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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Luft.
    Während Ethan aufholte, fand der Buick wieder Halt und schoss abermals vorwärts. Der zerfetzte Reifen klatschte jetzt lauter als zuvor. Die entblößte Felgenkante fraß sich mit dem Kreischen einer Steinsäge beim Kiesel-schneiden in den Quarzit.
    Als Ethan das obere Ende der Rampe erreicht hatte, sah er den Wagen den Weg an der Seite der Villa entlangschlittern. Trotz des platten Reifens beschleunigte er. Keinerlei Chance, ihn davon abzuhalten, sich bis zum fernen Tor vorzukämpfen, das sich automatisch von innen öffnete, sobald die im Pflaster der Ausfahrt verborgenen Sensoren ein Fahrzeug wahrnahmen.
    Ethan jagte hinterher. Den Wagen konnte er nie erwischen. Da gab es keinerlei Hoffnung.
    Er rannte trotzdem weiter, weil er nichts anderes tun konnte. Zu spät, um zurückzulaufen, irgendwelche Schlüssel zu holen und in einen anderen Wagen zu springen. Bis er aus der Garage kam, war der Buick durchs Tor verschwunden. Ethan rannte wie verrückt, platschte durch kalte Pfützen, rannte, spannte die Arme an, um das Gewicht der Pistole in der rechten Hand abzugleichen, ging es beim Rennen doch ums Gleichgewicht, rannte unablässig, denn sollte Fric ermordet werden, dann würde auch Ethan Truman tot sein, tot im Innern, ein Mann, der den Rest seiner Zeit auf dieser Welt nach einem Grab suchte, eine wandelnde Leiche, wie Dunny Whistler jetzt schon eine war.

94
    Um zu beweisen, dass Robin Goodfellow genauso tollkühn und verwegen wie ein echter NSA-Agent war, hatte Corky Laputa von Anfang an vorgehabt, das Anwesen in einem der teuren Oldtimer aus der Sammlung Channing Manheims zu verlassen. Ein geplatzter Reifen brachte den Plan nicht durcheinander; so etwas war lediglich ein bisschen ärgerlich.
    Zu steuern war nicht einfach, weil das Lenkrad in Corkys Händen hartnäckig zur Seite zog, aber als Connaisseur des Chaos und Meister des Durcheinanders stellte er sich der Herausforderung mit der Begeisterung eines Kindes, das auf dem Rummelplatz angestrengt versuchte, einen Autoskooter unter Kontrolle zu bringen.
    Bei jedem Zucken und Flattern lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Er musste den Buick nur aus dem Tor bugsieren und es dann bis zur dritten Querstraße schaffen, wo er den Acura geparkt hatte. Von dort ging es dann zügig nach Hause. Schon in einer halben Stunde würde der verhätschelte Rotzlümmel Mr. Stinkerkäse vorgestellt werden, daraufhin das Grauen begreifen, das ihn erwartete, und sein langes Martyrium beginnen – und natürlich auch seine Karriere als Medienstar.
    Falls unterwegs irgendetwas schief ging, weil das Chaos Corky zum ersten Mal im Stich ließ, dann würde er den Jungen eher umbringen, als ihn wieder aus der Hand zu geben. Selbst im Tausch gegen das eigene Überleben würde er ihn nicht hergeben. Feigheit hatte keinen Platz im beherzten Dasein von Menschen, die den Zusammenbruch der Gesellschaft herbeiführen wollten, um aus den Ruinen eine neue Welt zu formen.
    »Wenn jemand mich aufhält«, versprach er seinem Gefangenen, »dann puste ich dir das Hirn aus dem Schädel – peng , peng , peng – und mache dich zum beliebtesten Objekt weltweiter Trauer seit Prinzessin Di.«
    Corky bog um die Ecke der Villa. Links vor sich sah er den Teich in der Mitte des Rondells vor dem Haupteingang, an dem alle Fahrwege zusammenliefen. Noch fünfzig oder sechzig Meter, dann hatte er den Hauptweg zum Tor erreicht.
    Auf einmal geschah jenseits der Reichweite der Scheinwerfer etwas so Seltsames, dass Corky verblüfft aufschrie. Als die beiden Lichtkegel gleich darauf die wahre Natur des Hindernisses offenbarten, packte ihn blankes Entsetzen. Er trat so abrupt auf die Bremse, dass der Wagen ins Schleudern geriet.
    Moloch hatte gesagt, ihm das Hirn aus dem Schädel pusten zu wollen, aber Fric hatte drängendere Probleme. Das Jucken zwischen den Schultern war diesmal echt, nicht nur imaginär, und breitete sich immer weiter bis zum Nacken hin aus.
    Schon in dem Augenblick, als ihm das unbekannte Zeug ins Gesicht geströmt war, hatte er eigentlich einen Asthmaanfall erwartet, aber vielleicht verzögerte die Droge als Nebenwirkung ja eine asthmatische Reaktion. Jetzt rückte jedoch eine solche an, und zwar mit doppelter Stärke.
    Fric begann zu keuchen. Seine Brust zog sich zusammen, bis er nicht mehr genug Luft bekam.
    Den Inhalator hatte er ja entsetzlicherweise verloren.
    Genauso schlimm, vielleicht noch schlimmer: Er war noch immer halb gelähmt und deshalb nicht in der Lage, sich aus seiner

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