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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Protest über das Maß an Bewegung, das ihm zugemutet worden war.
    Nilah wandte sich nicht um. »Ich hasse die Regenzeit«, sagte sie. »Schlamm auf den Straßen, grauer Himmel, und ich fühle mich immer klebrig.« Sie sah Shaan an. »Lass uns schwimmen gehen.«
    Shaan sah die Pergamente auf dem Teppich an. »Hast du denn keine Arbeit zu erledigen?«
    Nilah rollte mit den Augen. »Nicht auch noch du!« Sie ließ sich gegen die Sofalehne zurücksinken.
    Leichter Regen begann zu fallen; als die Wolkendecke dichter wurde, kam die Dienerin herein, um Laternen zu entzünden.
    »Hör auf.« Nilah starrte sie finster an. »Geh weg. Such dir etwas anderes zu tun.«
    »Ja, Führerin.« Das junge Mädchen unterbrach seine Tätigkeit sofort und verließ unter kleinen Verneigungen den Raum.
    »Schließ die Türen!«, rief Nilah und sah dann Shaan an, als die Türen zufielen. »Ich denke, ich werde ein neues Mädchen einstellen müssen«, sagte sie. »Sie macht mich ungehalten. All dieses Herumscharwenzeln! Das gefällt mir nicht.«
    »Ich dachte, Führerinnen müssen Leute haben, die um sie herumscharwenzeln?«
    Nilahs zarte, schmale Gesichtszüge erinnerten Shaan an eine Katze, als sie sie musterte. »Ich komme ohne das aus«, sagte sie. »Es scharwenzeln schon genug Leute um mich herum, wenn ich außerhalb dieser Gemächer bin. Ich weiß nicht, wie meine Mutter das ausgehalten hat!« Sie stand auf. »Wein?«
    Sie ging zu einer langen, vergoldeten Anrichte an einer Wand und schenkte zwei Gläser ein, bevor Shaan antworten konnte. »Was ich will«, sagte sie, während sie Shaan ein Glas reichte, »ist, so zu sein, wie ich früher war. Überall hinzugehen, alles zu tun, was mir gefiel … Nun …« – sie verzog das Gesicht – »alles, zumindest bis Rorc es herausfand. Wir sollten in ein Wirtshaus gehen, wie das, in dem wir uns getroffen haben … Es war doch das Gasthaus Zum Drachen, nicht wahr?«
    »Ja, das war es. Aber erinnerst du dich nicht daran, wie deine Besuche in Schenken immer enden? Ich musste dich vor einem Mann mit einem Messer retten.«
    »Beim zweiten Mal, ja, aber als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, war es da nicht Balkis, der dich retten musste?« Nilah sah sie von der Seite an. »Aber das sind alles langweilige Einzelheiten. Mir ist nichts passiert … und dir auch nicht.«
    Shaan stellte ihr Weinglas ab. Es stimmte, dass sie bei ihrer ersten Begegnung zu viel Wein getrunken hatte und wohl vergewaltigt worden wäre, wenn Balkis nicht eingegriffen hätte. Es beschämte sie immer noch, an jene Nacht zurückzudenken. Sie war dumm gewesen, leichtsinnig.
    »Mir war nicht klar, dass du davon weißt«, sagte sie.
    Nilah wedelte mit der Hand und zuckte die Schultern. »Vergangene Fehler. Genau, wie du mich vor dem Cristverkäufer retten musstest … Wir haben es jedenfalls beide überlebt.« Sie lächelte kurz.
    Shaan konnte nicht zurücklächeln. An dem Tag, an dem sie Nilah vor dem Drogenhändler in dem Gässchen gerettet hatte, hatte sie sie in Morfessas Haus gebracht, und von da an hatte sich alles geändert. Sie hatte herausgefunden, was die Träume bedeuteten, Azoth hatte sie gefunden … Nicht, dass irgendetwas davon Nilahs Schuld gewesen wäre.
    »Komm schon, Shaan«, sagte Nilah, »schleichen wir uns davon!« Ein schelmisches Funkeln war in ihren Augen aufgekeimt, aber Shaan empfand keinerlei Bedürfnis, ihre Sorgen in Wein zu ertränken.
    »Hast du hier nicht zu viel zu tun, um auch nur daran zu denken, zum Trinken auszugehen?«, fragte sie. »Was ist mit Azoths Erscheinen? Oder den Leuten, die im Tempel an Auszehrung sterben? Bedeuten sie dir nichts?«
    Nilah starrte sie an, und einen Moment lang dachte Shaan, sie würde ihr befehlen, zu gehen, aber dann lachte sie und setzte sich wieder aufs Sofa.
    »Weißt du … Niemand sonst würde es wagen, so etwas zu mir zu sagen«, sagte sie; ihre blauen Augen funkelten. »Nicht einmal Kommandant Rorc – obwohl ich sicher bin, dass er hinter meinem Rücken sehr viel sagt.«
    »Ich kann gehen, wenn du willst.«
    »Nein. Warum, glaubst du, bitte ich dich immer wieder, zurückzukommen? Du bist der einzige Mensch, der mich so behandelt wie jeden anderen auch.«
    Shaan rieb sich die Augen und trank etwas Wein, der ihr auf beinahe nüchternen Magen rasch zu Kopf stieg. »Du bist wie jeder andere auch«, sagte sie, »abgesehen davon, dass du Führerin und Vorsteherin der Schwestern der Amora bist und dies alles hast.« Sie wies mit einer Handbewegung durch den

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