Der Vollstrecker
den Kopf.
Hunter blitzte sie an. »Sie haben ihr was vorgelogen, stimmtâs? Was haben Sie ihr gesagt? Dass Sie für mich arbeiten und noch ein paar Details abklären müssen?«
Erneut ein enigmatisches Lächeln.
»Sie Miststück.«
»Sie können mich mal, Robert. Ich habe versucht, mit Ihnen zu reden. Sie haben mich eiskalt abblitzen lassen.« Ihre Stimme war lauter geworden, und die Gäste an den Nachbartischen schickten missbilligende Blicke in ihre Richtung.
»Sie wollten mich abschleppen. Das nennen Sie reden?«
»Ach, lecken Sie mich doch. Glauben Sie bloà nicht, Sie können mir vorschreiben, wie ich meinen Job zu machen habe.«
»Irgendjemand sollte es Ihnen aber vorschreiben, da Sie ja sonst offensichtlich alles versauen.«
»Nur einem arroganten Sack wie Ihnen kann es einfallen, eine Titelstory in der L. A. Times als âºetwas versauenâ¹ zu bezeichnen.«
»Das ist keine Story, Claire, das ist ein Mordfall, und es stehen Menschenleben auf dem Spiel.« Hunter machte eine Pause und holte tief Luft. »Sie haben sie in die Flucht geschlagen. Ich muss sie finden, bevor ihr was zustöÃt.«
Claire kniff die Augen zusammen. »Sie wollen meine Hilfe, stimmtâs?«
»Wissen Sie, wo sie ist?«
»Momentchen mal. Sie ziehen hier eine Show ab, spielen den Macho-Detective, vergraulen mein Date, beschimpfen mich als inkompetent, und jetzt wollen Sie, dass ich Ihnen helfe?« Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und setzte ein hochnäsiges Gesicht auf. »Na, das ist stark. Kein Wunder, dass Sie keine Freundin haben. Sie wissen einfach nicht, wie man sich Frauen gegenüber benimmt.«
Hunter schwieg, hielt aber Claires Blick fest.
»Wenn ich Ihnen sage, wo Sie sie finden können, was kriege ich dafür?«
Hunters Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ist das Ihr Ernst?«
Sie musterte ihn eine Sekunde lang. »Mein vollster.«
»Haben Sie ein bisschen Anstand, Claire. Sie ist ein Teenager, und sie hat wahrscheinlich furchtbare Angst. Ich appelliere lediglich an Sie, das Richtige zu tun.«
»Eine Hand wäscht die andere.« In ihrer Stimme lag ein verführerisches Flüstern. »Nichts im Leben ist umsonst. Wenigstens nicht die guten Dinge.« Sie schenkte Hunter dasselbe einladende Augenzwinkern, mit dem sie ihn bei ihrem ersten Aufeinandertreffen zu sich gelockt hatte.
»Ihr Leben ist möglicherweise in Gefahr.«
Keine Reaktion.
»Das ist Ihnen scheiÃegal, oder?«
»Jeden Tag sterben Menschen in dieser Stadt, Robert. So ist es nun mal. Wir können nicht jedem helfen.«
»Aber diesem Mädchen können wir helfen. Mehr will ich doch gar nicht.«
»Und ich will nicht mehr als eine Gegenleistung.«
Hunters Handy klingelte. Einen spannungsgeladenen Moment lang hielt er Claires Blick.
»Wollen Sie nicht rangehen?«, fragte sie, als ihr bewusst wurde, dass sich schon wieder alle nach ihnen umdrehten.
Hunter griff in seine Jackentasche. »Detective Hunter.«
»Detective, hier ist Monica.« Eine kurze Pause. »Ich meine Mollie.« Sie klang in Tränen aufgelöst.
Hunter drehte Claire den Rücken zu. »Geht es dir gut? Wo bist du?«, fragte er, aber die einzige Antwort, die er bekam, war ein Rauschen in der Leitung. Rasch hielt er die Hand über die Muschel und drehte sich zu Claire um. »Falsch, Claire â¦Â« Er stand auf und legte fünf Zwanzig-Dollar-Scheine auf den Tisch. »Es gibt eine ganze Menge Dinge im Leben, die umsonst sind.«
86
H unter legte die fünfundzwanzig Meilen zwischen Beverly Hills und South Gate in Rekordzeit zurück. Mollie hatte ihm gesagt, dass sie in einem Coffeeshop namens Café Kashmir am Tweedy Boulevard auf ihn warten würde. Die Hausnummer brauchte Hunter nicht, er kannte den Laden.
Nachdem er seinen Buick direkt vor dem Café an der StraÃe geparkt hatte, ging er hinein. Er war überrascht, wie voll es um kurz nach halb elf Uhr abends noch war, und noch überraschender fand er, dass kein Gast älter zu sein schien als fünfundzwanzig. Mollie saà an einem runden Tisch vor einer Wand aus Terrakottaziegeln, an der mehrere Ãlbilder hingen â eine Ausstellung junger lokaler Künstler. Zu ihren FüÃen stand ein kleiner Rucksack.
»Hallo«, sagte er mit einem Lächeln, als er zu ihr an den Tisch trat. Sie versuchte, es zu erwidern, aber es
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