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0497 - In drei Minuten bist du tot

0497 - In drei Minuten bist du tot

Titel: 0497 - In drei Minuten bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tief unten in der Straßenschlucht hielt ein Jaguar vor dem Haus gegenüber an. Zwei Männer stiegen aus, warfen beide ihre Zigaretten in den Rinnstein und verschwanden durch die Eingangstür.
    Zwei hartgesichtige Männer, G-men.
    Aber das wußte der Killer nicht. Er registrierte nur, daß sein Fahrplan stimmte: Das Gesicht des einen Mannes dort unten war identisch mit dem auf dem Foto.
    Gleich würde es hinter einem bestimmten Fenster des dritten Stocks wiederauftauchen.
    »In drei Minuten bist du tot«, murmelte der Killer und schob die drei 08er Patronen ins Magazin.
    Er spürte den Wind nicht mehr und vergaß New Yorks Frühlingskühle.
    ***
    »Zieh die Krawatte gerade, Jerry«, sagte Phil Decker. »Auch wenn Cindy Billson nicht gerade eine Lady ist, solltest du wie ein Gentleman auftreten.« Ich zerrte am Knoten der Krawatte. Die Tür des Lifts sttrrte zu, das alte Vehikel schnaufte mit uns zum dritten Stock hinauf. Es roch intensiv nach Ölfarbe und Terpentin.
    »Vielleicht ist sie inzwischen eine Lady geworden«, meinte ich. »Schließlich haben .wir sie seit einigen Jahren nicht gesehen.«
    Phil schnitt eine Grimasse. »Du bist und bleibst ein Optimist. Ich bin nur gespannt, was Cindy überhaupt mit ihrem Anruf bezweckt. Ob sie jetzt endlich gegen Charlie Gregg auspacken will?«
    »Abwarten«, gab ich nur zurück. In diesem Augenblick hielt der Lift an.
    Über einen viel zu glatt gebohnerten Flur gingen wir auf eine Wohnungstür zu. Auf einem eloxierten Schild las ich: CINDY BILLSON, SÄNGERIN Phil hatte heute seinen arbeitswütigen Tag. Er drückte den Klingelknopf. Es dauerte zehn Sekunden, bis die Stimme hinter der Tür wisperte: »Wer ist da, bitte?«
    »Jerry Cotton«, sagte ich. »Sie haben vorhin angerufen, Miß Billson.«
    »Gott sei Dank!« Das klang sehr erleichtert. Eine Kette klirrte, der Schlüssel knirschte, die Tür sprang auf.
    Cindys flammendrotes Haar war mir noch in Erinnerung. Allerdings hatte sie es damals nicht in so gepflegten Wellen getragen wie heute.
    »Bitte, treten Sie ein, meine Herren«, sagte Cindy. Ihre Stimme verriet intensive Schulung. Sie schwang wie eine Glocke. War das wirklich noch die gleiche Cindy, die uns damals am liebsten die Krallen durchs Gesicht gezogen hätte?
    Ihr chinesischer Hausanzug war ein Gedicht in bunter Seide. Ich knuffte Phil in die Rippen, während Cindy vor uns her schwebte.
    Der Salon, in den sie uns führte, war sparsam, aber geschmackvoll eingerichtet. Nur der Blick durch das dreiflügelige Fenster stimmte melancholisch. Es war nicht die schönste Gegend, in der sie wohnte.
    Die Whiskyflasche und zwei Gläser standen auf dem Mosaiktisch. Sie holte ein drittes Glas dazu und schenkte ein. Zwei Männerdaumen hoch.
    »Was können wir für Sie tun, Miß Billson?« begann ich und schlug die Beine übereinander. Ich saß in dem Sessel zwei Schritt vom Fenster entfernt. Die Sonne streichelte gerade noch mein Hinterhaupt. Mein Freund Phil hingegen hockte sich auf die Lehne des zweiten Sessels und folgte jeder Bewegung der Frau mit den Blicken.
    »Es geht um meinen Bruder«, sagte sie klanglos. »Ich fürchte, er ist… man hat ihn ermordet.«
    ***
    Die Tauben gurrten aufgeregt und schwirrten durcheinander. Der dünne Mann machte wütend »Ksch - ksch«, aber das Geflatter wurde nur noch schlimmer.
    Da trat er an die Brüstung vor und blickte angespannt hinab zum Haus gegenüber. Dritter Stock, das große dreiflügelige Fenster - da war der Kopf des Mannes klar zu erkennen. Nur der Kopf und ein paar Zoll der breiten Schultern, nichts sonst. Die Rücklehne des Sessels verdeckte alles andere.
    Es war kein leichter Schuß. Die Sonne reflektierte im Fenster, aber sie erreichte auch noch den Hinterkopf des Mannes, der Jerry Cotton hieß.
    Der Wind zerrte wieder an seinem Schal und schlug ihm den Mantel um die Beine. Irgendwo im Haus unter ihm schrillte eine keifende Stimme; da hing der Haussegen schief. Eine Tür klappte laut.
    Es hatte keinen Zweck, auf eine günstigere Schußposition zu warten. Der Mann dort unten war bei einer schönen Frau zu Gast, und womöglich kam es ihm in den Sinn, dort Wurzeln zu schlagen.
    Nun ja, er würde den Anblick der Frau mit hinübernehmen ins Reich der Schatten. Als letztes Geschenk des Lebens gewissermaßen.
    Der dünne Mann hob das Gewehr über die Brüstung. Er trat einen halben Schritt zurück und zog es in den Anschlag. Das kühle Holz des Kolbens schmiegte sich an die Wange, die Hand sog sich am Griffstück fest, der

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