Der Verschollene
Robinson.'
Daraufhin hat Delamarche gesagt und hat mir dabei einen Schlag auf die Achsel gegeben: 'Also gut, Du wirst unser Diener sein.' Und Brunelda hat mir dann auf die Wange geklopft, wenn sich die Gelegenheit findet, Roßmann, laß Dir auch einmal von ihr auf die Wangen klopfen, Du wirst staunen, wie schön das ist.
"
"Du bist also der Diener des Delamarche geworden?" sagte Karl zusammenfassend.
Robinson hörte das Bedauern aus der Frage heraus und antwortete: "Ich bin Diener, aber das bemerken nur wenige Leute. Du siehst, Du selbst wußtest es nicht, trotzdem Du doch schon ein Weilchen bei uns bist. Du hast ja gesehn, wie ich in der Nacht bei Euch im Hotel angezogen war. Das Feinste vom Feinen hatte ich an, gehn Diener so angezogen? Nur ist eben die Sache die, daß ich nicht oft weggehn darf, ich muß immer bei der Hand sein, in der Wirtschaft ist eben immer etwas zu tun.
Eine Person ist eben zu wenig für die viele Arbeit. Wie Du vielleicht bemerkt hast, haben wir sehr viele Sachen im Zimmer herumstehn, was wir eben bei dem großen Auszug nicht verkaufen konnten, haben wir mitgenommen. Natürlich hätte man es wegschenken können, aber Brunelda schenkt nichts weg.
Denk Dir nur, welche Arbeit es gegeben hat, diese Sachen die Treppe heraufzutragen. "
"Robinson, Du hast das alles heraufgetragen? " rief Karl.
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"Wer denn sonst" sagte Robinson. "Es war noch ein Hilfsarbeiter da, ein faules Luder, ich habe die meiste Arbeit allein machen müssen. Brunelda ist unten beim Wagen gestanden, Delamarche hat oben angeordnet, wohin die Sachen zu legen sind, und ich bin immerfort hin und hergelaufen. Es hat zwei Tage gedauert, sehr lange, nicht wahr? aber Du weißt ja gar nicht wie viel Sachen hier im Zimmer sind, alle Kästen sind voll und hinter den Kästen ist alles vollgestopft bis zur Decke hinauf. Wenn man ein paar Leute für den Transport aufgenommen hätte, wäre ja alles bald fertig gewesen, aber Brunelda wollte es niemandem außer mir anvertrauen. Das war ja sehr schön, aber ich habe damals meine Gesundheit für mein ganzes Leben verdorben und was habe ich denn sonst gehabt, als meine Gesundheit. Wenn ich mich nur ein wenig anstrenge sticht es mich hier und hier und hier. Glaubst Du, diese Jungen im Hotel, diese Grasfrösche – was sind sie denn sonst? – hätten mich jemals besiegen können, wenn ich gesund wäre. Aber was mir auch fehlen sollte, dem Delamarche und der Brunelda sage ich kein Wort, ich werde arbeiten, solange es gehn wird und bis es nicht mehr' gehn wird, werde ich mich hinlegen und sterben und dann erst, zu spät, werden sie sehn, daß ich krank gewesen bin und trotzdem immerfort und immerfort weitergearbeitet und mich in ihren Diensten zu Tode gearbeitet habe. Ach Roßmann", sagte er schließlich und trocknete die Augen an Karls Hemdärmel. Nach einem Weilchen sagte er: "Ist Dir denn nicht kalt, Du stehst da so im Hemd. "
"Geh Robinson", sagte Karl, "immerfort weinst Du. Ich glaube nicht, daß Du so krank bist. Du siehst ganz gesund aus, aber weil Du immerfort da auf dem Balkon liegst, hast Du Dir so verschiedenes ausgedacht. Du hast vielleicht manchmal einen Stich in der Brust, das habe ich auch, das hat jeder. Wenn alle Menschen wegen jeder Kleinigkeit so weinen wollten, wie Du, müßten da die Leute auf allen Balkonen weinen. "
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"Ich weiß es besser", sagte Robinson und wischte nun die Augen mit dem Zipfel seiner Decke. "Der Student der nebenan bei der Vermieterin wohnt die auch für uns kochte, hat mir letzthin als ich das Eßgeschirr zurückbrachte gesagt: 'Hören Sie einmal Robinson, sind Sie nicht krank?' Mir ist verboten mit den Leuten zu reden und so habe ich nur das Geschirr hingelegt und wollte weggehn. Da ist er zu mir gegangen und hat gesagt:
'Hören Sie Mann, treiben Sie die Sache nicht zum Äußersten, Sie sind krank.' 'Ja also ich bitte, was soll ich denn machen', habe ich gefragt. 'Das ist Ihre Sache', hat er gesagt und hat sich umgedreht. Die andern dort bei Tisch haben gelacht, wir haben ja hier überall Feinde und so bin ich lieber weggegangen. "
"Also Leuten, die Dich zum Narren halten, glaubst Du, und Leuten, die es mit Dir gut meinen, glaubst Du nicht. "
"Aber ich muß doch wissen, wie mir ist", fuhr Robinson auf, kehrte aber gleich wieder zum Weinen zurück.
"Du weißt eben nicht, was Dir fehlt, Du solltest irgend eine ordentliche Arbeit für Dich suchen, statt hier den Diener des Delamarche zu machen. Denn soweit ich nach Deinen
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