Der Vollstrecker
rauen Lippen fuhr.
Mollie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, also lächelte sie bloà und trank einen Schluck Schokolade.
»Du bist nicht von hier, oder?«
Sie sah ihn fragend an.
»Ein L.-A.-Lächeln erkennt man auf zehn Meilen Entfernung. Es ist immer irgendwie künstlich, aber deins nicht. Deins ist â¦Â«, er hielt inne, als suche er nach dem passenden Ausdruck, »warm. Ehrlich.«
»Danke.« Sie wurde rot.
Der Mann schien ihr Unbehagen bemerkt zu haben. Er stand auf und suchte seine Sachen zusammen. »Na, hoffentlich gefällt es dir in Los Angeles«, meinte er und streckte ihr die Hand hin.
Mollie schüttelte sie nur ganz leicht. Die Hand des Mannes war warm und stark.
»Ich bin Ryan. Ryan Turner.«
Ein weiteres zaghaftes Lächeln. »Ich bin Monica.«
»Also dann. Viel Spaà in L. A., Monica«, sagte er erneut, bevor er das Café verlieÃ, die StraÃe überquerte und dem Weihnachtsmann ein paar Münzen in die Büchse warf.
Als sie wieder im Hotel war, machte sich der Schlafmangel der letzten Nacht bemerkbar. Immer wieder nickte Mollie vor dem Fernseher ein. Sie wusste nicht, ob sie wach war oder schlief, als die Vision kam, aber sie traf sie wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.
Als sie die Augen öffnete, stand sie nackt vor dem Spiegel im Badezimmer und blutete.
115
H ätte eine der Personen auf den einundzwanzig Fotos an der Pinnwand eine Polizeiakte gehabt, wären ihre Fingerabdrücke im Computer gewesen, und man hätte sie mit dem partiellen Abdruck aus dem Haus in Malibu vergleichen können. Doch das war leider nicht der Fall. Stattdessen sahen sich Hunter, Garcia und Hopkins mit einundzwanzig unbescholtenen Bürgern konfrontiert. Keine Verhaftungen, keine Schwierigkeiten mit dem Finanzamt oder irgendeiner anderen Regierungsbehörde. Keine Vorladungen vor Gericht, kein Dienst als Geschworene. Die schlimmsten Vergehen waren zwei unbezahlte Strafzettel. Einundzwanzig Personen, deren Leben auf dem Papier ungefähr so aufregend und abenteuerlich war wie ein Glas Milch. Die Berufe waren breit gefächert, vom Universitätsprofessor bis zum Drehbuchautor, vom Arzt bis zum Dauerarbeitslosen war alles vertreten.
In einem ersten Schritt hatten sie alle Personen aussortiert, die deutlich kleiner oder gröÃer waren als eins achtundachtzig. Danach blieben ihnen noch zwölf mögliche Verdächtige. Nachdem sie bei sämtlichen Fluglinien und Grenzübergängen angerufen hatten, konnten sie fünf weitere Namen von der Liste streichen.
»Dr. Pedro Ortiz und Dr. Michael Grifton fallen auch weg«, verkündete Garcia, nachdem er aufgelegt hatte. »Sie hatten beide Nachtdienst an dem Abend, als Vater Fabian getötet wurde.«
»Jason Lowell war an dem Wochenende, an dem Debbie Howard ermordet wurde, mit seinen Schülern zelten«, sagte Hopkins. »Der wäre also auch aus dem Rennen.«
Hunter rieb sich die brennenden Augen. Er war seit nunmehr fast achtundvierzig Stunden auf den Beinen, und allmählich kamen ihm Zweifel, ob sie mit Telefonaten und Anfragen in der Datenbank weiterkommen würden. Der Mann, den sie suchten, hatte schwerste seelische Verletzungen erlitten, die über fünfundzwanzig Jahre lang in seinem Unterbewusstsein verborgen gewesen waren. Hunter war sich ganz sicher, dass ein konkretes Ereignis den Zorn des Killers entfacht haben musste. Irgendetwas, das erst vor kurzem passiert war. Der Tropfen, der das Fass zum Ãberlaufen gebracht hatte.
Er wusste auch, dass sich die Frage, was den Täter aus der Bahn geworfen hatte, nicht vom Schreibtisch aus würde beantworten lassen. Um herauszufinden, ob jemand von seiner Frau verlassen worden war, im Job unter Druck stand, seinen Arbeitsplatz verloren hatte oder in finanziellen Schwierigkeiten steckte, waren intensivere Nachforschungen notwendig.
»Okay«, sagte er schlieÃlich und rollte die verspannten Schultern. »Jetzt haben wir nur noch vier Namen auf der Liste. Dass James Reed abgetaucht ist, wissen wir. Lasst uns herausfinden, wo die anderen drei stecken.«
»Vielleicht sollten wir Mollie bitten, herzukommen, damit sie sich die Bilder mal ansieht«, schlug Garcia vor. »Vielleicht kann sie irgendwas dazu sagen.«
Verdammt! Hunter sah auf die Uhr. Er musste sie anrufen. Heute Abend wollte er sie an einen anderen Ort bringen.
»Keine schlechte Idee«, meinte
Weitere Kostenlose Bücher