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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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gehen, und Hunter stellte unwillkürlich den Kragen seiner Jacke auf.
    Vater Malcolm kehrte zu seinem Platz hinter dem Schreibtisch zurück. »Ich will nicht anmaßend sein, Detective, oder mich in Ihre Arbeit einmischen, aber ich glaube, Sie sind auf dem falschen Weg.«
    Â»Wieso denken Sie das, Vater?«, wollte Hunter wissen. Er fixierte den Priester aufmerksam.
    Â»Ich glaube, dass dieser Gewaltakt gegen die katholische Kirche als Ganzes gerichtet war. Jemand wollte der Institution schaden, nicht einem einzelnen Priester. Fabian war ein Zufallsopfer – tragisch, aber beliebig. Es hätte jeden von uns treffen können. Der Mörder hätte jede Kirche für seine Tat auswählen können.« Er hielt inne, als brächte er die nächsten Worte nur mit Mühe über die Lippen. »Und etwas sagt mir, dass er erneut töten wird. Vielleicht hat er es bereits getan.«
    Der Tonfall des Priesters ließ die winzigen Haare auf Hunters Armen zu Berge stehen.
    29
    A manda Reilly zitterte vor Kälte und hatte rasenden Durst. In ihrem Schädel pochte es mit solcher Heftigkeit, dass sie dachte, ihre Schläfen müssten jeden Augenblick explodieren. Als sie sich zu bewegen versuchte, merkte sie, dass sie gefesselt war. Ihre Handgelenke waren an die Armlehnen, die Füße an die vorderen Beine eines unbequemen Metallstuhls gebunden, und zwar so fest, dass die Drähte ihr in die Haut schnitten.
    Ihre Lider fühlten sich schwer und klebrig an. Ihre Augen waren nicht verbunden, trotzdem hinderte sie irgendetwas daran, sie zu öffnen. Sie versuchte zu schreien, aber auch ihre Lippen waren wie versiegelt. Ein ekelerregender bitterer Geschmack füllte ihren Mund. Als sie die Zunge von innen gegen die Lippen presste, spürte sie zwischen ihnen eine dünne, feste Schicht wie eine Membran. Erneut versuchte sie, den Mund aufzuzwängen, bis die zarte Haut ihrer Lippen zu reißen begann.
    O mein Gott! Sie erschauerte, als ihr klar wurde, was geschehen war.
    Man hatte ihr den Mund geschlossen – mit Sekundenkleber.
    Panik überrollte sie. Wie von Sinnen warf sie sich hin und her und versuchte sich zu befreien. Dabei gruben sich die haardünnen Fesseln so tief in ihre Hand- und Fußgelenke, dass sie anfing zu bluten.
    Der Stuhl bewegte sich keinen Millimeter. Entweder war er zu schwer oder am Boden festgeschraubt. Ihre Schreie, die halb erstickt durch ihre fest verschlossenen Lippen nach außen drangen, klangen wie das Grunzen eines Tieres.
    Ein unkontrollierbares Zucken erfasste ihren Körper, und sie biss die Zähne fest aufeinander. Tränen schossen ihr in die Augen und bahnten sich durch die geschlossenen Lider einen Weg nach draußen. Dabei wuschen sie einen Teil der klebrigen Substanz fort, die man ihr über die Augen geschmiert hatte. Langsam, ganz langsam gelang es ihr, sie zu öffnen. Sie brannten wie Feuer und zwangen sie, heftig zu blinzeln.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis der Schmerz abgeklungen war und sie überhaupt etwas sehen konnte. Ihre Augen waren verquollen, und das Weiß hatte sich blutrot verfärbt. Zuerst war alles verschwommen, aber der von Kerzenschein erhellte Raum kam ihr vage bekannt vor. Einige der Möbelstücke hatte sie schon mal gesehen – aber wo?
    Das Pochen in ihrem Schädel wurde immer schlimmer, ihre Gedanken tobten wild durcheinander. Sie nahm einige tiefe, gleichmäßige Atemzüge und versuchte sich auf ihren Herzschlag zu konzentrieren.
    Allmählich setzte ihr Gedächtnis die Bilder der bisherigen Ereignisse wieder zusammen.
    Sie zuckte vor Furcht zusammen, als sie sich endlich erinnerte. Das verschwommene Bild vor ihr zeigte den riesigen steinernen Kamin in dem Haus in Malibu.
    Sie war mit einem Interessenten zur Besichtigung hergekommen.
    Wie hieß er noch gleich?
    Â»Na, was macht der Kopf, Mandy?« Die Stimme in ihrem Rücken ließ sie vor Schreck erstarren. Hart und schneidend wie die eines Generals. »Keine Sorge, der Schmerz wird bald nachlassen.«
    Erneut durchlief ein Zittern ihren Körper.
    Sie konnte schon fast wieder scharf sehen. Sie senkte den Blick, und jetzt endlich wurde ihr klar, warum sie so fror. Sie war nackt.
    Eine große Gestalt trat von hinten in ihr Blickfeld. Es war derselbe Mann, mit dem sie zur Besichtigung hier gewesen war, aber sie konnte sich noch immer nicht an seinen Namen erinnern. Er musste sich umgezogen haben. Den langen Mantel

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