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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Fließbandfertigung. Mit Kokain gemischte und in PCP getauchte Marihuana-Joints.«
    »Haben all Ihre Bekannten einen derart reizenden Lebenslauf?«
    Dunny zuckt die Achseln. »Er war eben, was er war.«
    »Ja, das war er. Jetzt sind die beiden Männer tot.«
    »Also, ich sehe die Sache so: Hector hatte schon mehrere Leute umgebracht, und Reynerd war an der Ermordung seiner eigenen Mutter beteiligt. Ich habe also kein Unschuldslamm auf den falschen Weg geführt, und das Opfer war auch keines.«
    »Es geht hier nicht darum, ob Sie jemand auf den falschen Weg geführt haben oder nicht, Dunny. Was mir Sorgen macht, ist vielmehr Folgendes: Offenbar begreifen Sie nicht, wo die Grenzen Ihrer Befugnisse liegen!«
    »Mir ist schon klar, dass es ein bisschen unkonventionell ist, einen Killer anzuheuern, um einen anderen Killer zu beseitigen, aber …«
    »Unkonventionell!« Typhon schüttelt den Kopf. »Nein, mein Lieber, das ist völlig unannehmbar .«
    Dunnys Bestellung kommt. Der Kellner entkorkt den Pinot Grigio und schenkt einen Schluck ein. Dunny kostet und nickt.
    Typhon, der sich darauf verlassen kann, dass der Lärm der angenehm beschwipsten Menge glamouröser Gäste die heikle Unterhaltung übertönt, kommt aufs Geschäft zurück. »Dunny, Sie müssen sich diskret verhalten. Schön, die Hälfte Ihres Lebens sind Sie ein Halunke gewesen, aber davon haben Sie sich doch in den letzten Jahren losgesagt, oder etwa nicht?«
    »Ich hab’s versucht. Im Großen und Ganzen habe ich’s auch geschafft. Hören Sie, Mr. Typhon, schließlich hab ich Reynerd nicht selbst umgelegt. Ich bin indirekt vorgegangen, so wie wir es vereinbart haben.«
    »Einen Killer anzuheuern ist kein indirektes Vorgehen.«
    Dunny schluckt eine Auster. »Dann hab ich da was missverstanden.«
    »Das bezweifle ich«, sagt Typhon. »Ich glaube, Sie haben wissentlich Ihre Befugnisse überschritten, um herauszufinden, wie weit Sie gehen können.«
    Dunny wagt nicht, die nahe liegende Frage zu stellen, und tut stattdessen so, als wäre er auf die Austern fixiert.
    Der mächtigste Studiochef der Filmindustrie betritt mit der Haltung und dem Selbstbewusstsein eines Cäsaren am gegenüberliegenden Ende den Raum. Begleitet wird er von einem Gefolge junger männlicher und weiblicher Mitarbeiter, die so aalglatt und cool wie Vampire aussehen, bei näherer Betrachtung jedoch so nervös wie Chihuahuas wirken.
    Der König von Hollywood, der Typhon sofort erblickt hat, winkt diesem mit gemessener und doch verräterischer Beflissenheit zu.
    Typhon erwidert den Gruß mit einem deutlich verhalteneren Winken, womit er sofort demonstriert, dass er in der Hackordnung einen höheren Rang einnimmt. Der Cäsar quittiert dies mit beherrschter, aber erkennbarer Verlegenheit.
    Nun stellt Typhon selbst die Frage, die Dunny nicht zu äußern gewagt hat: »Also, sind Sie wirklich zu weit gegangen, als Sie Hector X beauftragt haben?« Er beantwortet sie auch gleich: »Ja. Aber ich habe vor, Ihnen noch eine letzte Chance zu geben.«
    Dunny schluckt die nächste Auster, die ihm auch gleich glatter durch die Kehle rutscht als ihre Vorgängerin.
    »Viele der Männer und Frauen in dieser Bar handeln täglich Verträge mit der Absicht aus, sie zu brechen«, fährt Typhon fort. »Die Leute, mit denen sie verhandeln, gehen voll und ganz davon aus, geprellt zu werden oder selbst gegen bestimmte Klauseln zu verstoßen. Später wirft man sich wütend Anschuldigungen an den Kopf, Anwälte treten auf den Plan, eine gerichtliche Klage wird angedroht, wenn auch nicht eingereicht, und unter bitteren Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen wird eine außergerichtliche Einigung ausgehandelt. Nach dieser ganzen Geschichte – und manchmal sogar währenddessen
    – sind dieselben Parteien damit beschäftigt, weitere Verträge miteinander auszuhandeln – Verträge, die sie ebenfalls brechen wollen.«
    »Das Filmgeschäft ist ein wahres Irrenhaus«, sagt Dunny nüchtern.
    »Stimmt. Aber, mein Lieber, darauf will ich nicht hinaus.«
    »Entschuldigung.«
    »Ich will darauf hinaus, dass ein Vertragsbruch – oder auch ein Wortbruch im Allgemeinen – von diesen Leuten als Teil ihrer persönlichen und geschäftlichen Kultur akzeptiert wird, genau so, wie es in der Welt der alten Azteken akzeptiert war, Menschenopfer zu vollziehen. Für mich hingegen ist ein Wortbruch nicht akzeptabel, so zynisch bin ich nicht. Mir bedeuten Worte, Versprechen und Integrität etwas, und zwar viel. Deshalb kann ich mit Leuten,

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