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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Jungen zu erblicken. Wie eine verkrüppelte Krabbe stapfte der Rotzlöffel hinkend über den durchweichten Boden.
    Corky machte sich an die Verfolgung.
    Obwohl der Junge sich so eigentümlich fortbewegte, wie Corky es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte, und dabei ein dünnes, pfeifendes Geräusch von sich gab, das sich wie das altersschwache Federwerk eines Aufziehspielzeugs anhörte, war er vom Fahrweg auf den Rasen gelangt. Offenbar wollte er die antik aussehende steinerne Gartenbank erreichen.
    Während Corky auf sein Opfer zuschritt, hob er die Pistole.
    Als gewissenhafter Gärtner untersuchte William Yorn jeden Baum und Strauch auf Krankheiten, um seine Schützlinge schon beim ersten Anzeichen von Schimmel, Fäule oder Borkenkäferbefall behandeln zu können. Wenn gelegentlich eine Pflanze dennoch nicht gerettet werden konnte, dann bestellte man bei der Baumschule sofort Ersatz.
    Große Bäume wurden durch das größte erhältliche Exemplar derselben Sorte ersetzt. Das neue Prachtstück wurde entweder mit dem Lastwagen angeliefert und von einem gemieteten Kran an Ort und Stelle gehievt oder von einem großen, mit zwei Rotoren ausgestatteten Transporthubschrauber aus der Luft eingesetzt.
    Kleinere Exemplare wurden mit weniger militärisch anmutenden Techniken eingepflanzt, und im Falle der kleinsten neuen Bäume reichten einige Stunden Handarbeit aus. Manche dieser jungen Gewächse waren so zart, dass sie ein, zwei Jahre lang angebunden werden mussten, um dem Wind widerstehen zu können.
    Während andere Gärtner noch immer hohe Holzpfähle benutzten, um solchen Bäumchen Halt zu geben, zog Yorn drei bis fünf Zentimeter dicke und zwei bis drei Meter lange Stahlstäbe vor, weil diese nicht faulten, stabileren Halt boten und wiederverwendet werden konnten.
    Nachdem Ethan einen Zweimeterstab aus dem Boden gezerrt und die elastischen Kunststoffbänder zerrissen hatte, mit denen der Baum angebunden war, stolperte er hinter dem Irren im Skianzug her. Er schwang den Stab, so fest er konnte, und schlug den Kerl zu Boden.
    Im Fallen gab der Kidnapper noch reflexartig einen Schuss ab. Die Kugel prallte von einer Granitbank in der Nähe ab und verschwand kreischend in Regen und Dunkelheit.
    Auf dem Boden angekommen, drehte der Kerl sich auf den Rücken. Eigentlich hätte er tot oder bewusstlos sein sollen, aber er sah nur benommen und verwirrt aus. Die Waffe hielt er noch in der Hand.
    Ethan ließ sich mit beiden Knien auf den Liegenden fallen und trieb ihm den Atem aus der Lunge. Mit etwas Glück hatte er ihm auch ein paar Rippen gebrochen und die Milz zu Mus zerquetscht. Er griff nach der Hand, mit der sein Gegner die Pistole hielt, und zerrte an der Waffe. Verärgert musste er mit ansehen, wie sie ihm anschließend so weit aus der Hand flog, dass er sie nicht mehr ohne weiteres erreichen konnte.
    Obwohl seinem Widersacher der Kopf wie die Glocken von Notre-Dame dröhnen musste, schlug er auf Ethan ein, bekam eine Haarsträhne zu fassen, verdrehte sie schmerzhaft und versuchte, Ethans Kopf zu sich herabzuziehen. Dabei schnappte er mit den gebleckten Zähnen.
    Aus Furcht vor dem bedrohlichen Gebiss schloss Ethan die rechte Hand um die Kehle des Mannes, um ihn niederzuhalten. Dann rammte er ihm die Knöchel der linken Hand an die Schläfe, einmal und noch einmal. Trotzdem zerrte der Mann mit Eisenfingern weiterhin so heftig an den Haaren, dass sich die Wurzeln lösten. Ethan spürte eine dicke Kette, die der Irre um den Hals hängen hatte, griff danach und machte sich daran, sie zu verdrillen; er drehte und schlug zu, wieder und immer wieder, bis ihm die linke Hand schmerzte und die straffe Kette, die ihm in die Finger der Rechten schnitt, endlich wie billiger Bindfaden zerriss.
    Das zahnbewehrte Maul hörte auf zu schnappen. Die Augen richteten sich auf etwas jenseits von Ethan, jenseits der Nacht. Schlaffe Finger gaben die Haarsträhne frei.
    Keuchend erhob sich Ethan von dem Toten und starrte auf die Kette, die er in der Hand hielt. Ein Medaillon. Eine Glaskugel, in der ein wachsames Auge schwamm.
    Moloch schien jetzt endgültig tot zu sein, aber so hatte er auch zuvor schon einmal ausgesehen. Fric hatte den Kampf aus einer künstlerisch gewagten Perspektive und durch einen purpurroten Schleier hindurch gesehen und sich gefragt, weshalb der Kameramann auf die Idee gekommen war, eine Actionszene mit Weichzeichner und Rotfilter zu drehen.
    Diese Überlegungen stellte er nicht richtig wach, sondern in einem

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