Der Vollstrecker
Hopkins.
»So funktioniert das nicht.« Hunter sah die beiden scharf an. »Sie hat keine Kontrolle darüber, was sie sieht. Und sie spürt nur, wenn andere Leute leiden.«
»Meinst du nicht, dass es einen Versuch wert sein könnte? Uns wird die Zeit knapp, und wir wissen bald nicht mehr weiter.«
»Nein«, sagte Hunter entschieden. »Sie ist ein siebzehnjähriges Mädchen, das jetzt schon mehr durchgemacht hat als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Sie ist allein, sie hat Angst, und dann hat sie auch noch Visionen, in denen sie andere Leute in unvorstellbarem MaÃe leiden sieht.« Er fixierte Garcia. »Wir haben drei der fünf Tatorte gesehen. In Malibu musstest du drauÃen bleiben, weil dir schlecht wurde.«
»Im Ernst?«, fragte Hopkins erstaunt.
»Vorsicht, falsches Thema«, warnte Garcia.
»Wir sind Detectives beim Morddezernat«, fuhr Hunter fort. »Wir beschäftigen uns tagtäglich mit so was, wir sind abgehärtet. Wir müssten eigentlich daran gewöhnt sein, trotzdem dreht sich uns noch hin und wieder der Magen um. Hast du auch nur den Schimmer einer Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn man ganz allein ist und diese Bilder sieht â Bilder, die so real sind wie die, die wir mit eigenen Augen gesehen haben? Was das in einem labilen jungen Mädchen anrichten kann? Auf keinen Fall bringe ich sie her, zeige ihr die Fotos und sage ihr, sie soll diese Visionen absichtlich herbeiführen!«
Das Schweigen, das auf Hunters recht hitzige Rede folgte, signalisierte, dass sie ihn verstanden hatten.
Sein Handy klingelte. Auf dem Display wurde Mollies Nummer angezeigt. Wie unheimlich.
»Hi, Mollie â¦Â« Hunter ging zum Fenster. Selbst am Telefon konnte er ganz deutlich spüren, dass etwas nicht stimmte. Sie atmete schwer, als sei sie gerannt. »Was ist los?«
Mollie schnappte nach Luft, und erst jetzt wurde Hunter klar, dass sie weinte.
»Mollie, sag was! Was ist passiert?«
Garcia und Hopkins horchten auf.
Noch ein tiefer Atemzug. Hunter hörte eine Hupe. »Mollie, bist du im Hotel?«
»Nein.« Ihre Stimme zitterte.
»Wo bist du?«
»Ich weià nicht.«
»Was? Was heiÃt das, du weiÃt nicht?«
»Ich bin abgehauen.«
»Du bist aus dem Hotel abgehauen?«
»Ja.«
»Wann?«
»Keine Ahnung, schon vor einer Weile.« Ihre Worte kamen stockend, immer wieder schnürten ihr die Tränen die Kehle zu.
»Sei ganz ruhig, Mollie. Sprich mit mir. Was ist passiert? Warum bist du nicht mehr im Hotel?«
»Ich habâs gesehen â¦Â« Ihre Stimme kippte.
»Atme ganz tief durch, Mollie. Was hast du gesehen?« Hunter stand auf und griff nach seiner Jacke.
Stille.
»Mollie, bleib dran. Was hast du gesehen?«
»Ich hab das Opfer gesehen â¦Â«
»Das Opfer?«
»Das nächste Opfer des Killers. Heute Abend bringt er sein nächstes Opfer um!«
Adrenalin jagte durch Hunters Adern. »Okay, versuch dich einen Moment zu beruhigen, ja, Mollie? Woher weiÃt du, dass es das nächste Opfer ist? Vielleicht ist es eins der früheren Opfer?«
»Früheren?«
Hunter zögerte kurz. »Die Visionen, die du bisher hattest â die zwei Menschen, die du gesehen hast. Das waren nicht die einzigen Opfer. Vor ihnen gab es andere, und seitdem hat es auch noch ein neues Opfer gegeben.«
»Nein, nein. Die sind es nicht. Es ist das nächste Opfer. Das weià ich ganz genau«, sagte sie mit vor Panik überschnappender Stimme.
Hunter war bereits an der Tür. »Wieso bist du dir da so sicher, Mollie?«
»Weil ich es bin.« Ihre Stimme versagte. »Heute Abend kommt er mich holen!«
116
W o auch immer du hingehst, ich komme mit«, verkündete Garcia und schnappte sich seine Jacke, als Hunter an ihm vorbei auf den Gang hinauseilte. »Was ist denn passiert, Robert?«
Hunter gab keine Antwort. Er blieb nicht stehen und drehte sich auch nicht zu Garcia um. Dieser holte seinen Partner erst ein, als sie den Parkplatz erreicht hatten.
»Du fährst«, sagte Hunter und drückte die Kurzwahltaste seines Handys. Er hörte nur die aufgezeichnete Ansage ihrer Mailbox.
»Wo soll ich hinfahren?«, fragte Garcia, als er den Motor anlieÃ.
»Fahr so, als würden wir zu mir fahren. Mollies Hotel ist bloà drei StraÃen weiter.«
»Was ist passiert?«
Hunter gab die
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