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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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bekundete Hunter.
    Reed musterte die beiden Detectives, bevor er schließlich einlenkte. »Kommen Sie herein«, sagte er und bat sie ins Haus.
    90
    J ames Reeds Wohnzimmer hatte Hartholzboden und eine L-förmige Couchlandschaft mit Blick auf einen an der Wand montierten Flachbildfernseher. Die Vorhänge waren zugezogen. Einzige Lichtquelle im Raum war eine Stehlampe in der Ecke, die so positioniert war, dass sie einen großen runden Tisch beleuchtete. Darauf lagen tausende Teile eines unfertigen Puzzles, sorgfältig nach Farben sortiert. Die Randteile waren bereits zusammengesetzt und bildeten einen großen rechteckigen Rahmen. Reed war offenbar ein Puzzleliebhaber und überaus gut organisiert, wie Hunter sofort auffiel.
    Â»Siebentausendfünfhundert Teile«, sagte Reed, der Hunters Blick gefolgt war, wie zur Bestätigung. »Ich brauche nicht lange dafür. Dabei habe ich gestern erst angefangen. Puzzeln Sie gerne, Detective?«
    Hunter sah auf. »Gelegentlich.«
    Â»Es gibt kein besseres Training für die analytischen und visuellen Fähigkeiten.« Reed blieb neben dem Tisch stehen. Sein Blick glitt über die Teile, dann nahm er eins auf und legte es in der rechten oberen Ecke des Rahmens an seinen Platz. »Und es hat etwas Therapeutisches«, fügte er hinzu, bevor er die beiden Detectives zur Sitzgruppe bat.
    Hunter und Garcia nahmen auf der Couch Platz, Reed entschied sich für den antik aussehenden Sessel gegenüber.
    Â»Geht es um einen ganz bestimmten Schüler?«, fragte er, schlug die Beine übereinander und legte die gefalteten Hände auf den Knien ab.
    Â»Ja«, antwortete Hunter, platzierte das alte Jahrbuch der Compton High auf dem gläsernen Tisch zwischen ihnen und schlug es auf. »Er war nicht in Ihrem Jahrgang, sondern drei Jahre über Ihnen. Sein Name war Brett Stewart Nichols.«
    Sie konnten beobachten, wie Reed sich versteifte, um sich dann umständlich in seinem Sessel zurechtzusetzen.
    Â»Das hier ist er.« Hunter zeigte auf das Foto in der Mitte der Jahrbuchseite – ein dünner Junge mit zerzausten schwarzen Haaren und dunkelbraunen Augen, die vor Energie sprühten.
    Reed machte sich gar nicht erst die Mühe, es anzusehen. Sein unerschrockener Blick war weiterhin auf Hunter gerichtet. »Ich muss mir das Bild nicht ansehen. Ich kenne ihn.«
    Â»Was wissen Sie noch über ihn?«
    Reed fuhr sich mehrmals mit der Hand über den Mund, während er nach den passenden Worten suchte. »Er war nicht gerade … ein angenehmer Zeitgenosse.«
    Â»Wie genau ist das zu verstehen?«
    Â»Was hat er getan, Detective? Hat er jemanden umgebracht? Würde mich nicht wundern. Schon in der Schule hat er sich aufgeführt wie ein kleiner Psychopath.«
    Mit einem Satz wie diesem hatte keiner der beiden Detectives gerechnet.
    Â»Warum sagen Sie das? Können Sie uns ein bisschen mehr über ihn erzählen?«
    Reed lehnte sich zurück, seine Schultern waren noch immer angespannt. »Er war ein typischer Schulhoftyrann – ein Mobber. Er ist nicht zur Schule gegangen, um zu lernen, sondern weil es dort jede Menge schwächerer Kinder gab, die er und seine Freunde schikanieren konnten.«
    Â»Hat er Sie auch schikaniert?« Hunter beobachtete aufmerksam jede Regung seines Gegenübers.
    Reed lachte nervös auf, bevor er einen Lippenpflegestift aus der Hosentasche holte und sich damit über die Lippen fuhr. »Sie haben jeden schikaniert. Es spielte keine Rolle, in welcher Klasse man war. Alle hatten Angst vor ihnen.«
    Â»Angst?«
    Â»Wissen Sie, wenn man damals jemandem von einem Schulhoftyrann erzählt hat, dann dachten alle immer nur an einen frechen Schüler, der andere verspottet. Sie vielleicht ein bisschen hänselt, weil sie übergewichtig sind oder komisch angezogen oder schlecht in Sport – aber Brett und seine Freunde waren anders. Stellen Sie sich einen Straßengangster mit einem akuten Fall von Größenwahn vor, der in der Zeit zurückversetzt wurde, dann haben Sie ungefähr eine Vorstellung von Bretts Persönlichkeit.« Reed hielt inne und strich sich übers Kinn. »Da war dieses Mädchen. Katherine hieß sie, glaube ich, sie war nicht in meiner Klasse. Ich war in der neunten, sie in der elften, aber ich kann mich noch gut erinnern. Sie war ziemlich schüchtern, ein bisschen dicklich, immer allein. Sie war nicht gerade ein

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