«
    »Ach, wirklich?«
    »Er hat den körperlichen Eignungstest nicht bestanden. Sie haben herausgefunden, dass er einen sogenannten Mitralklappenprolaps hatte.«
    »Was, zum Teufel, ist denn das?«
    »Eine Veränderung der Herzklappen, die ein Geräusch verursacht.«
    »Und wer hat ihn jetzt vergiftet? José?«
    Kennedy sah Rapp einige Augenblicke an und sagte schließlich mit ruhiger Stimme: »Ich hab’s getan.«
    Rapp war zuerst sprachlos. Völlig verblüfft stand er da und sah sie an. »Du hast ihn vergiftet?«, flüsterte er schließlich.
    »Ja.«
    »Und – wie geht’s dir damit?«
    »Mir geht’s gut.«
    Rapp musterte sie aufmerksam. »Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin sicher. Du musst außerdem wissen, dass ich Jack Warch, Maria Rivera und Skip einweihen musste.«
    Rapp überlegte einige Augenblicke. »Du hast ihre Hilfe gebraucht?«
    »Ja.«
    »Was ist mit einer Autopsie?«
    »In Anbetracht der Herzkrankheit glaubt Skip nicht, dass Ross’ Frau eine Autopsie verlangen wird. Außerdem hat der Secret Service das Ganze auf Videoband. Warch hat es sich schon angesehen. Er sagt, da ist nichts Verdächtiges zu erkennen.«
    »Was ist, wenn die Witwe doch eine Autopsie fordert?«
    »Rivera hat Ross heute Morgen ein paar Viagra ins Rasierzeug gegeben. Eines der Gifte war auch mit dem Zeug versetzt.«
    Rapp sah sie skeptisch an.
    »Politikerfrauen haben kein Interesse daran, solche Dinge an die Öffentlichkeit zu tragen. Er hat nicht mehr mit ihr geschlafen, also wird sie annehmen, dass er das Viagra wegen anderen Frauen genommen hat. Glaub mir, sie wird die Dinge ruhen lassen.«
    »Und wenn sie der Sache doch nachgehen will?«
    »José sagt, dass das Zeug selbst im Fall einer Autopsie nicht in einem toxikologischen Bericht aufscheinen wird.«
    Rapp dachte darüber nach, wie sie die Sache erledigt hatte. Manche Leute konnten töten und so weiterleben, als wäre nichts geschehen. Bei Rapp hing das davon ab, wen er tötete. Er war froh gewesen, die Chance zu bekommen, Green und Gordievsky auszuschalten. Er verspürte sogar einen gewissen Stolz, dass er die Menschheit von diesen Schurken befreit hatte. Mit den beiden Bodyguards war die Sache etwas anders. Sie waren nichts als Fußsoldaten, die sich auf die falsche Seite gestellt hatten, das war alles. Er war jedenfalls nicht stolz darauf, sie getötet zu haben.
    »Du bist wirklich okay?«, fragte Rapp noch einmal.
    »Ich war mir zuerst nicht sicher, wie ich damit klarkommen würde, aber bis jetzt ist es okay. Wir mussten den Mann irgendwie außer Gefecht setzen, und ihn anzuklagen wäre keine gute Idee gewesen.«
    »Das sehe ich auch so.« Rapp blickte verlegen zur Seite. Er hätte nie gedacht, dass sie zu so etwas imstande wäre.
    Als hätte sie seinen Gedanken gelesen, sagte sie: »Weißt du, Mitch, so ein großer Unterschied war es auch wieder nicht für mich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, ich habe dir so oft die Anweisung gegeben, jemanden zu töten. Das ist auch nicht gänzlich anders, als jemandem Gift ins Getränk zu mischen.«
    Rapp verstand, was sie meinte. »Du machst dir zwar nicht die Hände schmutzig, aber du steckst auch mit drin.«
    »Ich habe sie mir heute ein bisschen schmutziger gemacht, als es mir vielleicht lieb war«, merkte sie trocken an.
    Rapp lächelte. »Ich bin stolz auf dich. Du hast es wirklich gut gemacht. Du hast heute Morgen einen Verräter exekutiert. Ross hat seinen Weg gewählt. Falls du Probleme mit dem Schlafen haben solltest, denk einfach an die neunzehn Menschen, die letzten Oktober sterben mussten. Ross hat genau das bekommen, was er

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