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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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vorangekommen. Die Einleitung stimmte, aber irgendetwas fehlte noch. Sie konnte es nicht in Worte kleiden, dieses magische Etwas, das sie für sich selbst »die Story« nannte. Meistens bekam Dottie es erst gegen Ende der Vorbereitungen zu fassen, bis jetzt hatte es immer noch rechtzeitig geklappt. Im letzten Moment sozusagen. Bis Samstag musste sie es geschafft haben.
    Und deshalb kam ihr die Verabredung zum Tee bei Mrs. Totton reichlich ungelegen.
     
     
    Mrs. Totton wohnte in einem reizenden, weißen Häuschen. Der Garten war von einer Mauer umgeben, und hinter dem Haus wuchsen Obstbäume. Es stand in dem üppig grünen kleinen Tal unweit der Stelle, wo die Brücke von Boldre den Fluss überquerte.
    »Da es so ein schöner Tag ist, habe ich mir gedacht, wir können einen Spaziergang hinauf zur Kirche von Boldre machen«, verkündete Mrs. Totton, als sie Dottie die Tür öffnete.
    Die Kirche auf ihrem Hügel sah trotz des finsteren Waldes ringsherum nicht düster, sondern sehr anheimelnd aus. Dottie erkannte, dass sie sehr alt sein musste. An den Wänden hingen einige Tafeln, die an Familien aus dem New Forest erinnerten. Eine davon fiel Dottie besonders auf.
    Sie war Frances Martell, geborene Albion, von Albion Park gewidmet, und ungewöhnlicherweise war auch der Namen ihrer »treuen Haushälterin und lieben Freundin« darauf vermerkt – Jane Pride.
    »Albion Park. So heißt mein Hotel«, meinte Dottie.
    »In diesem Haus wurde ich geboren«, erwiderte ihre Gastgeberin. »Vor meiner Hochzeit mit Richard Totton hieß ich Albion.« Sie lächelte. »Inzwischen sind viele der großen Häuser im New Forest Hotels geworden. Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen die Geschichte von Frances Albion«, schlug sie auf dem Rückweg vor. »Sie wurde in Bath vor Gericht gestellt, weil sie ein Stück Spitze gestohlen hatte.«
    Es kam noch ein weiterer Gast zum Tee, eine freundliche Frau Mitte Fünfzig namens Imogen Furzey, die Mrs. Totton als »meine Cousine« vorstellte. Dottie ging richtig in der Annahme, dass in Mrs. Tottons Welt auch seit vielen Generationen entfernte Verwandte als Cousinen galten, aber sie hakte nicht weiter nach. »Sie ist Künstlerin. Also dachte ich, Sie würden sie vielleicht gern kennen lernen«, verkündete Mrs. Totton herzhaft und in dem Ton eines Menschen, der in der Überzeugung lebt, dass man Fernsehschaffende und Künstler im Allgemeinen getrost in einen Topf werfen kann.
    Imogen Furzey war Malerin. »Das liegt in der Familie«, erklärte sie. »Mein Vater war Bildhauer. Und sein Großvater war ein recht gut bekannter Maler aus dem New Forest namens Minimus Furzey.«
    Dottie fand Imogen Furzey auf Anhieb sympathisch. Ihre Kleidung war zwar exzentrisch, aber von einer schlichten Eleganz. Offenbar hatte sie ihr Kleid selbst entworfen, und vermutlich galt das auch für ihr silbernes Armband. Um den Hals trug sie an einer passenden Silberkette ein seltsames, dunkles kleines Kruzifix. »Ein Erbstück«, erwiderte sie, als Dottie sie darauf ansprach. »Ich glaube, es ist uralt, doch ich weiß nicht, woher es stammt.«
    Die Plauderei beim Nachmittagstee verlief sehr angenehm, und Dottie erfuhr dabei aus Mrs. Tottons und Imogen Furzeys Erzählungen eine Menge über den New Forest.
    »Wir fragen uns nur«, sagte Mrs. Totton, als der Nachmittag sich dem Ende zuneigte, »wie es sein kann, dass Sie mit einem Namen wie Pride nicht aus dem Forest stammen.«
    Dottie entgegnete, sie habe bereits mit Peter Pride über dieses Thema gesprochen, ohne dass sie eine eindeutige Antwort gefunden hätten. »Es gab eine Dorothy Pride, die den New Forest verließ und nach London ging, und eine, die in London lebte. Doch wie soll man herausfinden, ob es sich um ein und dieselbe Person handelt?«
    Mrs. Totton betrachtete sie nachdenklich.
    »Vor vielen Jahren, als wir Albion Park verkauften, gingen mein Bruder und ich die Papiere des alten Oberst Albion durch. Es ist schon lange her, aber ich glaube, darin stand etwas über ein Mädchen aus der Familie Pride, das nach London davongelaufen ist.« Sie musterte Dottie. »Würden Sie sich die Sachen gerne ansehen?«
    Dottie zögerte. Ihre Arbeit rief. Aber andererseits…
    »Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht…«
    »Nein, überhaupt nicht.« Mrs. Totton lächelte. »Das heißt, falls die Papiere noch dort liegen, wo ich glaube. Imogen, mein Schatz, für mich sind sie zu schwer. In der Abstellkammer findest du einen Karton, auf dem ›Oberst Albion‹ steht. Könnt ihr

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