Der Vollstrecker
Taschenlampe den Raum ab â nichts bis auf den Gestank des Todes.
»Carlos, bist du noch da drauÃen?«, rief er laut.
»Ja, was ist denn?« Carlos hustete ein paar Mal, bevor er den Kopf zur Tür hereinsteckte.
»Nichts. Halt einfach nur die Augen offen.«
Etwas an Hunters Tonfall beunruhigte Garcia, und seine Hand wanderte instinktiv in Richtung seiner Waffe. Er leuchtete mit der Taschenlampe den düsteren Flur ab und lauschte einen Moment lang angestrengt in die Stille â nichts.
Hunter wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bilderrahmen zu. Vorsichtig löste er die Pappe, die hinter dem Foto klemmte. Als er sie herausgezogen hatte, fiel sein Blick auf die Rückseite des Fotos.
»Ach du ScheiÃe.« Hunter schloss kurz die Augen. Adrenalin rauschte durch seine Adern.
Er legte den ersten Rahmen weg, griff rasch nach dem zweiten und wiederholte denselben Vorgang. Obwohl er schon wusste, was er finden würde, hielt Hunter den Atem an, als er langsam die hintere Pappe wegzog.
»Verdammt â¦Â«
»Alles in Ordnung bei dir, Robert?«, rief Garcia besorgt. »Hast du die Bilder gefunden?«
Langsam suchte Hunter erneut das dunkle Zimmer ab. All der Luxus, auf ewig vom Bösen gezeichnet. Der abscheuliche Fäulnisgeruch brannte in seiner Nase und setzte seinem Magen zu. Er musste hier raus.
»Und? Hast du was gefunden?«, fragte Garcia, als Hunter zurück in den Flur trat.
»Ja, aber ich zeigâs dir drauÃen«, antwortete der und lieà den Hemdkragen los. »Ich brauche dringend frische Luft.«
»Da sagst du was.«
DrauÃen reichte Hunter seinem Partner die beiden Fotos. »Ich habe die hier gefunden. Das sind die Fotos aus den Rahmen, von denen Dan Tyler gesagt hat, dass sie dort nicht hingehören.«
Garcia betrachtete sie angestrengt. »Wer sind die beiden?« Er schüttelte ratlos den Kopf.
Hunter holte tief Luft und stieà sie langsam wieder aus. »Sieh dir die Rückseite an.«
Garcia drehte die Fotos um. Sein Puls hämmerte gegen die dünne Haut seiner Halsbeuge. »Das ist doch Verarsche.«
»Ich glaube kaum.«
Garcia starrte auf die Fotos. Mit einem Mal hatten die lachenden Gesichter eine völlig andere Bedeutung angenommen.
60
E s war schon spät, als sie Malibu verlieÃen. Hunter rief Hopkins an und bat ihn, sich mit ihnen bei Footsieâs in der North Figueroa Street zu treffen.
Würde man von den meisten Bars in Los Angeles das protzige Drumherum abziehen, dann käme so etwas wie Footsieâs dabei heraus. Es war eine kleine, schlichte Kneipe mit ein paar Pooltischen, einer gemütlichen Lounge mit halbrunden Sitzecken aus rotem Leder, einer Jukebox, die Classic Rock spielte, und einer freundlichen, entspannten Atmosphäre. Footsieâs war eine von Hunters Lieblingsbars.
Hopkins war schon da, als sie ankamen. Er saà an der Bar und hatte ein Glas Jack Daniels vor sich stehen. »Was kann ich Ihnen bestellen?«, fragte er gleich als Erstes.
»Schon gut.« Hunter winkte ab. »Die Runde geht auf mich, Ian.«
»Ich nehme, was du nimmst, solange es ein Single Malt ist«, sagte Garcia. »Bin gleich wieder da.« Er zeigte auf die Tür zur Herrentoilette.
Eine Sitzecke im hinteren Teil der Bar wurde frei, und Hunter bat Hopkins, die Plätze zu besetzen, bevor ihnen jemand zuvorkam.
Er bestellte zwei Laphroaig mit je einem Eiswürfel. Der Mann neben ihm am Tresen las in einer Ausgabe der L. A. Daily News , und als er umblätterte, erregte ein kurzer Artikel Hunters Aufmerksamkeit. Die Ãberschrift lautete: SLASHER SCHLÃGT ZUM ZWEITEN MAL ZU. Hunter reckte den Hals und überflog den Artikel, bevor der Mann erneut umblätterte. Eine Prostituierte war tot in einem heruntergekommenen Stundenhotel in South Gate aufgefunden worden. Der Täter hatte ihr die Hände vor dem Körper gefesselt, die Finger wie zum Gebet gefaltet. Genau wie das erste Opfer, das einige Tage zuvor getötet worden war, war auch sie nackt, in kniender Position und mit aufgeschlitzter Kehle gefunden worden. Die Presse hatte dem Täter bereits den Spitznamen »Slasher« verpasst. Die Stadt geht vor die Hunde , dachte Hunter, als er die Drinks nahm und sich zu Garcia und Hopkins in die Sitzecke gesellte.
»Alles klar bei Ihnen?«, erkundigte sich Hopkins besorgt, dem die gedrückte Stimmung der beiden DeÂtecÂtives nicht entgangen
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