Der Vollstrecker
er die dünne Blutspur am Boden die ganze Zeit über genau im Auge. Als er wieder am Ausgangspunkt angelangt war, blieb er stehen.
»Wie groà bist du, Mike?«, fragte er scheinbar zusammenhanglos.
»Eins fünfundneunzig, wieso?«
»Und du, Carlos?«
»Eins achtundachtzig.«
»Komm mal her.« Hunter winkte Garcia zu sich. »Geh mit mir, aber langsam. Halte ungefähr dreiÃig Zentimeter Abstand von der Blutspur. Mach immer nur einen Schritt auf einmal und geh ganz natürlich. Fang genau hier an.« Er zeigte auf eine Stelle am Boden mittig hinter dem Altar.
Die anderen beiden Kriminaltechniker hielten in ihrer Arbeit inne und gesellten sich zu Mike Brindle, der bei einem der Scheinwerfer stand und das seltsame Treiben neugierig beobachtete.
Garcia hatte vier Schritte gemacht, als Hunter ihn bat, stehen zu bleiben. Er bückte sich und überprüfte rasch die Position von Garcias FüÃen im Verhältnis zur Blutspur, bevor er ihn bat, weiterzugehen. Vier Schritte später hielt Hunter Garcia erneut an. Noch vier Schritte, und der Kreis war vollendet.
»Insgesamt zwölf Schritte«, verkündete Garcia mit einer Miene, die deutlich signalisierte, dass er keine Ahnung hatte, was Hunter mit der ganzen Sache bezweckte.
Als Nächstes bat Hunter Brindle, exakt dasselbe zu tun.
»Für mich waren es elf Schritte«, sagte Brindle, als er den Altar umrundet hatte.
»Dann würde ich sagen, der Mörder ist ungefähr so groà wie Garcia«, schloss Hunter. »Eins achtundachtzig, plus minus ein, zwei Zentimeter.«
7
B rindles forschender Blick ruhte noch einen Moment lang auf der Blutspur, bevor er zu Hunter wanderte. »Und wie bist du zu dem Schluss gekommen?«
»Durch diese kleineren Spuren hier.« Hunter zeigte auf zwei Stellen am Boden, wo mehrere Blutstropfen eine etwa dreiÃig Zentimeter lange Spur bildeten, die schräg von der kreisförmigen Blutspur wegführte.
»Da kann ich nicht ganz folgen«, meldete sich einer der beiden Kriminaltechniker zu Wort.
»Wenn Sie mit Blut einen Kreis um diesen Altar hier malen wollten, aber Sie hätten keinen Pinsel, was würden Sie machen?«, fragte Hunter.
»Wenn so viel Blut da ist«, meinte der Mann mit Blick auf die Blutlache unten beim Beichtstuhl, »könnte man es einfach in einen Becher füllen und es dann auf den Boden gieÃen.«
»Zu unsauber«, widersprach Hunter. »Die GieÃgeschwindigkeit wäre nur schwer zu kontrollieren, es sei denn, Sie hätten ein Gefäà mit einer Tülle.«
»AuÃerdem ist es eine Tropfspur«, schaltete sich Brindle ein. »Das Blut wurde nicht auf den Boden gegossen. Es ist auf den Boden getropft.«
»Eben.« Hunter nickte zustimmend.
»Okay, von mir aus. Aber trotzdem: Wieso verrät Ihnen diese schräge Tropfspur die KörpergröÃe des Täters?«, hakte der Kriminaltechniker nach.
»Stellen Sie sich vor, jemand geht um den Altar herum und hält dabei einen Gegenstand in der Hand, der mit Blut getränkt ist«, sagte Hunter und ging zur Vorderseite des Altars, »wobei das überschüssige Blut auf den FuÃboden tropft.«
»Meinen Sie vielleicht so was wie eine Kerze?«, fragte der andere und hielt eine halb heruntergebrannte Altarkerze am Docht in die Höhe. Das untere Ende war rot, als sei es in ein flaches Gefäà mit Blut getaucht worden. »Die habe ich links neben dem Altar gefunden.« Er trat näher, so dass Brindle und die beiden Detectives einen Blick darauf werfen konnten.
»Ja, das muss es gewesen sein«, sagte Hunter.
»Eintüten«, befahl Brindle.
»Der Mörder taucht also das Ende der Kerze in Blut und benutzt sie, um die kreisförmige Spur zu malen«, fasste der Kriminaltechniker zusammen, während er die Kerze in eine transparente Asservatentüte fallen lieÃ. »Und was ist jetzt mit den schrägen Spritzern?«
»Wachs ist nicht saugfähig«, erklärte Hunter. »Das heiÃt, die Kerze kann nur eine sehr begrenzte Menge an Blut aufnehmen, bevor sie aufhört zu tropfen.«
»Und der Mörder sie erneut eintauchen muss«, ergänzte Garcia.
»Genau.«
Brindle lieà sich das durch den Kopf gehen. »Der Mörder hat also immer nur vier Schritte geschafft, bevor er die Kerze wieder eintauchen musste.«
Hunter nickte. »Ich vermute mal, er hat das Gefäà mit
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