Der verrueckte Feuerspuk
mir den Hals umdrehen!“
Langsam richtete sich Paula auf und warf Julius einen alarmierten Blick zu. „Du meinst … das heißt … du warst das gar nicht?“
Kraftlos ließ Julius sich ins Kissen sinken, starrte die Decke an und schluckte schwer. „Ich liege seit heute Morgen im Bett. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte nicht einen Zeh unter der Bettdecke hervorstrecken können!“
Wie hatte Paula nur so blind sein können? Julius hatte es richtig erwischt. Mit Schnupfen, Fieber und allem, was zu einer ordentlichen Erkältung dazugehört. Er musste wirklich unschuldig sein!
Die Gedanken in Paulas Kopf sausten durcheinander und übrig blieb ein verzwirbelter Knoten, der sich einfach nicht entwirren ließ.
Max sagte immer, dass man nur lange genug nachdenken musste, um ein Problem zu lösen. Nachdenken war nur leider alles andere als Paulas Stärke. Das war ihr spätestens seit der dritten Klasse und den dämlichen Textaufgaben klar. Aber wenn Julius nichts mit der Sache zu tun hatte, wer dann?
Sie schaute auf den Zettel in ihrem Schoß herab und bemerkte, dass ihre Hände zitterten.
Wenig später stieß Paula atemlos die Tür zu ihrem Hotelzimmer auf.
„Julius ist unschuldig!“, rief sie Max zu, der neben Sherlock das Bett hütete, wie Frau Hagedorn es angeordnet hatte. „Er ist zurückgekommen! Der Feuermönch! Es gibt doch ein Gespenst!“
„Was ist das denn jetzt für ein Blödsinn?“, fragte Max.
Sherlock wandte Paula langsam den Kopf zu und stöhnte: „Das ist doch mal eine gute Neuigkeit!“ Dann drehte er sich wieder um und zog sich das Kissen über den Kopf.
„Komm, Max!“ Paula packte ihren Bruder am Handgelenk und schleifte ihn hinter sich her auf den Flur.
„Stopp! Was soll das?“, protestierte Max. „Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“
„Bin ich nicht!“, rief Paula.
„Und wo schleppst du mich jetzt hin?“, fragte Max.
„Zu der einzigen Person, die uns helfen kann. Zu Feodora Fallini!“
Vor dem Zimmer mit der Nummer 13 blieb Paula stehen. Sie hob die Hand, um zu klopfen.
„Was willst du denn bei der durchgeknallten Schachtel?“, rief Max und riss sich los.
„Informationen will ich. Und dafür ist sie genau die Richtige. Sie kennt sich mit Gespenstern aus und über den Feuermönch weiß sie auch Bescheid.“
„Du glaubst doch jetzt nicht wirklich, dass es dieses Mönchsgespenst gibt“, sagte Max und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe.
Paula seufzte. „Muss dir das Gespenst erst auf der Nase sitzen, bevor du daran glaubst? Seit wir Sherlock kennen, kann ich mir so ziemlich alles vorstellen.“
„Aber diese Frau Fallini ist nicht ganz richtig im Oberstübchen.“
„Und wenn schon! Dann hören wir wenigstens eine gute Geschichte! Und weißt du noch, heute Morgen im Speisesaal? Da hat sie Sherlock gespürt“, gab Paula zu bedenken.
„Zufall!“, erwiderte Max.
Paula stemmte die Hände in die Hüften. „Wenn du eine bessere Idee hast, dann lass mal hören!“
„Es kann doch jeder diese Wachsspuren gelegt haben“, sagte Max.
„Und wer?“
Max hob die Schultern. „Keine Ahnung.“
„Siehst du!“, rief Paula. „Es gibt nur eine logische Erklärung: Der Feuermönch ist wirklich zurückgekommen!“ Sie klopfte.
Nach wenigen Sekunden näherten sich Schritte, die Tür schwang auf und Feodora Fallini stand vor ihnen.
Diesmal leuchtete ihr wallendes Gewand in allen Farben des Regenbogens.
„Guten Tag!“, hauchte sie.
„Hallo! Wir sind Paula und Max Kuckelkorn.“ Paula kam sofort zur Sache. „Wir haben Sie heute Morgen im Speisesaal gesehen und wir brauchen dringend Ihre Hilfe.“
Frau Fallini beobachtete die beiden Kinder aufmerksam. „Das klingt ausgesprochen wichtig.“
„Ist es auch“, antwortete Paula. „Es geht um …“
„Sag nichts!“ Frau Fallinis Augenlider schlossen sich im Zeitlupentempo. Sie atmete tief ein und aus. Dabei schlossen und öffneten sich die Hände der Geisterseherin, als ob sie nasse Schwämme ausdrücken würde. „Es geht …“, begann sie mit bebender Stimme, „… es geht um … um den Feuermönch!“ Ihre Augenlider schnappten auf. „Ich bin gleich bei euch!“
Sie verschwand in ihrem Zimmer.
„Siehst du?“, sagte Paula triumphierend. „Sie kann hellsehen!“
„Kunststück“, gab Max zurück. „Sie hält sich für eine Gespensterexpertin. Wenn jemand ihre Hilfe braucht, dann bestimmt nicht bei den Hausaufgaben.“
In diesem Moment erschien Feodora Fallini
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