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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Partylaune und holt sich etwas Geld, um es anschließend zu verjubeln.
    Ein toter Dunny war fast genauso plausibel wie ein Dunny mit schwerem Hirnschaden.

13
    Fric im Fronteinsatz: Zwei Züge ratterten dahin und pfiffen an wichtigen Kreuzungen, deutsche Landser standen in den Dörfern, amerikanische Truppen kämpften sich von den Hügeln herab, tote Soldaten überall. Schurkische SS-Offiziere in schwarzen Uniformen trieben Juden in die Viehwagen eines dritten Zugs, der an einem Bahnhof hielt; weitere SS-Schweine erschossen Katholiken und warfen die Leichen in ein Massengrab ganz in der Nähe eines Kiefernwalds.
    Nur wenige Leute wussten, dass die Nazis nicht nur Juden getötet hatten, sondern auch Millionen Christen. Viele führende Nazis hatten einem seltsamen, ziemlich nebulösen heidnischen Glauben angehangen, der eine Herrenrasse propagiert, den nordischen Sagen gehuldigt und Blut, Boden und Macht verehrt hatte.
    Obwohl das nur wenige wussten, Fric wusste es. Er wusste gern Bescheid über Dinge, von denen andere Leute keine Ahnung hatten: allerhand historische Details, Geheimnisse, die Mysterien der Alchemie, wissenschaftliche Kuriositäten.
    Zum Beispiel, wie man mit einer Kartoffel eine elektrische Uhr zum Gehen brachte. Dazu brauchte man einen Kupferstift, einen Zinknagel und etwas Draht. Eine kartoffelbetriebene Uhr sah zwar ziemlich bescheuert aus, aber sie funktionierte.
    Wie die stumpfe Pyramide auf der Rückseite des Eindollarscheins. Sie stellte den unvollendeten Tempel Salomos dar. Das über der Pyramide schwebende Auge war ein Symbol für den großen Baumeister des Universums.
    Oder der Erfinder des Lifts. Um 50 vor Christus hatte der römische Architekt Vitruv die ersten Aufzüge entworfen, die mit Menschen-, Tier- oder Wasserkraft betrieben wurden.
    Das wusste Fric.
    Eine Menge von diesem komischen Zeug hatte im täglichen Leben keine große praktische Bedeutung und änderte nichts daran, dass er zu klein und dünn für sein Alter war und einen merkwürdigen Hals hatte. Es änderte auch nichts an den riesigen, unwirklichen grünen Augen, von denen die Klatschkolumnisten schwärmten, wenn sie über seine Mutter schrieben, die ihn aber wie eine Kreuzung zwischen einer Eule und einem Alien aussehen ließen. Trotzdem wusste er gern über diese komischen Dinge Bescheid, auch wenn sie ihn nicht aus dem Sumpf seiner Existenz befreien konnten.
    Über ein exotisches Wissen zu verfügen, das bei anderen Leuten nur selten zu finden war, verlieh Fric das Gefühl, ein Zauberer zu sein. Oder wenigstens ein Zauberlehrling.
    Abgesehen von Mr. Jurgens, der zwei Tage im Monat in die Villa kam, um die große Sammlung moderner und antiker elektrischer Eisenbahnen zu säubern und zu warten, wusste nur Fric alles über die in einem eigenen Zimmer untergebrachte Eisenbahnanlage und ihre Bedienung.
    Die elektrische Eisenbahn gehörte dem weltbekannten Filmstar Channing Manheim, der zufällig auch sein Vater war. In Frics Innenwelt firmierte er schon lange als Schattenpapa, da er normalerweise nur im Geiste anwesend war.
    Der Schattenpapa wusste nur sehr wenig über die Eisenbahnanlage. Er hatte zwar so viel Geld für die Sammlung ausgegeben, dass er dafür auch den ganzen Staat Tuvalu bekommen hätte, aber er spielte nur selten damit.
    Die meisten Leute hatten noch nie von einem Staat namens Tuvalu gehört. Er bestand aus neun Atollen im südwestlichen Pazifik, hatte eine Bevölkerung von gerade einmal zehntausend Menschen und exportierte hauptsächlich Kopra und Kokosnüsse.
    Die meisten Leute hatten keine Ahnung, was Kopra war. Fric auch nicht. Allerdings hatte er es schon immer einmal nachschlagen wollen, seit er von Tuvalu erfahren hatte.
    Die Eisenbahnanlage war im oberen der beiden Untergeschosse aufgebaut, gleich neben der oberen Garage. Der Raum, in dem sie sich befand, war sechsundzwanzig mal dreizehn Meter groß. Damit war seine Bodenfläche größer als die eines durchschnittlichen Eigenheims.
    Das Fehlen von Fenstern sorgte dafür, dass die reale Welt keinen Eingang fand. Hier herrschte ausschließlich Eisenbahnphantasie.
    An den zwei schmalen Wänden beherbergten bis zur Decke reichende Regale die Sammlung mit Ausnahme der Züge, die gerade in Gebrauch waren.
    An den beiden Längswänden hingen sagenhafte Gemälde von Eisenbahnen. Eine Lokomotive, die mit flammendem Scheinwerfer durch dicke, leuchtende Nebelschwaden bricht; ein Zug, der über die vom Mond beschienene Prärie fährt. Züge jeder beliebigen

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