Der Vollstrecker
Haut an meinem Nacken und Rücken bereits verbrannt.«
Sie sahen sich eine Zeitlang schweigend an.
»Das tut mir leid«, sagte er schlieÃlich.
»Ist schon gut. Es ist ja nicht Ihre Schuld. Ich weiÃ, ich sollte allmählich lernen, damit umzugehen, aber ich schaffe es einfach nicht. Jedes offene Feuer versetzt mich in Panik.«
Ryan ging zurück in die Mitte des Wohnzimmers, und diesmal folgte Amanda ihm.
»Ich war in Therapie wegen meiner Spinnenangst«, sagte er. »Sie wissen schon, es gibt diese speziellen Verhaltenstherapien, die einem dabei helfen sollen, Phobien zu überwinden.«
»Und wie war es?«, fragte sie neugierig.
»Der Therapeut hat eine Menge kluges Zeug geredet, und nach ein paar Sitzungen hat er dann beschlossen, dass ich bereit bin, meiner Angst ins Auge zu sehen. Er hat eine riesige, haarige Spinne mitgebracht und auf meine Hand gesetzt, um mir zu demonstrieren, dass die Tiere vollkommen harmlos sind.«
»Und, hat es funktioniert?«
»O ja, es war ein durchschlagender Erfolg. Ich habe mir in die Hose gemacht vor Angst und bin schreiend aus der Praxis gerannt.«
Amanda lachte.
»Vielleicht gibt es Ãngste, die nicht besiegt werden können, ganz egal was man versucht.« Er trat einen Schritt auf das Sofa zu. Amanda stand knapp einen Meter vor ihm, den Blick nachdenklich auf den Kamin gerichtet.
Seine Hand schloss sich um etwas in seiner Tasche.
»Wissen Sie â das, was Sie mir eben erzählt haben â, dass Sie sich als kleines Kind verbrannt haben und offenes Feuer Ihnen Angst macht?«, sagte er.
»Ja? Was ist damit?«, fragte sie zurück, ohne sich umzudrehen.
Seine Stimme klang plötzlich ganz anders. »Das wusste ich längst.«
Bevor sie irgendetwas tun oder sagen konnte, hatte er sie von hinten gepackt und ihr ein feuchtes Tuch über Nase und Mund gepresst.
27
V ater Malcolm hatte sich bereit erklärt, Hunter um halb acht Uhr abends zu empfangen. Um zwanzig nach sieben parkte Hunter seinen Buick LeSabre vor der Kirche Unserer lieben Frau vom Rosenkranz am South Paramount Boulevard. Die StraÃenlaternen und die bunte Weihnachtsbeleuchtung in den Fenstern tauchten die Gegend in ein warmes Farbenmeer.
Die Kirche war ein groÃes weiÃes Gebäude, das rechts und links von zwei kleinen begrünten Höfen eingerahmt war. Ãber der schweren geschnitzten Tür aus Rosenholz wachte eine lebensgroÃe steinerne Statue der Patronin.
Ein Geistlicher Ende sechzig mit freundlichem, offenem Gesicht stand am Eingang und unterhielt sich angeregt mit einem weiblichen Gemeindemitglied. Sein Kopf war fast vollständig kahl, alles, was ihm an Haaren noch geblieben war, waren zwei kleine graue Büschel über den Ohren.
Er verabschiedete sich von der Frau, als Hunter einen Fuà auf die unterste der vier Stufen setzte, die zum Portal hinaufführten.
»Vater Malcolm?«, fragte er.
»Sie müssen der Detective sein, mit dem ich vorhin telefoniert habe«, meinte der Priester mit einem herzlichen Lächeln.
»Genau, Detective Hunter.« Er zeigte seine Marke. »Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen.«
Der Priester warf einen flüchtigen Blick auf Hunters Marke, bevor er ihm voran in die Kirche ging. Innenraum und Altar waren von zahlreichen Kerzen beleuchtet. Das Hauptschiff bot nach Hunters Schätzung Platz für ungefähr fünfhundert Menschen. In den Bankreihen saÃen vereinzelt ein paar Gläubige. Einige beteten, andere lasen in der Bibel, und wieder andere â so sah es zumindest aus â schliefen den Schlaf der Gerechten.
»Wollen wir uns vielleicht in meinem Büro unterhalten?«, fragte der Priester mit einer Handbewegung. »Es ist gleich hier hinten.«
»Sicher.« Hunter nickte.
Vater Malcolms Büro war klein, aber gemütlich. Die Wände waren in einem Farbton gestrichen, der irgendwo zwischen Weià und Grau lag. Die Möblierung war klassisch und wies deutliche europäische Einflüsse auf. Im hinteren Teil des Raums stand ein massiver Schreibtisch mit Blick auf die Tür. Davor zwei nachgebildete viktorianische Sessel für Besucher. Es gab Heiligenbilder an den Wänden und religiöse Bücher in einem Regal links vom Tisch.
Vater Malcolm bot Hunter einen der Sessel an, bevor er selbst hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. Einige Sekunden lang sagte keiner der beiden ein Wort.
»Ich kann noch gar
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