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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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eine Morgenrunde mit dem Kinderwagen zu drehen. Andererseits würde ihm die frische Luft guttun.
    Vielleicht war auch wieder Betrieb an der Tankstelle. Martin
hatte sich wirklich wohlgefühlt gestern Morgen, so behütet und vertraut wie schon lange nicht mehr.
    Wortlos schlüpfte Martin in seine Hose, die noch stark nach Küche roch. Tankstelle war eine tolle Sache, sie gab ihm das Gefühl, nicht allein zu sein auf dieser Welt. Er würde Redbull mit Croissant frühstücken, schon, um Dorothea zu ärgern. Es war sein Leben, sein verdammtes kleines Leben. Und das ließ er sich nicht kaputt machen, jedenfalls nicht ganz.

    Attila hatte die restlichen Mails gelesen und seinen Trainingsplan für morgen studiert. In einer guten Stunde musste er schon wieder in die Laufschuhe springen. Mal sehen. Aber Sport hatte er eigentlich schon gemacht. Camille schlief auf dem Bauch, ein Knie angewinkelt; ihr phänomenaler Hintern lugte halb unter der Decke hervor.
    Attila fühlte sich großartig. Er hatte seine Frau bewusstlos gevögelt. Und hoffentlich auch geschwängert. Na klar. Ein Mann spürte, wenn er einen hole-in-one gelandet hatte. Die Macht war mit ihm. Bingo. Tschakka. Big, big Point. Attila überlegte, was er sagen sollte, wenn sie ihm die frohe Botschaft überbrachte, dass sie schwanger sei. Er war ja nicht so der Tränentyp.
    »Ach, du scheiße«, war nach wie vor sein erster Gedanke. »Schön, Schatz, ganz toll«, klänge zu schwach.
    »Du, ich freu’ mich so für dich«, konnte man missverstehen. Eine Becker-Faust plus ein lautes »Yesss«, wäre nicht schlecht, weil schön kurz. Schließlich wollte er noch was von dem Kurzfilm seines bisherigen Lebens mitbekommen, der in wenigen Sekundenbruchteilen durch sein Hirn rauschen würde.

    Auf jeden Fall müsste er ihr klarmachen, dass sein Marathon-Training durch so ein bisschen Schwangerschaft und Baby auf keinen Fall leiden durfte. Und das Golfen auch nicht. Ein Mann musste Prioritäten setzen.

    Es war nicht leicht gewesen, Bretti die Stufen emporzuschleifen. Seine Reflexe funktionierten kaum noch. Aber eigentlich war Jochen ganz glücklich. Wenn Bretti sich schon am ersten Abend der Zweisamkeit die Lichter dermaßen ausschoss, dann konnte es nicht lange dauern, bis sie wieder zusammenwohnten.
    Er warf Bretti in den Sessel in der Küche, machte zwei Flaschen Bier auf und drückte seinem schlafenden Kumpel eine davon in die Hand.
    Das finale Killerbier war Tradition. Was immer auch passierte - eine Flasche wurde zu Hause noch geleert - oder zumindest aufgemacht.
    Bretti reagierte nicht. Das war normal. Er nahm immer genau eine Birne zu viel.
    Jochen hatte damit überhaupt kein Problem. Er genoss jede Stunde, die Bretti bei ihm war, und wenn er sturzbesoffen vor sich hinschnarchte, war das allemal besser als das Fickgekreische von Julia.
    Bretti gehörte ihm und nicht dieser Frau. Sie wusste es nur noch nicht. Jochen war geduldig. Bretti würde zurückkommen eines Tages. Und solange würde er warten. Treue, Zuverlässigkeit, gute Laune - all das konnte eine Frau doch gar nicht geben.
     
     
    Ende

Seit fünf Jahren schreibt er Kolumnen, seit einem Jahr ist Kultläufer Achim Achilles online. Auf Achim-Achilles.de , dem Portal für Freizeit-Jogger, werden Fragen beantwortet, die Deutschlands 17 Millionen Läufer umtreiben: Sieht die neue Laufhose wirklich so cool aus wie die Verkäuferin behauptete? Schwimmt genug Molybdän im Blut? Und wie sagt man der Gattin, dass am Wochenende mal wieder ein Volkslauf ansteht? Das Läuferportal bietet Infos, Tipps und Spaß für Einsteiger wie Laufprofis. Die lebendige Läufer-Community tauscht letzte Weisheiten aus, ein halbes Dutzend Experten berät kostenlos.

Ein herzlicher Dank dem Upstalsboom-Team in Wangerooge
     
     
© 2009 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, 81637 München.
     
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    Layout & Illustrationen
Christian M. Weiß,

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