Der wahre Hannibal Lecter
eines Tages Lord Avebury des Falles annimmt und einen Briefwechsel mit Maudsley beginnt.
Mit seiner Hilfe wird der Fall an die Europäische Kommission für Menschenrechte weitergeleitet. Grund seines Antrages ist der »grausame und ungewöhnliche Strafvollzug«, den man an Robert John Maudsley exerziert.
1983 wird der Antrag des Lord Avebury als unbegründet zurückgewiesen. Ein schwerer Schock für Robert John Maudsley, und eine schwere Niederlage für den so sieg-gewohnten Lord. Von der Fürsprache eines in England so geachteten Mannes hatte sich Maudsley zumindest eine Lockerung seines Vollzuges versprochen. Doch alle Bemühungen sind vergeblich.
Lord Avebury erinnert sich: »Es scheint, dass Robert einen tief gestörten Geist hat – das Resultat einer qualvollen Kindheit. In seinen Briefen beschrieb er gewöhnlich seine Lebensbedingungen, wie einsam er sich in seiner Zelle fühlt und dergleichen. Wie gefährlich er auch immer sein mag, er ist schließlich und endlich ein Mensch. Es gibt genügend andere Straftäter, die genauso gefährlich sind, die aber anders behandelt werden und in Gemeinschaft mit anderen leben dürfen.«
Robert John Maudsleys letzte Chance auf einen humaneren Strafvollzug wurde damit für immer ad acta gelegt. Nun weiß er, wie sein Leben verlaufen wird. Seine Zukunft ist der grauenhafte »Käfig« und die endlose Einsamkeit. »Mir fehlt nur noch die Gesichtsmaske, die man Hannibal Lecter verpasste, ansonsten ergeht es mir wie ihm«, so sieht er zu diesem Zeitpunkt seine Lage. Offensichtlich hat er den Film »Das Schweigen der Lämmer« in einem der vielen Gefängnisse, in denen er einsaß, schon einmal sehen dürfen. Er kennt alle Einzelheiten dieses Films sehr genau. Er kokettiert damit, dass man ihn mit Hannibal Lecter identifiziert.
Auch Lord Avebury stellt den Briefwechsel mit ihm ein.
Robert Maudsley selbst kann keine Briefe mehr versenden; er bekommt keine Briefmarken mehr. Die Gefängnisleitung weiß ihn sicher verwahrt, und da er keinerlei Kontakte mehr zur Außenwelt hat, wird es still um ihn.
15 Jahre später:
Maudsley ist wieder in den Schlagzeilen
Hätte es nicht 15 Jahre später in diesem Gefängnis einen Zwischenfall gegeben, man hätte nie mehr etwas von Robert John Maudsley gehört. Bis zu seinem Lebensende hätte er wohl den härtesten Strafvollzug, den England zu bieten hat, erdulden müssen.
Man wird erst wieder auf ihn aufmerksam, als ein anderer Gefängnisinsasse versucht, im Hochsicherheitstrakt F der Anstalt in Wakefield eine Geisel zu nehmen. Der Täter bewohnt die Zelle neben Maudsley. Sein Name: Charles Bronson. Er versucht, einen Lehrer der Anstalt in seine Gewalt zu bringen. Doch sein Vorhaben wird durch die Aufmerksamkeit eines Wachbeamten vereitelt.
Als man Bronson verhört und nach dem Grund seiner Tat befragt, ist seine Antwort: »Ich wollte den Lehrer nicht verletzen oder töten. Ich wollte, dass die Menschen draußen erfahren, wie wir hier leben müssen, dass wir weniger wert sind als ein Stück Vieh.«
In seinem Verhör gibt er seinen Zellennachbarn Maudsley als Zeugen dafür an, unter welchen grauenhaften und menschenverachtenden Bedingungen die Häftlinge in Wakefield leben. Doch Maudsley nimmt dazu keine Stellung.
Er will nichts mit der Angelegenheit zu tun haben und verweigert die Aussage.
Als Bronson wegen seiner versuchten Geiselnahme vor Gericht steht, versuchen er und sein Anwalt, auf die Missstände in der Anstalt hinzuweisen. Doch das Gericht lässt diesen Vorwurf nicht gelten. So besinnt man sich bei der Verteidigung auf den prominentesten Häftling der Anstalt: Robert John Maudsley. Der Anwalt trägt vor, dass Gefangene in dieser Anstalt verwahrt werden wie Hannibal Lecter in dem Film »Das Schweigen der Lämmer«.
Immer wieder fällt der Name Maudsley. Dies hilft dem Angeklagten aber nichts, denn er wird zu einer harten Strafe verurteilt.
Die bei dem Prozess gegen Bronson anwesende Presse hat jedoch wieder eine neue Schlagzeile für den nächsten Tag. Nun ist Maudsley wieder in aller Munde. Ganz England erfährt, wie man Maudsley verwahrt. Jede Einzelheit wird erwähnt und in Zusammenhang mit dem Film gebracht.
Die Nation ist gespalten. Die Reporter haben alle Hände voll zu tun, um die vielen Menschenrechtskommissionen zu Wort kommen zu lassen.
Der Vertreter einer dieser Kommissionen sagt: »Wir glauben, dass psychopathische Mörder unter ihrer Geistes-gestörtheit sehr leiden. Sie verdienen professionelle Hilfe und
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