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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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bei Sinnen zu sein. »Wie hast du sie gerufen, Elric?«
    Elric nahm den Helm ab und wischte den Schweiß vom Rand. Bei diesem Wetter würde die Feuchtigkeit bald zu Eis werden. »Ein uralter Pakt meiner Vorfahren. Ich hatte große Mühe, mich an die Worte des Zaubers zu erinnern.«
    »Ich bin aber sehr froh, daß sie dir doch noch eingefallen sind!«
    Elric nickte geistesabwesend. Er setzte den Helm wieder auf und blickte sich um.
    Nach allen Seiten erstreckte sich die endlose schneebedeckte lormyrische Steppe.
    Mondmatt begriff Elrics Gedanken. Er rieb sich das Kinn.
    »Aye. Wir haben uns ziemlich verflogen, Lord Elric. Hast du eine Vorstellung, wo wir uns befinden?«
    »Ich weiß es nicht, Freund Mondmatt. Wir können einfach nicht abschätzen, wie weit diese Unwesen uns gebracht haben, doch ich bin ziemlich sicher, daß wir uns ein gutes Stück nördlich von Iosaz befinden. Wir sind der Hauptstadt ferner denn je...«
    »Aber das gleiche muß doch auf Theleb K'aarna zutreffen! Wenn wir zu dem Ort gebracht werden sollten, an dem er sich aufhält.«
    »Richtig - das wäre logisch.«
    »Wir wandern also weiter nach Norden?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Weshalb?«
    »Aus zwei Gründen. Vielleicht hatte Theleb K'aarna den Plan, uns an einen Ort zu bringen, der weit genug im Nichts lag, daß wir seine Pläne nicht weiter stören könnten. Das hat er vielleicht für klüger gehalten, als uns direkt herauszufordern und das Risiko einzugehen, daß wir ihn überlisten.«
    »Aye, das ist richtig. Und der andere Grund?«
    »Wir wären besser dran, auf losaz zuzuhalten, wo wir unsere Vorräte wie auch unsere Ausrüstung ergänzen und uns nach Theleb K'aarnas Aufenthaltsort erkundigen können, sollte er nicht dort sein. Außerdem wäre es töricht, ohne gute Pferde nach Norden zu reisen, und in losaz werden wir Pferde und vielleicht auch einen Schlitten finden, der uns noch schneller über diesen Schnee tragen kann.«
    »Auch das ist vernünftig. Aber unsere Chancen hier im Schnee scheinen mir wenig rosig zu stehen, gleichgültig, in welche Richtung wir stapfen.«
    »Wir müssen loswandern und hoffen, daß wir einen Fluß finden, der noch nicht zugefroren ist -und daß auf dem Fluß Boote verkehren, von denen uns eins mit nach Iosaz nimmt.«
    »Eine geringe Hoffnung, Elric.«
    »Aye, eine kleine Hoffnung.« Die Kraft, die er auf die Anrufung Fileets verwendet hatte, fehlte ihm nun, und er fühlte sich schwach. Ihm war klar, daß er wohl sterben würde. Es machte ihm auch nicht sonderlich viel aus. Es würde ein sauberer Tod sein, sauberer als so mancher, der ihm in letzter Zeit geboten worden war - ein schmerzloserer Tod als der, der ihn von den Händen des pantangischen Zauberers erwartete.
    Sie stapften durch den Schnee. Mit langsamen Schritten hielten sie nach Süden, zwei kleine Gestalten in einer gefrorenen Landschaft, zwei winzige Punkte warmen Fleisches in einer gewaltigen Eiswüste.

Viertes Kapitel
    Altes Schloß an einsamem Ort
    Ein Tag verging, eine Nacht verging.
    Dann rückte auch der Abend des zweiten Tages über das Land, und die beiden Männer taumelten weiter, obwohl sie längst jedes Richtungsempfinden verloren hatten.
    Die Nacht brach an, und sie krochen weiter.
    Sie vermochten nicht zu sprechen. Ihre Körper fühlten sich steif an, ihr Fleisch und ihre Muskeln betäubt.
    Kälte und Erschöpfung vertrieben die klare Wahrnehmung, so daß sie kaum merkten, als sie in den Schnee fielen und reglos liegenblieben. Sie spürten keinen Unterschied mehr zwischen Leben und Tod, zwischen Existenz und dem Aufhören der Existenz.
    Als die Sonne aufstieg und ihre Körper ein wenig erwärmte, rührten sie sich und hoben den Kopf; vielleicht wollten sie ein letztes Mal in die Welt schauen, die sie nun verließen.
    Dabei sahen sie das Schloß.
    Es stand mitten in der Steppe und war sehr alt. Schnee bedeckte das Moos und die Flechten, die auf den verwitterten alten Steinen wuchsen. Das Bauwerk schien seit einer Ewigkeit dort zu stehen, dabei hatten weder Elric noch Mondmatt jemals von einem solchen einsamen Steppenschloß gehört. Es war kaum begreiflich, wie ein so altes Schloß in Landstrichen bestehen konnte, die früher einmal als Rand der Welt bekannt gewesen waren.
    Mondmatt erhob sich als erster. Er taumelte durch den tiefen Schnee auf Elric zu, der noch am Boden lag. Mit aufgesprungenen Händen versuchte er den Freund hochzuheben.
    Elrics dünnes Blut hatte die Bewegung durch seinen Körper fast völlig eingestellt. Er

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