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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Körperwindungen ließen kein Erschlaffen erkennen, obwohl Elric sich bemühte, sie zu öffnen, ohne dabei sein Runenschwert loszulassen. Er zermarterte sich das Gehirn nach einer Möglichkeit, die Monster zu besiegen.
    Wenn es nur einen Zauber gäbe.
    Er versuchte nicht daran zu denken, was Theleb K'aarna mit ihnen anstellen würde, sofern wirklich der Zauberer hinter dem Angriff der Oonai steckte.
    Elrics Zauberkräfte lagen im wesentlichen in seinem Einfluß über die Elementargeister von Luft, Feuer, Erde, Wasser und Äther und auch über die Wesen, die zur Flora und Fauna der Erde eine besondere Verbindung hatten.
    Er war zu dem Schluß gekommen, daß seine einzige Chance darin bestand, Fileet, die Herrin der Vögel, zu Hilfe zu rufen. Dieses Geschöpf lebte in einem Reich, das außerhalb der Ebenen der Erde lag - doch ihm wollte der Lockruf nicht einfallen.
    Und selbst wenn er sich daran erinnert hätte -vorher mußte er sich auf eine besondere Art seelisch einstimmen, er mußte sich den genauen Rhythmus des gesungenen Rufs einprägen, die Worte und Betonungen, und erst dann konnte er Fileets Hilfe erflehen. Denn sie war ein schwieriger Typ, schwieriger als andere Elementarwesen und beinahe so problematisch wie Arioch.
    Im Schneetreiben hörte er Mondmatt etwas rufen.
    »Was hast du gesagt, Mondmatt?« rief er zurück.
    »Ich wollte - nur wissen - ob du noch - lebst, Freund Elric.«
    »Aye - so eben noch...«
    Ihn fror im Gesicht, Eis hatte sich an Helm und Brustpanzer gebildet. Er hatte überall am Körper Schmerzen von den engen Körperschlingen der Chimäre wie auch von der beißenden Kälte der Höhenluft.
    Immer weiter flogen sie durch die Nordnacht, während sich Elric dazu zwang, seinen Körper zu entspannen, in eine Trance einzusinken, in der sein Geist das uralte Wissen seiner Vorväter freigeben mochte.
    Gegen Morgen hatten sich die Wolken verzogen, und die roten Sonnenstrahlen breiteten sich über den Schnee aus wie Blut auf Damast. Überall erstreckte sich die Steppe - ein unendliches Schneefeld, das sich von Horizont zu Horizont erstreckte, während der Himmel darüber nichts anderes war als eine blaue Eisfläche, in die sich der rote Teich der Sonne gefressen hatte.
    Unermüdlich flogen die Chimären weiter.
    Elric kehrte behutsam aus seiner Trance zurück und betete zu seinen unzuverlässigen Göttern, daß er sich richtig an den Zauberspruch erinnerte.
    Seine Lippen waren beinahe zusammengefroren. Er fuhr sich mit der Zunge darüber, und es war, als lecke er Schnee. Er öffnete sie, und schneidend kalte Luft strömte ihm in den Mund. Da hustete er, drehte die Augen nach oben, und seine roten Augen wurden glasig.
    Er zwang die Lippen dazu, die seltsamen Silben zu bilden, die alten vokalreichen Worte der Hochsprache Alt-Melnibones zu äußern, eine Sprache, die für eine menschliche Zunge kaum geeignet ist.
    »Fileet«, murmelte er. Dann begann er den Zauberspruch zu singen. Und im Singen wurde das Schwert in seiner Hand wärmer und lieferte ihm neue Energie, so daß der unheimliche Vers schließlich zum eiskalten Himmel emporschallte.
    Fein verwoben unser Schicksalspfad: Vogel mit Mensch sich verschworen hat. In einem göttergewollten Pakt.
    Auf altem Altar besiegelt die Tat.
    Die ewige Hilfe von Art zu Art.
    Fileet, du fliegende Himmelsmacht.
    Erinnere dich an jene Nacht.
    Und rett' deinen Bruder aus Ungemach!
    Aber wichtig waren nicht nur die Worte des Anrufs - stimmen mußten auch die abstrakten Gedanken, die visuellen Vorstellungen, die der Geist die ganze Zeit aufrechterhalten mußte, wie auch die Gefühle, die richtig und scharf herausgearbeiteten Erinnerungen. Wenn nicht alles genau stimmte, würde der Ruf ungehört verhallen.
    Vor Jahrhunderten hatten die Zaubererkönige von Melnibone mit Fileet, der Herrin der Vögel, folgende Abmachung getroffen: Jeder Vogel, der sich in den Mauern Imrryrs niederließ, sollte geschützt sein, kein Vogel würde von Angehörigen des melniboneischen Blutes getötet werden. Diese Vereinbarung war eingehalten worden, und das Träumende Imrryr war zum Paradies für alle Vogelarten geworden, die einmal sämtliche Türme mit Federn bedeckt hatten.
    Elric erinnerte sich nun an die Abmachung und sagte seine Verse auf, um Fileet daran zu erinnern, damit sie sich auch an ihre Verpflichtungen erinnerte:
    Brüder und Schwestern des Himmels, hört her, Bringt mir Hilfe auf dem Himmelsmeer!
    Nicht zum erstenmal suchte er Hilfe bei den Elementarwesen und verwandten

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