Der Vollstrecker
Bilder auf den Kamin gestellt.« Hopkinsâ Satz schwebte irgendwo zwischen Feststellung und Frage.
»Genau«, bestätigte Hunter. »Er will die Lorbeeren für die Morde kassieren.«
Sie schwiegen ein paar Sekunden lang.
»Was denken Sie, Robert?«, fragte schlieÃlich Hopkins neugierig. »Warum haben wir die beiden ersten Opfer noch nicht gefunden?«
Hunter beobachtete eine langbeinige Brünette dabei, wie sie zur Jukebox in der Ecke ging, ein paar Vierteldollarmünzen einwarf und einen Titel auswählte. Kurz darauf ertönten die ersten Takte eines alten Skid-Row-Songs.
»Ich glaube, Sie haben mit Ihrer Theorie auf was sehr Wichtiges hingewiesen«, sagte Hunter, an Hopkins gewandt.
»Ach ja? Auf was denn?«
»Die Tatsache, dass der Täter später nicht noch mal zu seinen Opfern zurückkehren konnte. Deswegen musste er auf Fotos zurückgreifen. Die Leichen wurden bereits gefunden.«
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G arcia und Hopkins tauschten einen Blick. Skid Row dröhnte in ihren Ohren.
»Aber wenn die Leichen bereits gefunden wurden, was ist dann mit den Nummern?« Garcia tippte mit dem Zeigefinger auf eine der Asservatentüten.
Hunter zeigte auf das Bild des Opfers mit der 1 auf der Rückseite. »Seht euch an, wie der Täter die Zahl geschrieben hat. Fällt euch daran irgendwas auf?«
Garcia und Hopkins studierten sie aufmerksam.
»Sie ist ziemlich flüchtig geschrieben«, meinte Garcia schlieÃlich. »Der schräge Aufstrich fehlt. Eigentlich ist es nicht mehr als ein senkrechter Strich.«
»Stimmt!«, rief Hopkins. »Sie haben recht. Auf einer Leiche könnte die Zahl aussehen wie verschmiertes Blut. Den meisten wäre sie bestimmt gar nicht aufgefallen.«
»Okay, das erklärt also Nummer 1«, sagte Garcia und schob das nächste Bild in die Mitte des Tisches. »Aber was ist mit Nummer 2?«
Hunter schüttelte den Kopf, als wäre alles Mögliche vorstellbar. »Vielleicht wurde die Zahl abgewaschen.«
»Was?«, sagten Garcia und Hopkins wie aus einem Mund.
Die Brünette war schon wieder an der Jukebox, und diesmal blieb ihr Blick für mehrere Sekunden auf Hunter hängen, bevor sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. Kurz darauf hörten sie Bon Jovi.
»Der Killer schneidet die Zahlen ja nicht in die Haut seiner Opfer, er schreibt sie bloà mit Blut«, sagte Hunter und beugte sich vor. »Was, wenn er das zweite Opfer an einem feuchten, ungeschützten Ort hat liegen lassen â zum Beispiel im Wald? Was, wenn danach irgendwas passiert ist, wodurch die Zahl unkenntlich gemacht wurde?«
Garcia und Hopkins sahen ihn nachdenklich an.
»Sie hätte vom Regen abgewaschen oder zumindest unleserlich werden können«, räumte Hopkins ein.
»In letzter Zeit hat es ziemlich oft geregnet«, setzte Garcia hinzu.
Hunter warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich bringe das hier bei der Kriminaltechnik vorbei und mache Ihnen Digitalkopien von den Fotos«, sagte er an Hopkins gewandt. »Ich möchte, dass Sie in der Vermisstendatenbank und in der Morddatenbank nach ihnen suchen.«
»Mist!« Hopkins schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das hatte ich ganz vergessen. Sie haben genau ins Schwarze getroffen, als Sie gesagt haben, dass diese Monica vielleicht aus Pennsylvania kommt.« Er reichte Hunter den Ausdruck eines SchwarzweiÃfotos. »Das hier ist aus der Vermisstenkartei von Pennsylvania.«
Hunter und Garcia mussten nur einen kurzen Blick auf das Foto werfen.
»Wow«, meinte Garcia. »Bis auf die Haare und die Narbe an der Lippe hat sie sich überhaupt nicht verändert. Oder sie hat eine eineiige Zwillingsschwester.«
»Hat sie nicht«, sagte Hopkins und schob ihnen ein zweites Blatt hin.
Das Mädchen auf dem Foto war Mollie Woods, geboren am ersten Weihnachtsfeiertag vor siebzehn Jahren in Huntingdon County, Pennsylvania. Sie war seit fast vier Jahren verschollen. Ihr Vater, John Woods, hatte sie zwei Tage, nachdem ihre Mutter von einem betrunkenen Autofahrer getötet worden war, als vermisst gemeldet. Kurz nach dem Tod seiner Frau war John Woods von Huntingdon County nach York, ebenfalls in Pennsylvania, umgezogen.
»Ich habe mich noch nicht mit ihrem Vater in Verbindung gesetzt«, sagte Hopkins, als Hunter den Bericht zu Ende gelesen hatte.
»Gut. Warten Sie noch damit«, sagte dieser.
Garcia
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