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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Weshalb Hazard auch nur ganz kurz überrascht war, als er sich sagen hörte: »Professor Dalton? Maxwell Dalton?«
    Die feuchten Augen des ausgemergelten Mannes im Bett bestätigten seine Vermutung.
    Als der Gefangene mühsam nach Worten rang, war seine Stimme so dünn, so trocken, so brüchig und rau, dass Hazard sich vorbeugen musste, um etwas zu verstehen: » Laputa hat … sie umgebracht … Frau … Tochter .«
    »Rachel?«, sagte Hazard. »Und Emily?«
    Dalton presste gramvoll die Augen zusammen, biss sich auf die Unterlippe und nickte zitternd.
    »Ich weiß zwar nicht, was er Ihnen erzählt hat, aber die beiden sind nicht tot«, sagte Hazard.
    Daltons Augen öffneten sich so blitzschnell wie ein Kameraverschluss.
    »Ich habe die beiden heute erst gesehen, drüben in Ihrem Haus«, fuhr Hazard fort. »Das ist noch gar nicht lange her. Die zwei machen sich furchtbare Sorgen um Sie, aber man hat ihnen nichts zuleid getan.«
    Einen Moment lang schien der Gefangene zögern zu wollen, diesen Worten Glauben zu schenken, so als wäre er davon überzeugt, dass man ihm noch eine weitere Grausamkeit antun würde. Dann las er die Wahrheit in Hazards offenem Blick. Er schloss die knochige Hand schwach um die seines Retters, und irgendwo fand sein ausgedörrter Körper genügend Flüssigkeit, um die Augen mit Tränen zu überfluten.
    Gleichermaßen angeekelt und gerührt, untersuchte Hazard den herabhängenden Infusionsbeutel, den Schlauch und die in Daltons Vene führende Kanüle. Am liebsten hätte er das ganze Zeug entfernt, weil es bestimmt nichts Gutes bewirkte, aber er hatte Angst, Dalton dabei versehentlich zu verletzen. Solche Sachen überließ er am besten den Rettungssanitätern.
    Ursprünglich war Hazard ins Haus eingedrungen, um es unbefugt und heimlich zu durchsuchen. Anschließend hätte er wieder zugesperrt und sich davongemacht, um darüber nachzudenken, was für Indizien er gefunden hatte, ohne irgendetwas mitzunehmen. Dieser Plan war jetzt Makulatur. Er musste einen Rettungswagen rufen, und zwar schnell.
    Leider gab es mehr als eine Hand voll Richter, die Vladimir Laputa freigelassen hätten, weil sein Gefangener während einer unbefugten Hausdurchsuchung entdeckt worden war, für die es weder einen Durchsuchungsbefehl noch zwingende Gründe gegeben hatte. Außerdem hatte Hazard noch die Blondine im Tümpel vor sich und konnte es sich nicht leisten, sich eine Rüge oder ein Disziplinarverfahren einzufangen.
    »Ich hole Sie hier raus«, versprach er dem Gefangenen, »aber ich brauche erst ein paar Minuten Zeit.«
    Dalton nickte.
    »Bin gleich zurück.«
    Widerstrebend ließ der ausgedörrte Mann seine Hand los.
    Auf der Schwelle blieb Hazard kurz stehen, wich einen Schritt zurück und zog seine Waffe. Vorsichtig trat er in den Flur.
    Ebenso wachsam stieg er anschließend die Treppe hinunter und ging durchs Erdgeschoss in die Küche. Dort zog er die Hintertür zu, die er als Fluchtweg offen gelassen hatte, und schloss sie ab.
    Neben der Küche befand sich eine kleine Waschküche, deren Tür in die Garage führte.
    Dort stand kein einziger Wagen. Auf dem Betonboden lag ein Haufen nasser Kleidungsstücke: die Sachen, die Laputa getragen hatte, als er großspurig wie ein harter Typ nach Hause stolziert war.
    Außerdem fand sich in Schubladen und an einer Steck-wand eine Menge gutes Werkzeug. Alles war so sauber und zwanghaft ordentlich aufgereiht wie die Lalique-Gläser im Wohnzimmer.
    Hazard suchte sich einen Klauenhammer aus und rannte damit wieder nach oben, froh, dass er gleich am Anfang so viel Licht gemacht hatte.
    Erleichtert sah er, dass der Gefangene noch am Leben war. Dalton sah aber so erschöpft aus, als könnte er jeden Augenblick das Zeitliche segnen.
    Hazard legte seine Waffe auf den Boden und trat zu einem der Fenster, die Laputa mit dicken Spanplatten verrammelt hatte. Hazard setzte den Klauenhammer an, und lange Nägel, mit denen die Platte befestigt waren, kamen ächzend und kreischend heraus. Er riss die Platte vom Fenster und lehnte sie daneben an die Wand.
    Der Vorhang war zwischen Platte und Fenster gefangen worden. So zerknüllt und staubig er auch sein mochte, er war das Einzige, womit Hazard seine Fingerabdrücke vom Hammerstiel wischen konnte, bevor er ihn auf den Boden fallen ließ.
    Ein Hinterzimmer war dieser Raum nur in dem Sinne, dass er am weitesten von der Treppe entfernt war. Wie das Schlafzimmer des Hausherrn lag er an der Vorderfront. Durchs Fenster sah Hazard seinen Wagen

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