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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verbracht hatte, es herauszufinden.
    Vielleicht hätte Ming du Lac, der fest angestellte spirituelle Berater seines Vaters, das Zitat erläutern können. Fric hatte es allerdings nie gewagt, Ming um eine Erklärung zu bitten, weil er diesen fast so unheimlich fand wie Monsieur Hachette, das außerirdische Ungeheuer, das sich als Oberkoch des Hauses verkleidet hatte.
    Als Fric die letzte Grotte erreichte, jene, die am weitesten vom Eingang des Weinkellers entfernt lag, glaubte er wieder Schritte zu hören. Er legte den Kopf schräg und lauschte, aber auch jetzt war nirgendwo etwas Verdächtiges zu entdecken.
    Manchmal ging eben seine Phantasie mit ihm durch.
    Vor drei Jahren, als er noch sieben war, hatte er steif und fest geglaubt, dass Nacht für Nacht ein merkwürdiges, grünes, schuppiges Etwas aus der Toilettenschüssel seines Badezimmers kroch und nur darauf wartete, ihn zu verschlingen, wenn er je nach Mitternacht pinkeln ging. Wenn Fric damals mitten in der Nacht mit voller Blase aufwachte, hatte er seine Suite verlassen, um irgendwo anders im Haus eine sichere Toilette aufzusuchen. Monatelang war das so gegangen.
    In seinem von einem Monster bewohnten Bad hatte er einen Teller mit einem Keks hingestellt. Nacht für Nacht war der Keks aber unangetastet geblieben. Nach einer Weile hatte er ihn durch ein Stück Käse ersetzt und dieses schließlich durch Aufschnitt. Ein Monster mochte ja kein Interesse an Keksen zeigen und über Käse bloß die Nase rümpfen, aber einer fein gewürzten Mortadella aus der Metzgerei konnte ein Fleischfresser doch bestimmt nicht widerstehen.
    Nachdem auch die Wurst eine Woche lang nicht angerührt worden war, benutzte Fric wieder sein eigenes Badezimmer. Er selbst war auch nicht aufgefressen worden.
    Nichts folgte ihm in die letzte Grotte, nur der kühle Luftzug und das flackernde Licht-und-Schatten-Spiel der falschen Gaslampen.
    Durch Ein- und Ausgang war die Grotte in zwei Hälften unterteilt. Zu Frics Rechten befanden sich Regale mit Weinflaschen, links waren bis zur Decke verschlossene Weinfässer aufgestapelt.
    Gemäß der schablonierten Aufschrift enthielten die Fässer einen guten französischen Bordeaux. In Wirklichkeit waren sie mit billigem Fusel gefüllt, den nur in der Gosse lebende Vagabunden getrunken hätten. Zweifellos hatte ihr Inhalt sich schon Jahrzehnte vor Frics Geburt in Essig verwandelt.
    Teils waren die Holzfässer hier als Dekoration aufgestapelt, teils aber auch, um den Eingang zur Portweinkammer zu kaschieren.
    Fric drückte den verborgenen Knopf, der den Riegel löste. Ein Stapel aus hölzernen Fässern schwenkte nach innen.
    Dahinter lag ein Raum, der etwa so groß wie ein begehbarer Kleiderschrank war. An seiner Rückwand war ein Regal mit fünfzig, sechzig und siebzig Jahre altem Portwein aufgestellt.
    Portwein trank man zum Dessert. Fric zog Schokoladenkuchen vor.
    Selbst Ende der 1930er-Jahre, als das Haus erbaut worden war, hatte das Land wahrscheinlich nicht unter Banden von Portweindieben gelitten. Also war die Kammer offenbar nur zum Spaß kaschiert worden.
    Dieser geheime Ort war zwar kleiner als das Pelzmagazin, aber er konnte womöglich als Fluchtburg dienen – je nachdem, wie lange Fric sich versteckt halten musste. Einige Stunden lang konnte man es in der Kammer jedenfalls aushalten.
    Würde er jedoch zwei oder gar drei Tage lang hier bleiben müssen, würde er sich bestimmt wie lebendig begraben fühlen. Vor lauter Klaustrophobie würde er einen Schreikrampf bekommen, dem Wahnsinn verfallen und sich wahrscheinlich bei lebendigem Leibe selbst auffressen, angefangen mit den Zehen.
    Verwirrt von der Richtung, die das zweite Telefonat genommen hatte, hatte er vergessen, den Mysteriösen Anrufer zu fragen, wie lange die Belagerung dauern würde.
    Er trat von der Schwelle der Portweinkammer zurück und zog die clever gemachte Weinfasstür zu.
    Als Fric sich umdrehte, sah er eine Bewegung in dem Gang, durch den er die letzte Grotte betreten hatte. Diesmal war es nicht nur das Zittern falscher Gasflammen.
    Eine große, seltsame, spiralförmige Silhouette wanderte über die Regale und die gewölbte Ziegeldecke. Während sie sich der Grotte näherte, legte sie sich über das vertraute Flackern kleiner Lichtzungen und Schattenfahnen.
    Ganz anders als sein Vater in Filmszenen, in denen er in der Klemme steckte, wurde Fric ganz von Furcht ergriffen und konnte weder angreifen noch fliehen.
    Gespenstisch formlos, unstet, sanft taumelnd, kam der Schatten

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