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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Gott zu dienen, bedeutet das nicht automatisch, dass wir immun sind gegen Versuchungen und unklare Gedanken. Und nur weil wir von solchen Gedanken bedrängt werden, heißt das nicht, dass wir unser Handeln nach ihnen ausrichten. Er war ein Mann unerschütterlichen Glaubens.«
    Â»Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Vater«, sagte Hunter aufrichtig. »Ich möchte weder seinen noch Ihren Glauben in irgendeiner Form in Zweifel ziehen. Ich habe mich nur gefragt, ob es womöglich einen konkreten Anlass für diese ›unklaren‹ Gedanken gab. Falls ja, dann könnte das ein Hinweis für uns sein. Hat Vater Fabian Ihnen gegenüber je erwähnt, dass er mit dem Gedanken spielte, das Priesteramt niederzulegen?«
    Vater Malcolms Hand fuhr zu einer kleinen Narbe über seiner rechten Augenbraue. Hunter sah ihm an, dass er abwägte, ob er die Frage überhaupt beantworten sollte. »Es ist wirklich sehr wichtig«, sagte er eindringlich.
    Â»Ja«, sagte Vater Malcolm schließlich nach mehreren Sekunden angespannten Schweigens. »Nachdem Fabians Mutter gestorben war, ist sein Glaube für kurze Zeit ins Wanken geraten.«
    Â»Standen sie sich sehr nahe?«
    Â»Er hat sich sehr um sie bemüht.«
    Â»Sich bemüht?«
    Â»Fabian hat seinen Vater nie kennengelernt. Seine Mutter hat ihn allein aufgezogen, aber sie war eine zutiefst verbitterte Frau. Sie wollte, dass ihr einziger Sohn Anwalt wird oder Arzt – dass er irgendeinen Beruf ergreift, mit dem er viel Geld verdient, damit er seine Schuld bei ihr begleichen kann.«
    Hunter lauschte schweigend.
    Der Priester blickte auf seine gefalteten Hände hinab. »Sie hatte Probleme. Sie war viele Jahre lang schwer alkoholabhängig. Und obwohl sie ihn dafür verachtet hat, dass er Priester geworden ist, hat er sie geliebt. Seit ich ihn kenne, hat er jeden Tag für sie gebetet. Dann wurde sie auf einmal krank, und alles ging ganz schnell. Sie kam ins Krankenhaus, eine Woche später war sie tot. Es war sehr schwer für ihn.«
    Â»Wie schwer?«
    Â»Er war wütend.« Vater Malcolm biss sich auf die Lippe und dachte über seine Worte nach. »Nein, ich glaube, unzufrieden trifft es besser. Er war unzufrieden mit Gott. Er hatte so viele Jahre lang für ein und dieselbe Sache gebetet und gehofft, dass Gott ihn erhören würde. Er hat immer wieder gesagt, dass er kein Wunder erwartet hat. Er wollte bloß, dass Gott seiner Mutter eine Chance gibt. Stattdessen hat er sie zu sich genommen.«
    Hunter saß reglos da und kämpfte mit seinen eigenen Erinnerungen. Sein Blick war nach wie vor auf den Priester gerichtet, aber er sah ihn gar nicht wirklich. »Ich weiß genau, wie er sich gefühlt hat.«
    Vater Malcolm bemerkte den Schmerz in Hunters Miene und lehnte sich vor. »Darf ich Sie etwas fragen, Detective?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Stimmt es, was in den Zeitungen steht? Dass Vater Fabian enthauptet wurde? Und dass der Mörder ihm einen Hundekopf aufgesetzt hat?«
    Â»Ja«, antwortete Hunter leise.
    Der Priester stieß einen tiefen Seufzer aus. »Höchstwahrscheinlich wissen Sie ja bereits, dass der heilige Fabian, Vater Fabians Namenspatron, auf dieselbe Weise ums Leben gekommen ist.«
    Hunter nickte.
    Â»Glauben Sie, dass es da einen Zusammenhang gibt?«
    Â»Möglich wäre es.« Hunter ließ sich in die Polster seines Sessels sinken. »Was denken Sie, Vater? Glauben Sie, dass der Mörder Vater Fabian ganz bewusst auf diese Art und Weise getötet hat?«
    Vater Malcolm stand auf und ging zum Bücherregal. »In den vergangenen Jahrhunderten sind unzählige Menschen, deren Lehren man falsch verstanden hat, verhaftet, gefoltert und zum Tode verurteilt worden«, sagte er und nahm ein Buch aus dem obersten Regal. »Und jahrhundertelang wurde das Todesurteil, zumindest im westlichen Europa, meistens durch Köpfen vollstreckt.«
    Hunter dachte darüber nach. »Sie meinen, auch wenn Vater Fabian sich für einen anderen Namenspatron entschieden hätte, hätte das Köpfen höchstwahrscheinlich auf dessen Todesart gepasst«, schloss er.
    Ein langsames Nicken.
    Â»Aber was ist mit dem Hundekopf? Sagt Ihnen der irgendwas? Hat er in der katholischen Lehre irgendeine bestimmte Bedeutung?«
    Der Priester schöpfte tief Atem. »Der Teufel«, antwortete er. Bei seinen Worten schien ein kalter Luftzug durchs Zimmer zu

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