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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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nicht, wie es war.« Ihre Stimme klang schrill. »Mein Vater wird nie aufgeben!«
    Â»Ich will dir nicht vorschreiben, was du tun sollst, Mollie«, sagte Hunter mit ruhiger, ernster Stimme.
    Â»Dann tun Sie’s auch nicht!«
    Hunter betrachtete sie nachdenklich. Nicht Wut war der Grund für ihre heftige Reaktion, sondern Angst. Eine Angst, die sie immer wieder zur Flucht trieb, seit sie damals von zu Hause weggelaufen war. Eine Angst, die der Motor ihrer gesamten Existenz zu sein schien.
    Â»Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht wütend machen.«
    Mollie holte tief Luft und starrte in ihre Tasse. Eine ganze Minute verging, bevor Hunter erneut das Wort ergriff.
    Â»Am Telefon eben klangst du ziemlich mitgenommen, Mollie. Ist was passiert?«
    Â»Ich hatte wieder eine Vision«, sagte sie mit erstaunlich fester Stimme.
    Hunter beugte sich vor.
    Â»Nachdem ich heute Morgen das Foto von mir in der Zeitung gesehen hab, bin ich in Panik geraten. Ich wollte wieder abhauen.« Sie zeigte auf den Rucksack zu ihren Füßen. »Ich hab’s bis zum Busbahnhof geschafft.«
    Â»Wo wolltest du denn hin?«
    Mollie machte ein Geräusch, halb Husten, halb Lachen. »Irgendwohin, so weit mein bisschen Geld gereicht hätte. Ich wollte einfach nur weg von hier.«
    Â»Und nach der Vision hast du deine Meinung geändert?«, fragte Hunter.
    Mollie nickte und fing wieder an, mit dem Löffel zu spielen. »Es ist passiert, während ich im Bahnhof war und versucht hab zu überlegen, wo ich hinwill.«
    Â»Was hast du gesehen?«
    Ihre Blicke trafen sich, und Hunter sah blanke Angst in ihren Augen.
    Â»Diese neuen Visionen sind ganz anders als früher.«
    Â»Ja, du hast gesagt, du erlebst sie jetzt aus deiner eigenen Perspektive, und manchmal siehst du nicht nur, du hörst auch was.«
    Â»Was ich heute gesehen hab, war keine Person oder ein Ort oder so. Es ist nicht abgelaufen wie ein Film. Aber ich weiß, dass es für den Killer sehr wichtig war.«
    Hunter wartete.
    Â»Ich hab ein Datum gesehen.«
    Â»Welches Datum?«
    Mollie holte tief Luft und erschauerte. »Neujahr.«
    87
    G arcia holte Hunter um sieben Uhr früh ab.
    Nach einem wahren Telefonmarathon am Abend zuvor hatte Mrs Adams, die Bibliothekarin der Gardena Highschool, sich bereit erklärt, sie um halb acht an der Schule zu treffen.
    Â»Ãœbrigens, ich habe Mollie gefunden«, verkündete Hunter, als Garcia auf den Hollywood Freeway in Richtung Nordwesten einbog.
    Die Auskunft überraschte Garcia, und er sah Hunter an. »Was? Echt? Wie denn?«
    Â»Na ja, genauer gesagt hat sie mich gefunden. Sie hat mich gestern Abend angerufen.«
    Â»Was hat sie gesagt? Wo ist sie?«
    Â»Ich musste ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, aber schließlich hat sie mir erlaubt, ihr ein Zimmer im Travel Inn ganz in der Nähe von meiner Wohnung zu besorgen.«
    Â»Du hast ihr ein Hotelzimmer besorgt? Geht es ihr gut?«
    Â»Sie hat Angst. Sie wollte weglaufen.«
    Â»Wohin?«
    Hunter zuckte die Achseln. »Irgendwohin. Hauptsache weg von hier.«
    Garcia überlegte kurz. »Wegen des Zeitungsartikels?«
    Hunter nickte. »Sie hat mir gestern Abend noch ein bisschen von sich erzählt. Sie wurde auf jede nur erdenkliche Weise von ihrem Vater misshandelt. Sie hat furchtbare Angst, dass er sie finden könnte.«
    Â»Wie kannst du dir sicher sein, dass sie nicht wieder wegläuft?«
    Â»Das kann ich nicht. Aber ich muss ihr Vertrauen gewinnen.«
    Garcia wusste, dass niemand vertrauenerweckender war als Hunter.
    Â»Ich habe ihr ein Prepaid-Handy gekauft. Unsere Nummern sind einprogrammiert, und es hat GPS. Ich habe ihr gesagt, sie soll es immer eingeschaltet lassen.«
    Der Verkehr wurde dichter und kam schließlich zum Erliegen, als sie sich auf den Harbor Freeway einfädelten.
    Â»Sie hatte wieder eine Vision.«
    Garcia sah Hunter erwartungsvoll an. »Ein neues Opfer?«
    Ein kurzes Kopfschütteln, und Garcia stieß erleichtert die Luft aus. »Was hat sie diesmal gesehen?«
    Hunter berichtete ihm alles, was Mollie ihm am Abend zuvor erzählt hatte. Die Wagenkolonne begann sich träge vorwärtszubewegen, aber Garcia achtete gar nicht darauf.
    Â»Neujahr? Was hat das zu bedeuten?«
    Â»Ich weiß nicht genau, aber Mollie war sich ganz sicher, dass das Datum für den Täter wichtig ist.«
    Â»Vielleicht ist das der Tag, an

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