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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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erhoben, die Arme weit ausgebreitet; ihre Finger tasteten in der Luft herum. Sie war aufmerksam, lauschte. »Ich spüre ihn«, flüsterte sie.
    »Wo?«
    Ihre Augenlider flatterten, und er sah wirbelnde Farben. »Vor uns.« Sie lächelte. »Die Menschen hier haben ihn gesehen, haben sein Licht gesehen.«
    Das hätte gewiss die verriegelten Türen erklärt. Paretim berührte sie sanft.
    »Wo ist er jetzt?«
    Fortuses Blick war voll Zuneigung. »Er schläft.«
    »Wecken wir ihn also auf.« Paretim ergriff ihre Hand. »Wir haben alle schon zu lange geschlummert.«
    »Nein, warte.« Fortuse richtete ihre hungrigen Augen auf ihn. »Er hat hier schon den Anfang gemacht; sollten wir es nicht zu Ende bringen, zu ihrem Besten?«
    Paretim hielt inne, sah die verschlossenen Türen mit einem gewissen Abscheu an. Wollte er wirklich die Anbetung von Menschen dieser Sorte? Aber was sie sagte, ergab einen gewissen Sinn.
    »Vielleicht. Dann aber schnell.« Er liebkoste ihr fiebriges, lächelndes Gesicht.
    »Ja, hier!« Sie rannte zum nächsten Haus, und er konnte spüren, wie die Leute hinter der Wand zurückzuckten. Sie wussten, dass etwas auf sie zukam, verstanden aber noch nicht ganz was. Sie starrte zu ihm zurück, jetzt erregt; ihr Gesicht leuchtete vor Begierde. Noch nie war er in der Lage gewesen, ihr zu widerstehen, wenn sie so war. Er ging zur Tür, legte die Hand auf das rissige, abblätternde Holz und schob. Die Tür flog auf und enthüllte die drei entsetzten Gesichter dahinter. Sie standen in der Mitte des kleinen Raums: ein Mann, eine Frau und ein kleines Mädchen. Er konnte die Spuren von der Berührung bereits sehen. Epherin hatte seinen Namen in ihre Seelen eingeschnitten, aber Paretims jüngerer Bruder hatte immer seiner stützenden Hand bedurft, um dieses Mal zu vollenden. Er hatte sie halb genommen zurückgelassen, gebeugt vor Furcht und Liebe, aber ohne eine Vorstellung, wie sie diese Gefühle lindern sollten. Sie waren derart zerbrechliche Geschöpfe. Wie hatten überhaupt welche ohne sie auf dieser Welt überlebt?
    »Die armen Süßen!« Fortuse griff, schwindlig vor Begierde, nach dem Mann; ihre Finger streichelten sein Gesicht, als er sie voll Ehrfurcht und Entsetzen anstarrte. Neben ihm hielt die Frau das kleine Mädchen fest, floh aber nicht, gefangen in der Bezauberung, die Epherin hinterlassen hatte.
    In diesem Moment verlangte es Paretim schmerzlich nach dem Schöpferstein. Wie viel einfacher wäre es jetzt gewesen, wenn er ihn gehabt hätte, wenn sie alle vier beisammen gewesen wären. Der Übergang der Menschen wäre nicht so schmerzhaft und weit schneller vollzogen gewesen. Er griff hinter sich und schloss die Tür, während der Mann zu schreien begann.

11

    D er Wagen machte einen Ruck zur Seite, um einem Schlagloch auszuweichen, und Shaan klammerte sich am Sitz fest, um nicht abzurutschen. Es hatte fast die ganze Nacht lang geregnet, und die Stadt war tropfnass. Wachen bauten schmale Bretterstege auf, um die Überquerung der überquellenden Abflussrinnen zu gestatten, und Leute scharten sich schlammbespritzt und elend in Grüppchen unter Planen zusammen. Die meisten kamen ihr wie Fremde vor: Ihre Kleider waren anders geschnitten, ihr Gesichtsausdruck verzweifelt oder verloren.
    »Noch mehr Flüchtlinge«, sagte sie zu Tallis, der neben ihr saß.
    »Es werden jeden Tag mehr«, stimmte er zu, aber seine Stimme war abwesend, und sie wusste, dass er an das dachte, was in Hügelstadt geschehen war.
    Er war sie am Vorabend besuchen gekommen, als sie gerade den Tempel hatte verlassen wollen, und sie hatte sofort gewusst, dass ein ureigener Teil von ihm verändert war. Es machte ihr Sorgen. Was dort draußen in jenem Dorf geschehen war – was er getan hatte –, hatte ihn härter und stiller gemacht. Sie sah es seinen Augen an, spürte es an dem Schweigen, das mit dem Anwachsen seiner Macht in ihm tiefer geworden war. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn zum letzten Mal hatte lächeln sehen. Und jetzt wollte Rorc, dass er zu den Clans zurückkehrte, um sie zu vereinen. Wie sollte er nur damit zurechtkommen?
    »Bist du sicher, dass es besser ist, im Palast statt im Tempel zu sein?«
    Sie musterte seine Augen. Indigoblau, dunkel, unendlich tief. »Ich hatte keine große Wahl. Man schlägt der Führerin nichts ab. Aber wenigstens gibt es hinter meinem Zimmer einen Obstgarten mit einem Tor, so dass ich flüchten kann, wenn mir danach sein sollte.«
    »Wenn es denn so leicht ist.«
    Sie zuckte die

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