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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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sechsundzwanzig Jahrealt. Er hatte mal gelesen, dass die meisten der fünfhunderttausend Counterstriker noch viel jünger waren. Da wollte er niemanden verschrecken.
    Heute Nacht war er unkonzentriert. Laufend starb sein Krieger. Er haute auf die Tasten, er goss Wein nach. Er machte eine kurze Pause und rief noch einmal Doro an. Unfassbar, das Handy war tatsächlich non-stop aus. Das gleiche Spiel bei Sandy, so ein Mist, eigentlich war die doch ganz süß. Aber Lars ließ sich nicht von so einem blöden Handy einschüchtern. Er rief Jasmin an. Er musste das jetzt mit ihr klären, diese Blicke heute im Büro, was das sollte, ob sie ihn provozieren wollte oder was. Mailbox. Lars fluchte.
    Er rief eine Sexhotline an und drückte sich durch das Menü. Heiße Lesbenspiele, ja, das klang gut. Die Ansage war so sexy wie die Flugauskunft der Lufthansa . So ein Betrug - der Lesbenquatsch kam vom Band, mit sächsischem Dialekt. Wen das erregte, der war wirklich pervers. Wütend legte er auf.

    Dann eben doch youporn.com . Brasilianische Orgie. Eine Riesenparty - alle trieben es mit allen. Er onanierte lustlos vor dem Computer.
    Immerhin war der Druck jetzt weg.

    Maik hatte wieder nicht gewonnen, dafür Ulrike zum zweiten Mal. Sie war glücklich und strich immer wieder über Maiks Oberschenkel. Die Pfostin war zugleich näher an ihren Pfosten gerückt. Sie spielten Verliebtheit. Die Pfostin erzählte vom Tanzkurs, den die beiden seit Monaten machten.
    Glückwunsch, dachte Maik, Körpern nach Stundenplan. Einmal die Woche mussten sie sich anfassen und sogar die Knie aneinanderschubbern. Erektion, das unbekannte Gefühl. Die Pfosten waren aufgestanden und schoben gemeinsam durchs Wohnzimmer. Ulrike guckte verträumt. Maik tapste mechanisch mit den Fingern im Rhythmus der Musik; irgendein Rumba-Humtata mit Schweinegeigen, die nach André Rieu klangen.
    Ulrike träumte davon, dass er sie ebenfalls zum Tanzkurs einlud, am besten als Geschenk am Hochzeitstag. Auch dieser Traum würde unerfüllt bleiben. Denn Maik litt an einer schweren Tango-Allergie.
    Die Pfosten standen in ihrem Wohnzimmer und knutschten. Maik wusste genau, dass diese Love-Show nur für sie, die Besucher, aufgeführt wurde.
    Seine betrunkene Gattin fiel trotzdem darauf rein. Sie griff nach seiner Hand. Maik hasste diese kalkulierten Romanzen. Das war alles so falsch, was sie sich hier vorspielten. Aber vielleicht war es auch das richtige Leben, und er wusste es einfach nur nicht. Er wollte es aber auch gar nicht wissen.

    Martin erwachte, weil Dorothea an seiner Schulter rüttelte. »Otto ist wach«, sagte sie streng, »gehst du mal bitte gucken.« Martin musste sich orientieren. Am Tisch sah er Holtkötter, der am Wein nippte und ihn anlachte. Wahrscheinlich hatte er sich gerade erst den Hosenstall wieder zugemacht. Täuschte Martin sich, lag es am Schummerlicht, oder sah Dorothea tatsächlich eine Spur nuttig aus? Na gut, es ging um ihre Karriere.
    Martin setzte sich auf und testete die Standfestigkeit seiner Beine. Ging so. »Ich geh’ schon«, sagte er, als er Ottos Gekrähe von Ferne hörte. Der Junge stand in seinem Bett und rang die Arme nach ihm: »Papa, Pipi!« Martin war gerührt. Es gab offenbar doch noch Momente, in denen er gebraucht wurde. Er hob Otto aus dem Bett und stellte ihn auf den Boden. »Kann allein«, sagte der Kleine, trippelte zum Klo, zog die Schlafanzughose herunter und pinkelte treffsicher wie ein bulgarischer Truck-Fahrer in die Schüssel.
    »Hinsetzen, Otto«, befahl Martin, aber der Junge hörte nicht. »Männer dürfen im Stehen Pipi machen«, erklärte sein Sohn. Martin war erschüttert und gerührt zugleich. Drei Generationen Frauen hatten allerlei minderkomische Sitzpinkel-Kommandos in ihre Bäder gehängt; Legionen von Kindergärtnern hatten kleinen Jungs das maskuline Wasserlassen aberzogen. Und dennoch war es nicht auszurotten. Stehend zu pinkeln war ganz offenbar eine genetische Disposition. Martin war stolz auf seinen Sohn. Konter-Revolutionen können auch mit kleinen Schwänzen beginnen.

    Camille legte den Finger auf den Mund, als sie die Wohnung betraten. »Zwei Minuten warten«, sagte sie und verschwand im Schlafzimmer.
Prima. Attila wollte sowieso noch schnell die Mails checken.
    Soeben hatte er sich in eine neue Studie von Wesley vertieft, die die Bindinger mit großem Geklapper herumgemailt hatte, als Camille aus dem Schlafzimmer rief. Eigentlich wäre Attila gern noch mal aufs Klo verschwunden. Aber jetzt war es zu

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