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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Sie erreichten die Tür zum Wohnzimmer und traten mitten in einen Alptraum.
    Das Zimmer war riesig und modern eingerichtet, mit zierlichen Möbeln und weißen Sofas. Mike Brindle und drei andere Kriminaltechniker waren hochkonzentriert bei der Arbeit.
    Hunter spürte ein Brennen in den Augen. Er wusste nicht, ob es an dem widerlichen Gestank lag oder an dem, was er vor sich sah.
    Garcia krümmte sich reflexartig vornüber, als sich sein Magen zusammenkrampfte, und obwohl er alles tat, um den Brechreiz zu unterdrücken, war die Kombination aus dem Gestank und dem blanken Horror dessen, was sich ihren Blicken bot, schließlich zu viel für ihn. Hastig stolperte er aus dem Zimmer, und Hunter hörte, wie er sich gleich neben der Tür erbrach.
    Â»Mein Gott.« Hunter schloss die Augen.
    42
    Z uerst wusste Monica gar nicht, warum sie so was zu Detective Hunter gesagt hatte. Die Worte waren ihr einfach rausgerutscht, als hätte sie gar keine Kontrolle über das, was sie sagte. Aber nur eine Minute nach dem überstürzten Abgang der beiden Detectives kannte sie die Antwort.
    Dasselbe schreckliche Gefühl, das sie erst vor ein paar Tagen in der Los Angeles Union Station überschwemmt hatte, war wieder da, und diesmal war es noch viel stärker.
    Es war, als tobte ein Hurrikan in ihrem Magen, und vor ihren Augen verschwamm alles. Über das große Spiegelfenster vor ihr huschten plötzlich flackernde Bilder. Sie kniff mehrmals fest die Augen zusammen, in dem verzweifelten Versuch, die Bilder loszuwerden. Sie wollte sie nicht sehen. Sie wollte mit alldem nichts zu tun haben. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Auch diesmal war nach ein paar Sekunden alles vorbei. Und auch diesmal waren schon diese paar Sekunden mehr, als sie ertragen konnte.
    Als die Bilder langsam verblassten, saß sie zitternd und schluchzend da. Ihr Atem kam in kurzen, heftigen Stößen, und wie in Trance wiederholte sie immer und immer wieder die Worte »Bitte nicht«. Immer und immer wieder.
    Sie brauchte zwei Minuten, bis sich ihr Atem wieder einigermaßen beruhigt hatte, und dann noch mal zwei, bis ihr Körper aufgehört hatte zu zittern. Sie erhob sich auf wackligen Beinen und starrte ihr Bild im Spiegel an. Sie sah zum Fürchten aus. Die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Ihre Haut war trocken und ungepflegt, und der Schlafmangel zeigte sich in ihren müden, stumpfen Augen. Sie trug keinen Lippenstift, was die Narbe an ihrer Lippe noch auffälliger machte. Ihr Anorak war alt und fleckig und hatte kleine Risse an den Ärmelbündchen. Kein Wunder, dass die beiden Detectives sie angesehen hatten, als wäre sie ein Junkie auf einem besonders üblen Trip.
    Â»Was mache ich eigentlich hier?«, flüsterte sie zu sich selbst, als sei sie an einem unbekannten Ort aus einem seltsamen Traum aufgewacht. »Was für eine idiotische Idee. Natürlich glaubt mir hier niemand. Wie dämlich kann man sein?«
    Sie sah auf die Uhr. Was jetzt? Der Detective hatte gesagt, dass er einen Officer reinschicken würde, der ihre Daten aufnahm, aber bis jetzt war niemand gekommen. Vielleicht war das ein Zeichen. Vielleicht half sie den Leuten gar nicht damit, wenn sie ihnen von den schrecklichen Dingen erzählte, die sie sah. Und sich selbst erst recht nicht.
    Tief im Innern hatte sie die Hoffnung gehabt, dass die Bilder in ihrem Kopf vielleicht verschwinden würden, wenn es ihr gelänge, einigen der Menschen, deren Leiden sie so hautnah mitbekam, zu helfen. Dann hätte sie endlich wieder ein normales Leben führen können. Aber jetzt, während sie ganz allein in einem Vernehmungsraum der Polizei stand, glaubte sie nicht mehr daran.
    Â»Ich muss hier weg. Das ist doch total bescheuert«, sagte sie, bevor ihr Blick an der Visitenkarte hängen blieb, die Hunter auf den Tisch gelegt hatte.
    43
    M ike Brindle, der neben einem großen weißen Ledersofa kauerte, sah Hunter im Türrahmen stehen. Er stand auf und ging schweigend auf ihn zu.
    Brindle arbeitete schon seit über fünfzehn Jahren bei der Spurensicherung, aber sein Blick verriet Hunter, dass er so etwas wie das hier noch nie zuvor gesehen hatte.
    Sie standen einander eine Zeitlang gegenüber, ohne etwas zu sagen. Irgendwann blickte Brindle auf die Uhr.
    Â»Tja, damit hast du wohl gewonnen.« Durch die Atemschutzmaske klang seine Stimme dumpf.
    Hunter kniff fragend die Augen zusammen.
    Â»Bis auf meine

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