Der wahre Hannibal Lecter
sauber gewischt habe ich die Zelle schon lange nicht mehr gesehen«, stellt einer fest. Noch sehen sie nicht, was Maudsley mit den beiden Mithäftlingen angerichtet hat. Die Oberkanten seiner »Särge« schließen fast auf den Zentimeter mit der Unterkante seines Bettes ab.
Man will die Zelle schon wieder verlassen, als ein Beamter versucht, den vordersten Karton unter Maudsleys Bett hervorzuholen. »Er hat wohl Bücher darin verstaut«, sagt er zu seinen Kollegen, als es ihm nicht gelingt, den schweren Karton unter dem Bett hervorzuziehen.
»Komm, ich helfe dir«, sagt ein zweiter Beamter, und mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, den Karton unter dem Bett hervorzuzerren. Plötzlich ziehen sie ihre Hände zurück.
Geschockt springen sie auf und rennen aus der Zelle, um ihren Fund in der Zentrale zu melden. Doch keiner der beiden ist zunächst in der Lage, das Gesehene zu beschreiben. Dann stammelt einer der beiden: »Ein Toter liegt unter dem Bett von Maudsley. Ein Toter!«
Man beauftragt andere Beamte, die Zelle Maudsleys weiter zu durchsuchen. Erschrocken sehen nun auch diese, was ihre Kollegen unter dem Bett gefunden haben. Blankes Entsetzen steht in den Gesichtern der Wärter, als sie die Zelle verlassen und dem leitenden Beamten Bericht erstatten.
»Wir gingen in die Zelle und fanden einen der Toten unter dem Bett. Er wurde erstochen und stranguliert. Den zweiten fanden wir in dem Karton daneben. Der Kopf des Mannes war aufgeplatzt wie ein gekochtes Ei. Im Schädel steckte ein Löffel. Maudsley hat sein Gehirn gegessen.«
Auch die Gefängnisleitung ist geschockt Man hat schon vieles erlebt hinter diesen Mauern, doch Maudsleys Taten überbieten alles.
Die Spurensicherung, die Gerichtsmedizin und die Staatsanwaltschaft werden in die Haftanstalt gerufen. Die Häftlinge der Nachbarzellen werden verlegt. Man will unter allen Umständen vermeiden, dass sich die Nachricht wie ein Lauffeuer unter den Gefangenen verbreitet.
Maudsley, der inzwischen in einer Einzelzelle untergebracht ist, beschwert sich. Er will wieder in seine gewohnte Zelle.
Doch die Beamten haben anderes zu tun, als sich seine Wünsche anzuhören. Das gesamte Personal ist in höchster Aufregung. Längst sind alle Gefangenen in ihren Zellen. Doch die Nervosität der Beamten überträgt sich auch auf die Häftlinge. Sie können nur erahnen, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen ist.
Diese Situation dauert über Stunden an. Längst hätte das Abendessen gebracht werden müssen. Doch alle anwesenden Beamten halten sich in dem Zellengang auf, in dem das schwerste Verbrechen in der Geschichte der britischen Strafanstalten geschah.
Selbst die Gerichtsmediziner, die allerhand gewöhnt sind, haben Probleme beim Anblick der bis zur Unkenntlichkeit zugerichteten Opfer. Niemand kann sich vorstellen, dass ein Mensch zu solch einer Tat im Stande ist.
Die Staatsanwaltschaft sucht Maudsley in seiner neuen Zelle auf, um ihn über den Tathergang zu befragen. Mit aus-reichender Bewachung betritt der leitende Staatsanwalt den Raum. Völlig apathisch sitzt Robert auf dem Stuhl und wundert sich über die Vielzahl der Besucher. Noch bevor sich der Staatsanwalt überhaupt vorstellen kann, sagt er zu diesem: »Ich dachte, es gäbe endlich Abendessen.«
Hochsicherheitstrakt für Robert Maudsley
Einsam, völlig allein zieht Robert Maudsley seine Kreise im Hof der Strafanstalt Wakefield in Großbritannien. Die von der Gefängnisleitung gekauften, äußerst scharfen Hunde beobachten jede Bewegung dieses Mannes. Maudsley weiß genau, ein falscher Schritt wäre sein sicherer Tod. Neun schwergewichtige Beamte werden täglich für seinen Hofgang abgestellt. Selbst wenn sie Maudsley in die Zelle zurück-bringen, verzichten sie nicht auf ihre Hunde.
Robert hat großen Respekt vor diesen Bestien. Er hat sie schon in Aktion erlebt, diese ausgebildeten Kampfhunde, die darauf abgerichtet sind, Menschen zu töten. Er kennt die Gefahr, die von diesen Tieren ausgeht. Als er einmal auf einen Aufseher zugehen wollte, um eine Frage zu stellen, blitzten ihm ihre scharfen Gebisse entgegen, und die Beamten hatten Mühe, die Hunde zurückzuhalten.
Bei keinem der zahlreichen Gefangenen reagieren die Tiere so wie bei Robert Maudsley. Es wird jedoch nicht der ihnen eigene Instinkt sein, der sie so aggressiv ihm gegenüber macht.
Es ist wohl eher die Angst ihrer »Herrchen«, die den Beschützerinstinkt der Hunde wachsam werden lässt.
So trottet Maudsley Tag für Tag eine
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