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Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Titel: Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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waren. Also holte Volker Thon, der Leiter der Abteilung, Sonja Feyerabend zurück. Was Süden betraf, so erlaubte Thon ihm – »aber nur noch heute!« –, an einer Vermissung weiterzuarbeiten, bei der bisher niemand wusste, ob überhaupt eine Gefahr für Leib und Leben bestand und eine offizielle Fahndung gerechtfertigt war. Vielleicht, meinte Thon, hätten sie es mit einer übermotivierten Ehefrau zu tun, die ihren Mann am Ende der Leine, an der sie ihn normalerweise hielt, aus den Augen verloren hatte.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Süden in Sonjas Handy.
    »Und warum glaubst du das nicht?«, fragte Thon und kratzte sich mit dem Zeigefinger am Hals, was Süden durchs Telefon hören konnte.
    »Da ist keine Leine«, sagte er.
    Auf der Straße küssten Süden und Sonja sich auf die Wangen. Vor wenigen Monaten hätten sie sich noch auf den Mund geküsst.

2
    »Da, wo Sie jetzt sitzen«, sagte Max Reinl, der Wirt, »genau da sitzt er immer. Praktisch jeden Tag. Wieso ist der jetzt verschwunden?«
    »Seine Frau hat ihn als vermisst gemeldet«, sagte Tabor Süden.
    »Seine Frau.« Der Wirt, der eine weiße Kochjacke und eine graue, karierte Hose trug, trank einen Schluck Wasser aus seinem Halbliterglas und zündete sich eine Zigarette an. »Die Karla.«
    Dann rauchte er und sah den Kommissar an, als teile er ihm wortlos ein Geheimnis mit.
    Süden schwieg.
    In dem bayerischen Gasthaus mit den blank polierten Tischen saßen acht Gäste beim Mittagessen, die meisten allein. Die Eingangstür stand offen, und der Verkehrslärm der nahen, viel befahrenen Leopoldstraße drang herein.
    »Die Karla sucht den Richard?« Der Wirt inhalierte und verzog den Mund. Mit verschwörerischer Miene beugte er sich vor. »Die Karla kümmert sich einen Scheiß um den Richard.«
    »Trotzdem ist er verschwunden«, sagte Süden. »Hier ist er nicht. Und gestern war er auch nicht hier und am Sonntag auch nicht.«
    »Am Sonntag haben wir Ruhetag.«
    »Am Samstag war er auch nicht hier«, sagte Süden. »Das haben Sie vorhin behauptet.«
    »Der war nicht da, das brauch ich nicht behaupten, das stimmt.«
    Süden hatte ein alkoholfreies Bier bestellt, und es schmeckte ihm nicht.
    »Seine Frau sagt, er sei zuhause gewesen.«
    »Am Samstagabend?« Mit einer heftigen Bewegung drückte Reinl die Zigarette im Aschenbecher aus und rieb die Finger aneinander. »Was soll der zuhause? Der ist jeden Samstag hier. Jeden, das ganze Jahr über.«
    »Dann lügt seine Frau«, sagte Süden.
    »Logisch lügt die.« Er nickte einem Gast am übernächsten Tisch zu. Nach einem Moment, in dem er die Finger der anderen Hand aneinandergerieben hatte, räusperte er sich und klopfte mit dem Zeigefinger auf die Zigarettenschachtel. »Als der Richard noch sein Geschäft hatte, vorn in der Nordendstraße, gegenüber vom Elisabethmarkt, da hat die Karla sich aufgebrezelt und ist durch Schwabing gestöckelt und war wichtig. Da hat sie auch noch bei Siemens im Chefzimmer gesessen. Wichtig, wichtig. Dann haben sie sie rausgeschmissen, und dann ist sie dem Richard auf der Tasche gelegen, aber sauber. Und er hat gezahlt. Klamotten, Urlaubsreisen, Prosecco en masse, Auto. Alles gut. Und dabei hat er schon geahnt, dass das alles nicht mehr lang so weitergeht. Der Richard ist doch kein Träumer, der hat zehn Jahre seinen Laden geführt, tipptopp, erste Ware. Ein Herrenausstatter von Format. Aber die Mieten. Und die Leute sparen, kaufen ihr Zeug im Kaufhaus. Wirdja alles nicht billiger für uns Geschäftsleute, da müssen Sie mit jedem Cent rechnen. Sonst: Absturz, servus. Das hat der Richard alles gespürt. Abwenden hat er die Pleite nicht können. Wenn die Schulden mal anfangen, hören die nicht mehr auf, das ist ein Naturgesetz. Wenn die Lawine rollt, rollt sie, da können Sie rennen, so schnell Sie wollen, Sie kommen da nicht mehr raus aus der Schlucht. So war das. Jetzt steht die Karla beim Schlecker an der Kasse. Weniger wichtig. Aber der Richard: immer noch gut gekleidet, ordentliches Hemd, Sakko, gebügelte Hose. Sitzt da, liest Zeitung, trinkt seinen Wein, spricht mit den Gästen, immer höflich. Und wenn er telefoniert, geht er jedesmal vor die Tür, so ist der. Garantiert ist er heut Abend wieder da. Bleibens einfach hier sitzen, dann werden Sie’s schon sehen.«
    Süden holte seinen kleinen karierten Spiralblock und einen Kugelschreiber aus der Jackentasche. »Mit wessen Handy hat Leimer telefoniert?«, fragte er.
    »Lustige Frage. Mit seinem, mit was für einem

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