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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sagte der Schutzengel, »öffnest du ihnen eine Tür.«
    »Wem?«
    »Müssen wir denn ihren infernalischen Namen aussprechen? Wir wissen doch beide, wen ich meine, oder etwa nicht?«
    Als Junge mit einer Vorliebe für Fantasyliteratur, mit einem Privatkino, in dem er alles von Kinderfilmen bis hin zu gerade noch jugendfreien Gruselschockern anschauen konnte, und mit einer von Einsamkeit geschärften Phantasie konnte Fric sich tatsächlich ziemlich genau ausmalen, wer gemeint war.
    »Du öffnest ihnen eine Tür«, fuhr der Mysteriöse Anrufer fort, »und dann kannst du sie mit einem einzigen falschen Wort womöglich unabsichtlich … hereinbitten.«
    »Hier herein, in den Palazzo Rospo?«
    »Du könntest einen von ihnen in dich hineinbitten, Aelfric. Wenn man so etwas tut, können sie durch eine Telefonverbindung reisen, durch dieses feine Band zwischen Geist und Geist, ähnlich wie ich durch einen Spiegel zu einem anderen reisen kann.«
    »Ungelogen?«
    »Ungelogen. Untersteh dich also, mich zurückzurufen, wenn ich aufgelegt habe!«
    »In Ordnung.«
    »Dasselbe gilt für alle weiteren Anrufe.«
    »Verstanden.«
    »Die Sache ist mir bitterernst, Aelfric.«
    »Eigentlich hätte ich nicht erwartet, dass ein Schutzengel so was macht.«
    »Was macht?«
    »Mir eine Heidenangst einjagen.«
    »Ermutigen, inspirieren, erschrecken «, sagte der Mysteriöse Anrufer, wie um es Fric ins Gedächtnis zu rufen. »Schlaf jetzt in Frieden, solange du’s noch kannst. Morgen Früh aber darfst du keine Zeit vergeuden. Sei bereit! Tu alles, um zu überleben, Aelfric. Sehe ich nämlich in diesem Augenblick in die Zukunft, um zu erfahren, wie die Dinge sich entwickeln werden … dann sehe ich dich tot.«

47
    Fric war in der Zwickmühle. Bäuchlings auf dem Sofa liegend, betrachtete er das Telefon, das nun auf dem Boden der Bibliothek stand. Er hatte es vom Schreibtisch geholt und die Schnur dabei so weit gespannt, wie es irgend ging.
    Er hatte das getan, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Vielleicht musste er ja urplötzlich jemanden um Hilfe rufen.
    Allerdings war das nur ein Teil der Wahrheit. Er spielte außerdem mit dem Gedanken, den Rückrufkode einzugeben.
    Fric gierte nicht nach Selbstzerstörung. Er gehörte nicht zu der Sorte Hollywoodgören, die nur erwachsen werden wollten, um reiche Heroinjunkies zu werden. Ebenso wenig hatte er die Absicht, sich mit einem Sportwagen, einem Revolver, einer Schrotflinte, mit Diätpillen, mit hochprozentigem Alkohol, mit durch Marihuana hervorgerufenem Lungenkrebs oder mit Frauen umzubringen.
    Bei Partys, wenn sich im Palazzo Rospo hunderte berühmter, halb berühmter und nach Berühmtheit lechzender Leute auf die Füße traten, machte Fric sich unsichtbar, um besser mithören zu können. In einem solchen Getümmel konnte man leicht unsichtbar werden, weil die Hälfte der Gäste ohnehin kaum jemand anders wahrnahm als sich selbst, während die andere Hälfte sich beflissen auf die Hand voll Regisseure, Agenten und Studiobosse stürzte, die sie entweder stinkreich machen konnten oder noch stinkreicher, als sie es schon waren.
    Bei einer dieser Gelegenheiten hatte Fric eine Bemerkung belauscht, die sich auf den drittgrößten (vielleicht auch nur viertgrößten) Filmstar der Welt bezog: »Wenn dieser blöde Hammel so weitermacht, wird er sich mit all den Frauen noch umbringen.« Fric hatte natürlich nicht die leiseste Ahnung, wie man sich mit Frauen umbringen konnte und wieso ein potenzieller Selbstmörder sich nicht einfach einen Revolver besorgte.
    Trotzdem war ihm diese faszinierende Bemerkung im Gedächtnis geblieben, und er war bereit, sich vorzusehen. Wenn er Frauen kennen lernte, beobachtete er verstohlen, ob sie etwas an sich hatten, was auf den möglicherweise gefährlichen Typus Frau hinwies.
    Bis zu dieser merkwürdigen Nacht wäre es ihm schließlich auch nie in den Sinn gekommen, dass man durch die Eingabe des Rückrufkodes den Tod an die Strippe bekommen konnte.
    Vielleicht würde das, was durchs Telefon kam, ihn nicht gleich umbringen, sondern nur seine Seele einkerkern, die Kontrolle über seinen Körper übernehmen und ihn so unglücklich machen, dass er sich wünschte ,tot zu sein.
    Möglicherweise nahm es auch sein Denken in Besitz und schleuderte ihn kopfüber an eine Backsteinmauer, in eine offene Senkgrube (falls in Bel Air eine offene Senkgrube zu finden war), vom Dach des Palazzo Rospo oder in die Arme einer tödlichen Blondine (von denen Bel Air offenbar in Scharen

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