Der Vollstrecker
Käufer bisher nur telefonisch Kontakt gehabt und wusste daher nicht recht, was sie erwarten würde. Sie war sehr angenehm überrascht.
Ryan war knapp einen Meter neunzig groÃ, Mitte vierzig und von athletischer Statur. Seine kurzen dunkelbraunen Haare waren konservativ geschnitten und, genau wie seine übrige Erscheinung, exzellent gepflegt. Er war gekleidet wie ein Geschäftsmann, in einem eleganten dunklen Anzug und auf Hochglanz polierten Schuhen. Er sprach mit dem Hauch eines Südstaatenakzents.
»Bitte entschuldigen Sie vielmals mein Zuspätkommen«, sagte er, als er Amanda zur BegrüÃung die Hand schüttelte. »Wenn Geschäftsleute erst mal ins Reden kommen, hören sie so schnell nicht mehr auf.«
»Das ist doch überhaupt kein Problem, Mr Turner«, antwortete sie und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. »Ich bin froh, dass Sie es noch geschafft haben.«
»Ich freue mich wirklich auf die Besichtigung. Von dem, was ich auf Ihrer Website gesehen habe, scheint es genau das Richtige für mich zu sein.«
Amandas Lächeln wurde noch breiter.
»Und bitte«, fuhr er fort, »nennen Sie mich Ryan.«
»Nur wenn Sie mich Amanda nennen.«
»Abgemacht.«
Ryan überredete Amanda, mit ihm zusammen in seinem Wagen zu dem Haus in Malibu zu fahren. Aufgrund des dichten Verkehrs waren sie eine gute Stunde unterwegs. Die ersten fünfundzwanzig Minuten nutzte Amanda, um Ryan in den glühendsten Farben zu schildern, wie wunderschön das Anwesen sei, das sie gleich besichtigen würden. Die einstudierte Rede perlte ihr wie Poesie von den Lippen. Die restliche Zeit sprachen sie über ganz unterschiedliche Dinge, angefangen von Amandas Firma bis hin zu ihren Weihnachtseinkäufen.
Das Erste, was Ryan auffiel, als sie das imposante, elektronisch gesteuerte Tor passierten, war der links vom Haus gelegene Tennisplatz.
»Nicht schlecht«, meinte er.
Amanda lächelte. Bis jetzt lief alles genau so, wie sie es sich erhofft hatte.
Auch der Rest des Hauses schien Ryans Erwartungen zu entsprechen. Ãber sechshundertfünfzig Quadratmeter Wohnraum, teilweise mit hohen Balkendecken und edlen Marmorböden ausgestattet. Die einzelnen Räume waren mit modernen Möbeln luxuriös eingerichtet. Raffinierte Lichtinstallationen in jedem Zimmer sorgten für eine behagliche Atmosphäre. Die weitläufige Terrasse und der groÃe Pool mit Spa im Garten waren das Sahnehäubchen.
Während sie durch die Räume schlenderten, bemühte sich Ryan offenbar, sich seine Begeisterung nicht anmerken zu lassen, indem er seine Hände die ganze Zeit über in den Taschen seines langen schwarzen Mantels versteckt hielt. Aber das verstohlene Lächeln auf seinem Gesicht verriet ihn. Das Haus verkaufte sich wie von selbst.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns noch mal das Wohnzimmer anschauen, bevor wir gehen?«, fragte er am Ende der Besichtigungstour, während er aus dem Fenster des groÃen Schlafzimmers im ersten Stock auf den Strand von Malibu hinausblickte.
»Aber keineswegs«, sagte Amanda, ebenfalls redlich bemüht, ihre Freude zu zügeln.
Als sie erneut das Wohnzimmer betraten, blieb Amanda in der Nähe der groÃen, handgeschnitzten hölzernen Flügeltür stehen.
Ryan ging bis zu einem der üppigen weiÃen Ledersofas, die in der Mitte des riesigen Raumes standen. Sein Blick war auf den imposanten Kamin aus Flussgestein gerichtet, der einen GroÃteil der hinteren Wand einnahm.
»Ich nehme an, der Kamin ist funktionstüchtig?«, fragte er, wobei er sich zu Amanda umdrehte.
»Selbstverständlich. Alles hier im Haus funktioniert einwandfrei.«
»Ich kann nur hoffen, dass es ein Gaskamin ist. Sonst werde ich nämlich einen kleinen Wald brauchen, um das Ding zu befeuern.«
Seine Wortwahl war Amanda nicht entgangen, und sie biss sich auf die Lippe, um ihr triumphierendes Lächeln zu verbergen. »Ja, Sie haben recht, es ist ein Gaskamin.«
»Können wir ihn anzünden, damit ich einen Eindruck bekomme?«
Auf diese Frage war Amanda nicht gefasst gewesen, und sie sah ihn mit groÃen Augen an.
Ryan runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Ãh ⦠ja, selbstverständlich.« Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder gesammelt hatte. »Natürlich können Sie ihn gerne anmachen, wenn Sie möchten. Ich
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