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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Epoche, die durch Wälder rasen, über Flüsse donnern, steile Hänge erklimmen. Dichter Rauch, der aus den Schornsteinen der Lokomotiven quillt; Funken, die von den Rädern sprühen, während die Lokomotiven sich durch Regen und Graupelschauer kämpfen, durch Schnee, Nebel und finstere Nacht.
    In der Mitte des riesigen Raums war ein massiver Tisch mit vielen Beinen aufgebaut, der eine geschickt geformte Landschaft mit grünen Hügeln, Feldern, Wäldern, Tälern, Schluchten, Flüssen und Seen trug. Landstraßen führten zu sieben Miniaturdörfern aus Dutzenden detaillierter Gebäude. Die Gleisanlage verlief über achtzehn Brücken und durch neun Tunnel. Die konvexen Kurven, konkaven Kurven, Schleifen, Geraden, Steigungen und Neigungen verbrauchten mehr Schienen, als es Kokosnüsse in Tuvalu gab.
    Die erstaunliche Konstruktion maß fünfzehn mal zehn Meter. Man konnte nicht nur darum herumgehen, sondern durch eine Schranke auch zu dem schmalen Gang inmitten der Landschaft gelangen, um dort wie ein Riese auf Urlaub im Lande Liliput spazieren zu gehen.
    Dort in der Mitte hielt Fric sich auf.
    Er hatte ganze Armeen von Spielzeugsoldaten über die Landschaft verteilt und gleichzeitig Stationsvorsteher und General gespielt. Angesichts der Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung standen, hätte die Sache eigentlich mehr Spaß machen müssen, als sie es wirklich tat.
    Am äußeren wie am inneren Schaltpult war ein Telefon angebracht. Als auf einmal auf beiden gleichzeitig sein persönliches Klingelzeichen ertönte, schrak er zusammen. Er bekam nur selten Anrufe.
    Das Anwesen war mit vierundzwanzig Telefonleitungen ausgestattet. Zwei davon waren für das Überwachungssystem reserviert, eine für die von außerhalb durchgeführte Kontrolle der eines Hotels würdigen Heiz- und Klimaanlage. Bei zweien handelte es sich um Faxanschlüsse, und zwei boten einen Zugang zum Internet.
    Sechzehn der restlichen siebzehn Leitungen waren der Familie und dem Personal zugeteilt. Anschluss Nummer vierundzwanzig diente einem höheren Zweck.
    Frics Vater genoss das Vorrecht von vier Anschlüssen, weil alle Welt – einmal sogar der Präsident der Vereinigten Staaten – mit ihm sprechen wollte. Anrufe für Channing – oder Chan, Channi beziehungsweise (im Falle einer verliebten Schauspielerin) Chi-Chi – trafen natürlich auch oft dann ein, wenn er gar nicht zu Hause war.
    Mrs. McBee verfügte ebenso über vier Anschlüsse, obwohl das, wie der Schattenpapa gelegentlich scherzhaft bemerkte, sie nicht zu der Annahme verleiten sollte, sie sei so bedeutend wie ihr Boss.
    Ha, ha, ha.
    Eine der vier Leitungen führte zur Wohnung von Mr. und Mrs. McBee, die anderen drei waren ihre Geschäftsanschlüsse.
    An einem gewöhnlichen Tag brauchte man keine drei Telefone, um den Haushalt zu führen. Musste Mrs. McBee jedoch eine Party für vier- oder fünfhundert Hollywoodaffen auf die Beine stellen, dann reichten selbst drei Leitungen nicht immer aus, um mit dem Eventdesigner, dem Partyservice, der Floristin, den Künstleragenturen und den unzähligen weiteren Firmen und Kräften zu verhandeln, die man unter einen Hut bringen musste, um einen unvergesslichen Abend zu organisieren.
    Fric fragte sich bei solchen Gelegenheiten immer, ob die ganzen Anstrengungen und Ausgaben überhaupt der Mühe wert waren. Am Ende des Abends verabschiedete sich die Hälfte der Gäste so im Alkohol- oder Drogenrausch, dass sie sich am Morgen bestimmt nicht mehr daran erinnerten, wo sie gewesen waren.
    Hätte man sie auf Gartenstühle gesetzt, ihnen Papiertüten mit Hamburgern ausgehändigt und ein paar Tankwagen voll Wein vorfahren lassen, dann hätten sie sich genauso zugedröhnt. Anschließend wären sie nach Hause gefahren, um sich dort wie üblich auszukotzen, wie üblich in Tiefschlaf zu verfallen und am Morgen nicht klüger als zuvor wieder aufzuwachen.
    Als Sicherheitschef hatte Mr. Truman zwei Anschlüsse in seiner Wohnung, einen privaten und einen geschäftlichen.
    Nur zwei der sechs Hausmädchen wohnten auf dem Anwesen. Sie teilten sich ein Telefon mit dem Chauffeur.
    Der Gärtner hatte einen eigenen Anschluss, Monsieur Hachette hingegen, der total gruselige Küchenchef, und Monsieur Baptiste, der lustige zweite Koch, mussten eine von Mrs. McBees Leitungen benutzen.
    Ms. Hepplewhite, die persönliche Assistentin des Schattenpapas, hatte zwei Telefone zur Verfügung.
    Auch Freddie Nielander, das berühmte Supermodel, das in Fricsilvanien als Quasimama bekannt war,

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