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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zusammengesunkenen Stellung aufzurichten. Er musste aber aufrecht sitzen, um mit Brust- und Halsmuskeln den gefangenen Atem hinauspressen zu können.
    Noch schlimmer: Bei dem kläglichen Versuch, sich doch aufzusetzen, war er nur noch weiter nach unten gerutscht. Er hatte sogar das Gefühl, gleich ganz vom Sitz zu gleiten. Seine Beine krümmten und verdrehten sich, sie schoben sich gefaltet unter das Armaturenbrett, während der Hintern von der Sitzkante herabhing. Schließlich lag er vom Hals bis zur Hüfte flach auf dem Sitz, während der Kopf sich abgeknickt an die Lehne presste.
    Er spürte, wie seine Atemwege sich verengten.
    Er keuchte, röchelte, rang schnorchelnd nach Luft, sog ein wenig ein und presste noch weniger heraus. Das vertraute Gefühl stellte sich ein, einen Lumpen in der Luftröhre stecken zu haben, ein hart gekochtes Ei, einen runden Kieselstein.
    Auf dem Rücken konnte er nicht atmen.
    Er konnte nicht atmen. Konnte nicht atmen.
    Moloch trat auf die Bremse. Das Heck des Wagens brach aus; und auf einmal drehte sich alles.
    Mitten auf dem Fahrweg kamen mehrere Gestalten auf Corky zugerannt: Roman Castevet, den er in der Leichenkammer mit dem Eispickel umgebracht und dann unter einem kalten Laken verborgen hatte, Ned Hokenberry der sich wohl das Medaillon mit seinem dritten Auge zurückholen wollte, die magersüchtige Brittina Dowd, so nackt und knochig, wie sie auf dem Boden ihres Schlafzimmers gelegen hatte, aber unverbrannt, und Mick Sachatone in seinem Bart-Simpson-Pyjama.
    Er hätte wissen müssen, dass es sich um Trugbilder handelte, hätte sie einfach über den Haufen fahren sollen, aber so etwas hatte er noch nie gesehen und nicht einmal im Traum für möglich gehalten.
    Außerdem waren die Gestalten nicht durchsichtig, sondern sahen so stabil wie ein Schürhaken oder eine Bronzelampe aus.
    Als Corky auf die Bremse trat, tat er das zu hektisch, und außerdem zog er vielleicht auch unabsichtlich am Lenkrad. Der Buick brach jedenfalls so ruckartig aus, dass die Pistole von Corkys Schoß auf den Boden geschleudert wurde, während er mit dem Kopf so hart ans Fenster krachte, dass es barst.
    Am Ende einer 360-Grad-Drehung waren die vier Opfer Corkys aber nicht etwa verschwunden, sondern standen immer noch mitten auf dem Fahrweg vor ihm und machten Anstalten, sich allesamt auf den Wagen zu stürzen. Corky entfuhr ein Schrei, der viel zu schrill für jemand namens Robin Goodfellow klang. Eins, zwei, drei, vier prallten die zornigen Toten an die Windschutzscheibe und das zerborstene Seitenfenster, um ihm an den Kragen zu gehen, aber da sie doch nicht wirklich waren, zerplatzten sie dort. Es waren nur Gestalten aus Regen und Schatten, nur Schwaden aus aufgewirbeltem Wasser, die zu formlosem Gischt zerstoben und von den Scheiben flossen, um dann zu verschwinden.
    Mit der vollen Drehung war der Schwung des Buick aber noch nicht erschöpft. Der Wagen rotierte um weitere 90 Grad, bis er mit einem der Bäume am Rand des Fahrwegs kollidierte. Beim Aufprall sprang die Beifahrertür auf; die Windschutzscheibe barst.
    Corky lachte dem Chaos mitten ins Gesicht, während er die Hand ausstreckte, um zwischen seinen Füßen nach der Waffe zu tasten. Er spürte den Griff, packte ihn und hob die Waffe, um den Jungen zu erschießen.
    Im selben Augenblick ging unter dem schrillen Widerspruch des verzogenen Blechs die Fahrertür auf, und Ethan Truman griff nach Corky, weshalb dieser dann nicht auf den Jungen schoss, sondern auf den Mann, der plötzlich vor ihm aufgetaucht war.
    Ethan erreichte den Buick in dem Moment, in dem der Wagen durch den Aufprall zum Stehen kam. Seine Pistole knallte er aufs Dach und ließ sie da liegen, weil er nicht in den Wagen feuern wollte, solange Fric in der Schusslinie war. Ohne sich um die Gefahr zu scheren, in die er sich begab, riss er die verzogene Tür auf und griff hinein. Der Fahrer hielt ihm eine Waffe vor die Nase – pffupp .Ethan sah das Mündungsfeuer nicht nur, er konnte es auch riechen .
    Als der Schuss losging, spürte er keinerlei Wirkung, weil er zu sehr mit dem Kampf um die Waffe beschäftigt war, um zu überlegen, ob er getroffen war oder nicht. Er hätte schwören können, dass ihm der zweite Schuss einen Scheitel zog, aber dann hatte er die Waffe schon gepackt und schleuderte sie in die Dunkelheit.
    Er hatte den Fahrer anschließend aus dem Buick zerren wollen, aber der Bastard war auch ohne Aufforderung herausgekommen und stürzte sich jetzt auf ihn. Die beiden

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