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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Galitz
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sie ihm ein lange verschwiegenes Verbrechen gestehen, „meine Methoden sind unkonventionell.”
    „Bei der Haarfarbe hätte ich auch nichts anderes erwartet”, sagte Hawk und brach in lautes Lachen aus, während Ella dunkelrot wurde.

2. KAPITEL
    Ella war immer noch wütend über Hawks letzte Bemerkung, als sie am nächsten Tag ihren Koffer zuklappte. Der alte gelbe Koffer hatte schon eine Menge mitgemacht, und man sah es ihm an. Aber er war eines der letzten Andenken an ihre Mutter, und sie hielt ihn in Ehren.
    Als Ella ihr spärliches Gepäck auf die Veranda stellte, war sie froh, dass sie als Kindermädchen keine umfangreiche Garderobe brauchen würde. Jeans, ein paar T-Shirts, ihr roter Lieblingspulli und Tennisschuhe mussten reichen.
    So, wie die kleine Hütte ihr eineinhalb Jahre lang gereicht hatte. Sie bestand nur aus einem einzigen, großen Raum, in dem ihr Bett, ein Tisch, ein paar Stühle und ein uralter, aber funktionierender Ofen standen, der sowohl zum Heizen als auch zum Kochen diente. Neben dem großen Fenster stand eine Staffelei und darauf ein unvollendetes Bild. Die Wände waren bedeckt mit Bildern von bunten Landschaften, Märchenschlössern und Fabelwesen, von denen einige bei genauem Hinsehen tatsächlich Turnschuhe anhatten.
    Ella kannte eine Menge Menschen, die angesichts ihrer schlichten Behausung sicherlich die Nase gerümpft hätten. Sie hatte nicht einmal fließend Wasser, und keinen Strom. Aber irgendwelche spießbürgerlichen Auffassungen tat sie damit ab, dass sie die Hütte lachend ihr „Studio” nannte. Sie sah sich als eine der vielen Künstlerinnen, die notwendigerweise Verzicht üben mussten, um ihren unkonventionellen, freien Lebensstil aufrechterhalten zu können. Auch wenn es Momente gab, in denen sie sich Dinge wie etwa ein Telefon wünschte - zum Beispiel gestern, als die beiden kleinen Racker auf ihrer Türschwelle aufgetaucht waren und ein Anruf ihr den Marsch zum Nachbargrundstück erspart hätte. Wie viel einfacher ihr Leben jetzt doch wäre, wenn sie diesem Mann niemals in die Augen gesehen hätte - denn nie würde sie dieses Grau auf die Leinwand bringen können.
    Zufrieden mit ihrer eigenen Gesellschaft, hatte Ella ihre Tag«
    am Fuß der Wind River Mountains genossen. Wie viele glückliche Stunden hatte sie im Schaukelstuhl auf der Veranda verbracht, den Lerchen gelauscht und die Welt so gemalt, wie sie sie haben wollte. Ihr neuer Boss mochte ein echtes Schloss haben, aber es fiel Ella doch schwer, ihr Zuhause zu verlassen Nach Jahren als Dienstbotin und Kindermädchen war sie froh gewesen, sich ein Mal nur um sich selbst kümmern zu müssen.
    Und wie oft hatte sie ihr Herz einer Familie geschenkt, nur um es dann vor die Füße geworfen zu bekommen, wenn ihre Dienstzeit um war! Vielleicht sollte sie gar nicht erst allzu innige Gefühle für Billy und Sarah entwickeln. Ihr Herr Vater würde ohnehin nach seinem ersten Winter hier die Flucht ergreifen vor dem rauen Klima, der Einsamkeit und dem schlichten kulturellen Angebot. Die Einrichtung seines Hauses ließ vermuten, dass er Partys und Empfänge lieber mochte als Rodeos und das Landleben.
    Aber was soll’s, sagte sich Ella. Bei der Aussicht auf ein astronomisches Gehalt schob sie alle Vorbehalte gegen ihren schicken neuen Boss zur Seite. Im Geiste spielte Ella eine Unterhaltung mit ihrer Freundin Phoebe durch, die das Wort „heiß” auf jeden reizvollen Vertreter des männlichen Geschlechts anwandte.
    Phoebe würde von Hawk begeistert sein. Ihre Freundin war schon in der siebten Klasse hinter den Jungen her gewesen und verrenkte sich immer noch den Hals nach jedem gut gebauten Mann. Sie hatte den Verdacht, dass Phoebe nur deshalb Kunst studierte, damit sie in Ruhe die männlichen Aktmodelle betrachten konnte. Phoebe war aber auch eine hoffnungslose Romantikerin und machte aus jedem harmlosen Flirt eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, die dann nie stattfand.

    Ella verstaute ihre Farben und Pinsel im Kofferraum ihres Pick-ups und machte sich daran, die Kätzchen einzusammeln.
    Die protestierten lautstark dagegen, in einen Karton verfrachtet zu werden. Sie schloss die Tür ab, auch wenn hier wohl kaum jemand einbrechen würde, und sagte still „Auf Wiedersehen”.
    Dann stellte sie den Karton mit den Kätzchen auf den Beifahrersitz, ließ den Motor an und fuhr ihrem neuen Leben entgegen.
    Die Entfernung zwischen Hawks Anwesen und ihrer Hütte war nicht groß - vorausgesetzt, man ging querfeldein. Mit gutem

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