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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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wenn man es recht betrachtete, aber Nathaniel war dafür nicht in Stimmung.
    »Wer seid Ihr?«, fragte er und runzelte die Stirn.
    Sie gähnte geziert hinter vorgehaltener Hand. »Mein Name ist Willa Trent. Und wer seid Ihr?« Mit großen Augen schaute sie vom Boden zu ihm auf. Ihr schwarzes Haar breitete sich über das Gras, und plötzlich fühlte sich Nathaniel daran erinnert, wie er eines Morgens mit einer Frau aufgewacht war, nachdem sie in der Nacht …
    »Ich bin Nathaniel Stonewell.« Vorsichtshalber unterschlug er seinen Titel. »Wisst Ihr, warum wir hier liegen?«
    Sie nickte und lächelte voller Stolz. »Ich habe Euch letzte Nacht das Leben gerettet.«
    Letzte Nacht? Nathaniel legte sich neben das Mädchen zurück. Sein Schädel pochte, und sein Körper schmerzte vom Scheitel bis zur Sohle. Gequält zischte er auf und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Erst nachdem der Schwindel abgeflaut war und das Pochen sich etwas beruhigt hatte, war er in der Lage, wieder zu sprechen.
    »Was ist geschehen?« Foster konnte es nicht gewesen sein. Allerdings gab es keine Sicherheitsvorkehrungen, die nicht überwunden werden konnten. Möglicherweise war sich Foster bewusst gewesen, dass ihn jemand verfolgte. Vielleicht hatte er sich irgendwo auf die Lauer gelegt …
    Sie summte leise vor sich hin. »Nun … da war ein Felsbrocken.« Nathaniel kniff die Augen zusammen. »Ein Felsbrocken.«

    »Ja.« Sie zögerte. »Auf dem Weg.« »Ein Felsbrocken auf dem Weg.« Vielleicht war das Mädchen nicht besonders gescheit.
    »Ja. Und Ihr seid drauf gefallen.«
    Nathaniel atmete tief ein. »Von meinem Pferd?«
    Sie schaute zur Seite. »Das ist zu vermuten.«
    Nathaniel war verwirrt. Vorsichtig tastete er seinen Schädel ab und fand eine Beule oberhalb seines linken Ohres. Er lag mit schmerzendem Kopf auf einer Landstraße, und sein Pferd war weit und breit nicht zu sehen. Alles deutete darauf hin, dass er aus dem Sattel geworfen worden war. Das war zwar unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich unmöglich.
    Das erklärte immer noch nicht die Rolle des Mädchens bei der ganzen Angelegenheit.
    »Also los, erklärt es mir!«
    »Das tat ich bereits. Ihr seid von Eurem Pferd auf den Felsen gestürzt.«
    Aber sie wich seinem Blick aus. In Nathaniel reifte die Überzeugung, dass sie ihm etwas verheimlichte.
    »Wir müssen Euch ins Dorf schaffen.« Sie erhob sich vom Boden und begann, sich geschäftig den Staub aus den Kleidern zu klopfen.
    Trotz der Kopfschmerzen und seines wachsenden Misstrauens ihr gegenüber betrachtete er interessiert, wie ihr üppiger Körper unter ihrer Tätigkeit erbebte. Dann fing sie an, mit Besitz ergreifendem Eifer an ihm herumzuklopfen. Nathaniel sprang auf die Füße, um ihrer wohlgemeinten Hilfe zu entgehen. Sein Kopf drohte zu zerplatzen. Nun machte sie sich an seiner Kehrseite zu schaffen.
    »Ihr seid schrecklich staubig«, sagte sie. »So geht das einfach nicht.«
    Nathaniel ergriff ihre Hände und hielt sie fest zwischen seinen eigenen. »Ich zöge es vor, Ihr ließet das sein.«

    Ihre Hände fühlten sich in seinem Griff an wie gefangene Vögelchen, aber der Rest ihres Körpers verharrte still. Langsam hob sie den Blick von ihren ineinander verschränkten Fingern und schaute ihm aus blauen Augen offen ins Gesicht. Nervös zuckte ihre Zungenspitze über ihre vollen Lippen.
    Ein geringer Teil von Nathaniels Verstand bemerkte den feuchten Schimmer dieser Lippen und reagierte entsprechend. Seine übrigen Gedanken jedoch kreisten um die Frage, wie genau es dazu gekommen sein konnte, dass er nun ohne Pferd auf einer staubigen Landstraße stand.
    Das Mädchen schien harmlos zu sein, doch es wäre nicht das erste Mal, dass eine unschuldige Person von Verrätern benutzt worden wäre. Noch würde er zum ersten Mal dem Verrat in einer harmlos anmutenden Form begegnen.
    »Miss Willie!«
    Beim Donnern einer tiefen Stimme, die sich über den Weg zu ihnen bahnte, zuckte Nathaniel zusammen. Eilig fuhr er herum, was seinen Kopf erneut pochen ließ, und duckte sich instinktiv in eine Verteidigungshaltung.
    Nicht, dass es ihm etwas nützen würde. Selbst an einem guten Tag hätte er Schwierigkeiten, den Riesen, der sich ihnen näherte, zu besiegen. Ganz zu schweigen von jetzt, wo er noch nicht einmal richtig geradeaus gucken konnte. Der Mann war enorm, so breit wie zwei Ochsen. Aber vielleicht sah Nathaniel auch einfach nur doppelt. Der Kerl trug einfache Kleidung, und nach der Art zu urteilen, wie er das Mädchen

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