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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gasmaske klang Corkys Atem wie der von Darth Vader.
    Zu Beginn jeder Schicht loggte einer der Wachleute sich immer mit einem persönlichen Passwort ins Überwachungssystem ein. An der komplexen Anzeige auf dem Bildschirm sah Corky, dass unter anderem die Alarmanlage der Villa in Betrieb war. Dadurch war es unmöglich, durch ein Fenster oder eine Tür in den Palazzo Rospo einzudringen, ohne Sirenengeheul auszulösen.
    Laut Ned Hokenberry, dem dreiäugigen Monstrum jetzt ein zweiäugiges, genauer gesagt ein totes zweiäugiges Monstrum –, wurde die Alarmanlage normalerweise nicht vor elf oder zwölf Uhr nachts eingeschaltet. Heute Abend hatte man früh zugesperrt.
    Corky fragte sich, weshalb.
    Vielleicht hatten gewisse schwarze Schachteln und deren Inhalt ihre Wirkung ja nicht verfehlt.
    Dass Corky die Bewohner der Villa derart verunsichert und ihre Verteidigungsstellung trotzdem so erfolgreich überwunden hatte, machte ihm einen Heidenspaß. Er begann, die Titelmelodie des fiesen, grünen Kobolds aus dem Film Der Grinch zu singen. Die Gasmaske verlieh der Melodie einen herrlich gespenstischen, ja wüsten Klang.
    Mick Sachatone, der arme, tote Mick in seinem BartSimpson-Pyjama, war in das Überwachungssystem des Palazzo Rospo eingedrungen, indem er sich in den Computer der externen, rund um die Uhr mit der Villa verbundenen Wachfirma Paladin eingehackt hatte. Bereits zuvor hatte er Corky in die Grundfunktionen des Systems eingewiesen.
    Zuerst überprüfte Corky den Status der beiden Panik-räume in der Villa. Momentan war keiner davon in Gebrauch.
    Mit dem Computer aktivierte er den Belagerungsmodus der Räume, in dem er elektronisch die Schlösser zuschnappen ließ. Nun konnte man die Räume nicht mehr als Fluchtort nutzen, weil die Türen nicht mehr mit den daneben in der Wand verborgenen Tasten zu öffnen waren.
    Die Alarmanlage der Villa konnte mit einem simplen JA/NEIN ein- und ausgeschaltet werden. Momentan war auf dem Bildschirm das Kästchen JA erleuchtet. Corky klickte mit der Maus auf NEIN. Jetzt konnte er die Villa Rospo wie sein eigenes trautes Heim mit einem einfachen Türschlüssel betreten. Die erforderlichen Schlüssel hingen den zwei schlafenden Wachmännern am Gürtel. Er nahm einen Schlüsselbund ab, ließ ihn klirren und grinste.
    Als er den Telefonhörer abhob, war kein Wählton zu vernehmen. Er versuchte es mit dem Handy eines der Wachmänner. Keine Funktion. Auf Mick war eben Verlass gewesen.
    Corky überließ die Wachmänner ihren Träumen und ging die Treppe hinab auf die von Trompetenblumen umrankte Veranda. Dort nahm er die Gasmaske ab und warf sie beiseite.
    Hinter Bäumen und dunklen Regenschleiern erhob sich in nördlicher Richtung die mächtige Villa, etwa zweihundert Meter weit entfernt. Da momentan nur Ethan Truman und der Junge zu Hause waren, war nur in wenigen Fenstern Licht zu sehen. Dennoch fühlte Corky sich an einen riesigen Luxusdampfer erinnert, der durchs nächtliche Meer stampfte. Und er selbst war der Eisberg.
    Er griff in den Skianzug, zog den Reißverschluss der tiefsten Tasche auf und holte die Glock heraus. Der Schalldämpfer war schon aufgesetzt.

88
    Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg, deine Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt …«
    Nachdem Ethan Anruf 51 abgehört hatte, gab es für ihn keinen Zweifel mehr, dass auch die ersten fünfzig Anrufe wichtige Informationen für ihn enthielten, aber er wagte nicht, sich Zeit dafür zu nehmen. Zudem wusste er nun, dass er sie gar nicht mehr abhören musste, um das Rätsel zu lösen.
    Zweiundzwanzig Maikäfer: der 22. Dezember.
    Heute . Und es blieben kaum mehr als drei Stunden, bis der 23. Dezember anbrach. Wenn etwas Schreckliches geschah, dann bald.
    Seine Pistole lag in seiner Wohnung.
    Inzwischen musste Fric dort eigentlich auf ihn warten.
    Er hastete aus dem weißen Zimmer, ohne hinter sich die blaue Tür zuzuziehen.
    Kein Grund zur Panik. Sobald jemand versuchte, ein Fenster oder eine Tür aufzubrechen, trat die Alarmanlage in Funktion. Zwischen den Heultönen der Sirene würde ein Voice-Modul mit klarer Computerstimme den Ort mitteilen, an dem der Einbruch stattgefunden hatte.
    Außerdem würden es die Wachleute in ihrem Büro sofort bemerken, wenn jemand über die Mauer kletterte, und zwar lange bevor der Eindringling das Haus erreichen konnte. Sie hatten den Auftrag, beim ersten Anzeichen eines solchen Vorgangs sofort die Polizei und den privaten Wachdienst zu informieren.
    Zeit für den

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