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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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nicht fassen, was geschehen ist. Fabian war ein so guter Mensch, und ein guter Priester.« Vater Malcolms Stimme war brüchig und von Trauer erfüllt.
    Â»Es tut mir sehr leid«, sagte Hunter. »Wie ich gehört habe, waren Sie befreundet?«
    Der Priester nickte. »Ich habe im Seminar gelehrt, Fabian war einer meiner Studenten. Ich kannte ihn seit über zwanzig Jahren.«
    Â»Was war er für ein Mensch?«
    Â»Freundlich, ernst, mitfühlend. Wie gesagt: ein guter Priester.«
    Â»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    Â»Vor ungefähr zwei Wochen. Die siebten und achten Klassen der Highschool hatten ihren Kuchenbasar hier im Gemeindehaus. Er kam her, um auszuhelfen.« Ein Lächeln umspielte die Lippen des Priesters. »Nun ja, genau genommen kam er her, um zu essen. Er war ganz verrückt nach Bananenkuchen.«
    Â»Und war er irgendwie anders als sonst? Hat er sich vielleicht Sorgen wegen etwas gemacht? Wirkte er nervös?«
    Â»Ãœberhaupt nicht. Er war genauso wie immer. Ausgeglichen. Sehr redselig, er hat die ganze Zeit mit den Schülern Witze gemacht. Er sah ein bisschen erschöpft aus, aber das war bei ihm nichts Ungewöhnliches.«
    Â»Wieso das?« Hunter fuhr sich flüchtig über die Narbe in seinem Nacken.
    Â»Soweit ich weiß, hat er nicht besonders gut geschlafen.«
    Â»Gab es dafür einen besonderen Grund?«
    Ein Kopfschütteln. »Wir werden mit vielen Nöten konfrontiert, Detective, und manchmal schleichen sie sich auch nachts in unsere Gedanken und halten uns vom Schlafen ab. Fabian hat mir einmal erzählt, dass er oft Alpträume hatte.«
    Hunter erinnerte sich an mehrere Passagen in Vater Fabians Tagebüchern über schlechte Träume, die er jedoch nie beschrieb. »Hat er mit Ihnen jemals über diese Träume gesprochen?«
    Â»Nein, nie. Er war ein sehr verschlossener Mensch.«
    Hunter machte sich eine Notiz. »Hatte er darüber hinaus irgendwelche Sorgen?«
    Â»Wir Priester haben viele Sorgen. Wir haben oft mit Menschen zu tun, die leiden und unsere Hilfe benötigen, und in der heutigen Welt gibt es wahrhaftig Kummer und Elend genug. Aber vermutlich meinen Sie Sorgen, die in irgendeiner direkten Verbindung zu seinem Tod stehen könnten?«
    Hunter sagte nichts, sein Schweigen war Antwort genug.
    Â»Nein.« Vater Malcolm schien sich ganz sicher. »Er war ein einfacher Mann. Er hat ganz für die Kirche gelebt, und für seine Mitmenschen. Welche Sorgen er auch immer hatte, ich kann Ihnen versichern, dass sie nichts mit seinem Tod zu tun hatten.«
    Hunter wägte seine nächsten Worte sorgfältig ab. Er wusste, dass er im Begriff war, gefährliches Terrain zu betreten.
    28
    H at Vater Fabian je mit Ihnen darüber gesprochen, dass er an seiner Berufung als katholischer Priester gezweifelt hat, oder den Wunsch geäußert, einen anderen Lebensweg einzuschlagen?«, fragte Hunter und sah zu, wie sich Vater Malcolms Verhalten schlagartig änderte. Die Frage schien ihn persönlich getroffen zu haben. Mit zusammengekniffenen Augen sah er Hunter an.
    Â»Unsere Arbeit gründet auf unserem Glauben und auf dem festen Willen, unserem Herrn zu dienen, Detective Hunter.« Die Stimme des Priesters war nach wie vor höflich, hatte aber einen strengen Unterton angenommen, als tadele er ein ungehorsames Kind. »Wir tun unsere Arbeit nicht des Geldes wegen oder aus anderen leichtfertigen Gründen. Es ist eine Berufung. Ich gebe zu, dass es manchmal schwer sein kann. Wir sind nur Menschen und als solche nicht gegen Momente der Schwäche und des Zweifels gefeit. Auch wir werden hin und wieder von Unsicherheit geplagt. Es ist ganz und gar nichts Ungewöhnliches, dass Menschen, die sich für ein Leben im Dienste Gottes entschieden haben, diesen Entschluss von Zeit zu Zeit hinterfragen. Begreifen Sie, was es bedeutet, zu glauben, Detective?«
    Â»Ich denke schon«, antwortete Hunter und nickte. »Es bedeutet, Dinge zu akzeptieren, auch wenn es keine Beweise dafür gibt.«
    Vater Malcolm lächelte und entblößte dabei gelblich verfärbte Zähne. »Wenn Sie so wollen. Dieser Glaube ist es jedenfalls, der uns auf dem rechten Weg hält. In ihm gehen unsere Zweifel unter wie ein Tropfen im Ozean. Um also Ihre Frage zu beantworten, Detective – ja, Vater Fabian und ich haben über seine Zweifel gesprochen. Nur weil wir uns dazu entschlossen haben,

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